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Dark Kiss

Dark Kiss

Titel: Dark Kiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Rowen
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gab nicht viele Informationen über sie. Die Agentur sagte mir, deine Mutter sei Anfang zwanzig gewesen. Sie habe verzweifelt nach einem guten Zuhause für ihr Baby gesucht. Das ist alles, was ich weiß. Es tut mir leid, Schatz.“
    Anfang zwanzig. Irgendein Mädchen, das in Schwierigkeiten geraten war und ihren Fehler wiedergutmachen wollte, indem sie das Baby zur Adoption freigab. Der Gedanke zog mir die Brust zusammen, und meine Augen brannten. „Kennst du ihren Namen?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Mir wurde berichtet, dass sie dich abgegeben habe und sofort danach verschwunden sei. Jahrelang habe ich befürchtet, dass sie zurückkommt und vor Gericht um das Sorgerecht kämpft, allerdings ist das nie passiert. Ich kann mit dir zu der Agentur gehen, und wir können zusammen mehr in Erfahrung bringen, wenn du das möchtest.“
    Ich erhob mich mit zitternden Knien und warf meine Tasche über die Schulter. Mir war kalt, und das hatte diesmal nichts mit der fehlenden Seele zu tun. Die Information sank gerade in mein Gehirn und versuchte neben all den anderen Neuigkeiten der vergangenen Woche noch einen Platz zu finden. „Ja …“ Ich räusperte mich und atmete bebend ein. „Ich, ähm … Vielleicht. Ich weiß nicht. Ich brauche Zeit, um darüber nachzudenken. Aber ich bin froh, dass du es mir gesagt hast. Wirklich.“
    „Schatz, setz dich hin. Lass uns noch etwas darüber reden.“
    „Nein, ich muss gehen. Carly wartet im Crave auf mich. Wir reden … später.“
    Ich floh aus der Küche, ohne mich umzusehen. Ich konnte mich damit jetzt nicht befassen – das war zu viel. Also ließ ich sie da in der Küche zurück, mit dem Weinglas in der Hand.
    Eine Frau, die vor siebzehn Jahren ein Baby adoptiert und kein Wort darüber verloren hatte. Noch nicht einmal eine Andeutung. Doch mir war jetzt alles klar, und ich konnte nicht glauben, dass es mir nie aufgefallen war. Ich war nie so wie meine großen blonden und geselligen Eltern gewesen, die eher rüberkamen wie Barbie und Ken. Ich war klein, dunkelhaarig, blass und schon mein ganzes Leben lang eine Einzelgängerin gewesen.
    Als mein Vater nach England gezogen war und versprach, mich so oft zu besuchen wie möglich, fühlte ich mich verlassen. Ich versuchte diese Gefühle zu unterdrücken und legte mir einen scharfsinnigen schwarzen Humor zu, mit dem ich mich schützte. Aber dieses Verlassensein, von dem ich heute erfahren hatte, weckte ganz andere Emotionen in mir. Ich konnte es noch nicht einmal beschreiben. Es ließ einfach nur ein Gefühl der Leere zurück. Wenigstens hatte mein Vater – mein Adoptivvater – mir gesagt, dass wir uns weiterhin sehen würden, als er vor zwei Jahren gegangen war. Was auch einmal geschehen war. Letztes Jahr zu Weihnachten war er für eine Woche in die Staaten gekommen und hatte in einem Hotel gewohnt. Wir hatten anderthalb Tage miteinander verbracht.
    Diese Frau, die mich zurückgelassen hatte, hatte das nicht getan. Sie hatte mir gar nichts gegeben. Mir lief eine Träne über die Wange, während ich unterwegs ins Crave war. Zum Club war es ein halbstündiger Spaziergang über volle, gut beleuchtete Straßen, also hatte meine Mutter nichts dagegen, wenn Carly mich nicht abholte. Ich wischte die Träne fort und ärgerte mich über die Gefühle, die von den Neuigkeiten in mir ausgelöst wurden. Ich beschloss, dass es die letzte Träne sein sollte, die ich über meine biologische Mutter verlieren würde.
    Der Obdachlose saß wieder vor dem Club und beobachtete mich, sowie ich mich näherte.
    „Dem Schicksal ohne Angst entgegensehen“, sagte er. „Trotzall dem, was sie verloren hat, wird sie in der dunklen Stadt ihren Weg finden, geleitet von den Wächtern der Nacht, die uns vor den Schatten beschützen. Einige sind Freunde, einige Feinde. Aber wer ist was? Wer soll es wissen?“ Etwas schwang in seinen Worten mit, das mich erstarren ließ, aber ich versuchte, es abzuschütteln. Ich hatte keine Zeit für sein Gebrabbel. Er war mir zu gruselig, vor allem nach der Elektrizität, die ich gespürt hatte, als er mich beim letzten Mal berührt hatte. Ich wollte nicht darüber nachdenken, was er meinen könnte. Nicht heute. Mein Kopf war schon so überladen.
    „Es ist nicht alles, wie es scheint“, rief er mir nach.
    „Nicht gerade eine Neuigkeit“, murmelte ich.
    Seit dem schockierenden Gespräch mit meiner Mutter war mir klar, dass ich heute wieder hier sein musste, und zwar nicht wegen des Essens und um mit Carly abzuhängen. Ich

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