Dark Inside (German Edition)
irgendetwas hat sie dort hingelegt. Sie sind nicht einfach so gestorben.«
»Das ist doch verrückt. Wo sind die anderen?«
»Billy und die Übrigen schlafen im Wohnzimmer. Die Idioten haben zu viel gegessen und sind dann alle eingeschlafen. Die Mutter ist, glaube ich, noch im Schlafzimmer, zusammen mit ihrem kranken Kind.«
»Weck sie zuerst auf«, sagte Michael. »Sie wird länger brauchen als die anderen. Vergewissere dich, dass alle Türen und Fenster verschlossen sind. Und dann sag Billy, dass er so viele Lebensmittel wie möglich zusammensuchen soll. Aber nichts, was zu schwer ist. Es wird uns nur aufhalten, wenn wir wegrennen müssen.«
»Was hast du vor?«
»Ich suche nach Waffen.«
Evans rannte hinaus und ließ Michael im Schlafzimmer allein. Michael machte sich an die Arbeit. Zuerst durchsuchte er die Schränke und zog dann Kartons von den Regalen, deren Inhalt er auf dem Parkettboden verteilte. Wenn jemand so weit draußen in der Wildnis lebte, hatte er mit Sicherheit Waffen. Er musste sie finden. Er versuchte sich daran zu erinnern, ob er einen Schuppen im Garten gesehen hatte, doch er konnte nicht klar denken. Sein Gehirn funktionierte noch nicht richtig, weil er so lange geschlafen hatte.
Vielleicht war seine Reaktion ja übertrieben. Nur weil im Keller Leichen versteckt waren, bedeutete das noch lange nicht, dass die Hetzer das Haus beobachteten. Die Killer waren sehr unterschiedlich; es war durchaus möglich, das diese hier einfach nur zwanghaft ordentlich waren und nach dem Töten aufgeräumt hatten. Oder vielleicht hatten sie die ganze Familie im Keller gefunden und dort auch erledigt. Wenn sie sie irgendwo anders im Haus getötet hatten, hätte es doch Hinweise auf einen Kampf geben müssen. Blutlachen auf dem Boden oder Spritzer an der Wand – irgendwo hätte er Spuren finden müssen, oder nicht?
Das Bett.
Michael drehte sich um und starrte auf die Bettdecke. Sie war burgunderrot mit einem schwarz-silbernen Muster. Auf der Decke lag ein halbes Dutzend Kissen, die an den Bettpfosten lehnten. Das Schlafzimmer war penibel aufgeräumt, selbst die Kleidung im Schrank war nach Farbe und Stil sortiert. Das Bad hatte er sich schon angesehen und sämtliche Toilettenartikel waren ordentlich aufgereiht und frisch abgestaubt.
Warum lagen die Kissen dann so schief?
Michael streckte die Hand aus und griff sich die Kissen, die ihm am nächsten lagen. Er packte immer zwei Kissen auf einmal und warf alle auf den Boden. Dann krallten sich seine Finger in den Rand der Bettdecke und rissen sie mit einer einzigen Bewegung vom Bett.
Die Laken waren mit Blut befleckt. Nein, das war nicht das richtige Wort. Sie schwammen in Blut.
»Oh Gott.«
Er musste Evans holen. Michael durchquerte das Zimmer, legte die Hand auf den Knauf, drehte ihn herum und zog die Tür auf.
Von unten kam das Geräusch von brechendem Glas. Holz zersplitterte, als die Hintertür eingetreten wurde. Billy brüllte etwas, doch seine Worte waren nicht zu verstehen. Jemand schrie.
Zu spät.
Michael knallte die Tür zu und verriegelte sie instinktiv. Als er auf das Bett zuging, schlug sein Herz so schnell, dass er es bis in die Kehle spürte. Schreie drangen die Treppe herauf, Stimmen, die er kannte. Etwas oder jemand wurde gegen die Wand geschleudert. Noch mehr Glas brach.
Er musste sich bewegen. Er musste etwas tun. Doch er konnte nicht. Seine Füße waren am Boden festgeklebt. Blut schoss ihm in den Kopf, pochte in seinen Ohren, verdrängte die Schreie und den Krach. Er war wie gelähmt. Dort unten wurden gerade die anderen abgeschlachtet und er konnte nichts tun, um sie zu retten.
»Michael!«
Eine Faust, die gegen die Tür hämmerte, riss ihn aus seiner Starre. Er zuckte zusammen und machte einen Schritt nach hinten, wobei er über eine Ecke des Betts stolperte. Er stürzte und krachte mit dem Rücken gegen eine Holztruhe, so fest, dass er sich auf die Zunge biss. Er schmeckte Blut. Es sammelte sich in seinem Mund und brachte ihn zum Würgen. Als sich ihm der Magen umdrehte, kroch er ins Bad und steckte den Kopf in die Toilette.
»Michael, mach die verdammte Tür auf! Wir brauchen Hilfe!«
Er hörte, wie Evans nach ihm rief, doch er war zu weit weg. Die Stimme klang wie aus weiter Ferne, wie etwas aus einem schlechten Traum. Er schlug noch ein paarmal mit der Faust gegen die Tür und den Rahmen.
Dann nichts mehr.
Mit zitternden Knien stand Michael auf und öffnete den Hahn am Waschbecken, um sich Wasser ins Gesicht zu
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