Dark Lights
bewusstloses Mädchen in den Armen hielt? Daher blieb ich nun stehen und überlegte, wo wir bis zum Anbruch der Nacht bleiben könnten. Da gab es nur eine Antwort: Hier im Wald. Vorsichtig legte ich Marleen unter eine dicke Eiche und setzte mich danach stöhnend neben sie. Jetzt konnte ich nachdenken. Mein Körper fühlte sich auf gewisse Weise innerlich total erschöpft. Ich musste unbedingt mal wieder schlafen. Aber nicht jetzt. Morgen, vielleicht. Was würde passieren, wenn Marleen aufwachte? Davor hatte ich nämlich am meisten Angst. Mein ganzes Leben hatte sich nun innerhalb weniger Stunden verändert. Gestern noch hatte ich mir fest vorgenommen gehabt, sie niemals zu Meinesgleichen zu machen! Und jetzt... jetzt war es zu spät. Bald müsste sie ihren Dad für immer verlassen. Wie sollte sie das bloß verkraften? Oh man, ich hatte nur an ihr Überleben gedacht und dabei völlig die ganzen Nachteile vergessen. Vielleicht wollte mein Engel mich gar nicht mehr? Könnte sie mich je hassen? Bei dem Gedanken verspürte ich einen heftigen Stich unterhalb der Brust. Wenn ja, dann würde ich das natürlich verstehen. Ich würde ihr versprechen, für immer fortzugehen. Wohin, brauchte ich ihr nicht zu sagen. Es wäre ganz leicht, andere Vampire zu ärgern, die mir sofort das Herz aus der Brust reißen würden! Denn ohne Marleen konnte ich einfach nicht mehr leben. Wer hätte gedacht, dass ein ganz normales Menschenmädchen mal die Gefährtin von einem der mächtigsten Vampire auf der Welt sein würde? Ich ganz sicher nicht! Es stand schon immer fest, dass Marleen für mich geschaffen worden ist. Bereits, als wir uns das erste mal auf dem Friedhof, bei der Trauerfeier ihrer Mutter, gesehen hatten, war mir schon klar gewesen, dass dies nicht unsere letzte Begegnung sein würde. Es hatte etwas Merkwürdiges in der Luft gelegen. Obwohl ich Marleen anfangs wirklich nicht leiden konnte, so wurde mir jetzt klar, dass ich sie tief in mir schon immer geliebt habe. Seit ich verwandelt worden war. Mit wem ich wohl geheiratet hätte, wenn ich ein Mensch geblieben wäre? Ach, das interessierte mich doch gar nicht. Die Einzige, die ich in meinem Leben wollte, war Marleen. Und daran würde sich niemals etwas ändern. Hoffentlich war es bei ihr genauso. Wir würden außerdem die ganze Ewigkeit zusammen sein. Lächelnd schloss ich die Augen und stellte mir schöne von uns beiden vor. Wie wir in Frieden glücklich miteinander lebten... doch zuerst musste mein Vater getötet werden. Davor war kein Frieden in Sichtweite. Wie hatte er damals seine Gefährtin bloß bestrafen wollen?! Ich könnte an so was bei Marleen nicht einmal ansatzweise denken! Nie in meinem Leben könnte ich sie ermorden wollen! Das wäre unfassbar! Klar, sie ging mir schon manchmal auf die Nerven, und ich wahrscheinlich auch ihr, aber war das nicht etwas ganz Normales? Streitereien gehörten nun mal mit zum Leben! Daran konnte man schließlich nichts ändern. War bei meinem Vater die Gier nach Macht wichtiger, als seine Liebsten? Wenn er, wie er gesagt hatte, mich wirklich liebte, wieso hatte er mir dann so ein schreckliches Schicksal zugeteilt? Ich war nie ein schlechter Mensch gewesen oder hatte anderen etwas Schlimmes gewünscht. So einer war ich eben nicht. Doch das alles hatte sich vor langer Zeit leider verändern müssen. Es gab keine andere Möglichkeit zum Überleben. Mein Körper verlangte nach Blut, sodass mir nichts übrig blieb, als ihm zu gehorchen. Wieder verging endlose Zeit. Meine Gedanken schwirrten umher und waren nicht mehr klar zu fassen. Kein Geräusch um mich herum war zu hören, was ziemlich merkwürdig war. Selbst der Wind schien aufgehört haben zu wehen. Ich fühlte mich so frei und schwerelos... nach Luft schnappend riss ich die Augen auf und blickte in den bereits dunkel gewordenen Himmel, der vom Vollmond und den unzähligen Sternen beleuchtet wurde. Oh mein Gott! Wie konnte ich nur eingeschlafen sein?! Währenddessen hätte man meinen Engel entführen oder sonst was mit ihr anstellen können! Panik durchfuhr mich bei dem Gedanken daran. So etwas Schreckliches, wie Schlafen, durfte mir nie wieder in solchen Situationen passieren. Ich hatte Marleen verwandelt und trug bis sie aufwachte, die ganze Verantwortung über ihren bewusstlosen Körper, der im Moment nichts fühlte und taub war. Wen sie nicht atmen würde, könnte man denken, sie wäre tot. Doch ihr Herz schlug laut und wild. Spätestens in ein paar Tagen würde es leider aufhören zu
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