Dark Lights
langsam auf uns zu. Na ja, wahrscheinlich kam es nur mir so vor. In Wirklichkeit flitzte er wahrscheinlich. Was John jetzt vorhatte, konnte ich mir sicher gut vorstellen. Auf einmal verschwand der Boden unter meinen Füßen und alles wurde schwarz. Das Letzte, was ich sah, war meine erstarrte Mutter, die Darren und mich fassungslos ansah und sich beide Hände auf den Mund gelegt hat.
Darren
Ich hatte es getan! Marleen würde zu Meinesgleichen werden. Im Moment wusste ich nicht, ob ich mich darüber freuen sollte, sie in ein Monster verwandelt zu haben. Auf jeden Fall hatte unser Blutaustausch aber stattgefunden. Jetzt gab es kein Zurück mehr! Bevor mein Vater uns angreifen konnte, hob ich meinen bewusstlos gewordenen Engel mit beiden Armen hoch und nutzte den ganzen Aufruhr, um hinaus in den Flur zu rennen. Zum Glück war es hier wie leergefegt. Somit verschnellte sich mein Tempo. Doch ich spürte deutlich, dass jemand uns folgte. Dieser Drecksack wollte einfach nicht lockerlassen! Dabei war es doch verboten, dass ein Vampir ein anderes Wesen der Nacht tötet! Du elender Feigling! schrie er mir hinterher. Bleib stehen! Oder hast du etwa Schiss, gegen mich zu verlieren? Du weißt, es ist dir nicht erlaubt worden, sie zu verwandeln! Das interessiert mich einen Scheißdreck! Von nun an waren mir alle Regeln egal. Außerdem hatte ich nicht Angst um mein Leben, sondern um Marleens. Ihr Körper spürte und fühlte im Moment gar nichts. Es wäre jetzt ein Leichtes, sie umzubringen. Für meinen Vater wäre es sicher kein Problem, mich für einen Moment ganz kurz abzulenken, um ihr das Herz aus der Brust zu reißen. Deswegen musste ich weiterlaufen. Der ekelige Gestank von altem, nassem Moos drang mir in die Nase. Der Ausgang konnte also nicht mehr weit sein. Ich drehte kurz den Kopf nach hinten und sah, wie mein Vater plötzlich lächelnd stehenblieb. Was war denn auf einmal mit ihm los? Marleen und ich durften einfach verschwinden? Irgendetwas stimmte doch nicht, oder? Ein ungutes Gefühl über kam mich. Der Gang vor mir wurde nur von brennenden Fackeln beleuchtet. Nach wenigen Augenblicken war ein kleines Tageslicht von der Decke zu erkennen. Geschmeidig und ohne Probleme hielt ich an und sprang aus dem Gulli hinaus. Wie lange war ich dort unten eingesperrt gewesen? Drei Monate? Auf jeden Fall tat es unheimlich gut zu spüren, wie der kalte Oktoberwind meine Haare durcheinander wehte und die kunterbunten Blätter in der Luft zum Tanzen brachte. Der Wald sah wunderschön aus in dieser Jahreszeit. Durch die Löcher zwischen den Bäumen drang das Licht der kalten Sonne auf den Boden. Sie sahen aus, wie reflektierende Spiegel. Gerade, als ich wieder loslaufen wollte, legte jemand die Hand meine Schulter. Vor Schreck, dass es mein Vater sein könnte, wich ich blitzschnell fünf Schritte zurück und krachte mit dem Rücken gegen einen dicken Baum. Doch als ich sah, wer es in Wirklichkeit war, entrang mir ein glückliches Seufzen. Oh mein Gott, Tanya! Ihre Klamotten waren völlig zerrissen und die dunkelblonden Haare, die zu einem Pferdeschwanz nach hinten gebunden waren, waren voller Dreck. Darren, wer- ach du scheiße! Ist Marleen in Ohnmacht gefallen? Und wie seit ihr an den Ratsmitgliedern unauffällig vorbeigekommen? Das kann ich dir jetzt nicht erklären. antwortete ich panisch Du musst sofort Jeremy und den anderen Bescheid sagen, dass sie... nach Toronto kommen müssen. Ravyl wird Marleen und mich dort auffinden. Er weiß, dass es dort nur einen Ort gibt, wo ich sie hinbringen könnte! Sie sagte noch irgendetwas, aber ich hörte es gar nicht mehr, denn meine Beine rannten bereits so schnell es ging in die Richtung von Südkanada. Obwohl meine Augen alles um mich herum haargenau erkennen konnten, so war mein Blick trotzdem nur auf meinen Engel gerichtet. Sie sah so schön aus mit den langen, dunklen Wimpern. Ihre Haut war schon etwas blasser geworden. Auf jeden Fall würde sie, wenn sie aufwachte, einen schrecklichen Durst haben. Am besten, Marleen gewöhnte sich gleich an die Blutbeutel. Dann würde sie später keine Schwierigkeiten haben. Ich lief unendliche lange durch Dörfer, kleine Städte, über Wiesen, Felder und Brücken, bis irgendwann in der Ferne die ersten Hochhäuser sichtbar wurden. Und natürlich auch der CN Tower, das Wahrzeichen Torontos. Doch dann fiel mir ein, dass ich mit Marleen nicht einfach durch die Stadt rennen konnte. Jedenfalls nicht bei Tag. Was würden denn die Leute denken, wenn ich
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