Dark Lights
hinter mich und ließ sich auf die Kniee fallen. Auf einmal fühlte ich mich nicht mehr sicher bei ihm. Dieser Mistkerl hatte tatsächlich vor, mein Leben zu beenden. Hatte er mich vor einer halben Stunde nur angelogen, damit ich ruhig blieb und nicht durchdrehte? Wie konnte er so etwas Schreckliches nur tun?! Bedeutete ich ihm wirklich so wenig? Noch bevor ich es merkte, liefen mir unzählige Tränen über die Wangen und brachten sie zum Brennen. Dann schob er sanft meine Haare auf die linke Seite, sodass die rechte Seite meines Halses vollkommen entblößt wurde. Jede Faser, jeder einzelne Muskel in meinem Körper war angespannt. Würde es wirklich gleich vorbei mit meinem Leben sein? Ich war doch erst sechzehn Jahre alt. So viel hätte noch vor mir gelegen. Meine gesamten Zukunftsträume, die von Darren und mir als Unsterbliche handelten, schienen sich auf einmal in Luft aufzulösen. Alle Pläne waren umsonst gewesen. Im Grunde genommen war dies alles die Schuld meines Vaters. Hätte er mich letztes Jahr auf ein anderes Internat geschickt, dann wäre ich Darren niemals begegnet und würde in ein paar Minuten immer noch am Leben sein. Weil man es aber nicht mehr ändern konnte, war ich nicht böse auf ihn. Schließlich hatte er dies nicht erahnen können. Mein Körper zitterte und aus den Augenwinkeln sah ich, wie sich Darrens Augen rot färbten und zwei spitze Zähne aus seinem Mund herausfuhren. Panik durchfuhr mich, sodass mein Atem einen Gang schneller wurde. Noch nie in meinem Leben hatte ich so eine schreckliche Angst, wie jetzt gerade, verspürt. Mein Geliebter würde mich umbringen. Ausgerechnet die Person, der ich am meisten vertraut hatte, ließ mich im Stich. Langsam glitt seine Zunge über meine Haut und hinterließ eine heiße Spur, die mich leider Gottes ausgerechnet jetzt erregen musste. Aus Scham schloss ich die Augen. Alle konnten spüren, wie sehr ich Darren wollte. Wie ich nach ihm verlangte. Da war ich mir sicher. Und doch regte sich keiner. In wenigen Augenblicken würde es vorbei mit meinem Leben sein. Verzeih mir, Marleen. Verzeih mir. Da mich diese Worte sofort an meinen Alptraum von letzter Nacht erinnerten, riss ich erschrocken die Augen auf und plötzlich war mir klar, was er vorhatte! Doch ich konnte nichts mehr tun oder sagen, denn in dem Moment bohrten sich seine Zähne tief in meine Haut und ließen alles um mich herum verschwinden. Darren wollte mich ernsthaft jetzt vor allen Ratsmitgliedern - vor John! - verwandeln! Woher nahm er den den Mut, so etwas zu tun? Und was hatte ihn überhaupt zu dieser Entscheidung bewegt? Immer wenn ich ihn auf dieses Thema angesprochen hatte, wollte er nichts davon wissen! Und jetzt... oh mein Gott! Darren und ich könnten zwar die Ewigkeit nun miteinander verbringen, doch erst jetzt wurde mir klar, was das Vampirsein auch bedeutete: Die Familie verlassen! Damit war eine ganz bestimmte Person gemeint. Und zwar mein Dad. Wo war er bloß? Ich könnte ihm nicht mehr in die Augen sehen! Er würde mich nun an verabscheuen! Ich verlor mit diesem Schicksal leider auch alles, was ich liebte. Meine Tränen hörten auf zu fließen. Das wurde mir einfach alles zu viel. Aber ich konnte Darren nicht von mir wegdrücken. Erstens, weil er tausend mal stärker war, und zweitens, weil ich mir schon seit einer halben Ewigkeit wünschte, ein Vampir zu werden. Endlich ging mein Traum in Erfüllung. Vorsichtig versuchte ich mich zu entspannen, woraufhin der Schmerz zum Glück verschwand. Langsam strich ich Darren mit den Fingerspitzen über die Wange. Er trank in großen Schlücken und mir wurde allmählich schwindelig. Hinter meinem Rücken bewegte er seine Hände aus irgendeinem Grund. Was sollte das? Darren, ich- Noch bevor ich zu Ende sprechen konnte, drückte er mir sein linkes aufgeritztes Handgelenk fest an die Lippen, sodass ich nicht anders konnte, als zu trinken. Das Vampirblut floss meine Kehle hinunter und ließ mich eine Art Rausch fallen. Alles geschah plötzlich wie in Zeitlupe. John sprang als allererstes auf, ehe die anderen Vampire dasselbe taten und begannen, wild und durcheinander zu tuscheln. Und ich nahm auch wahr, wie sich zwei junge Kerle und zwei schwarz gekleidete Männer mit Masken auf dem Gesicht unauffällig vom Saal entfernten. Oh, das waren ja Jeremy und Tom mit sicherlich Ravyl und Mister Kohl. Wieso waren Tanya und mein Dad nicht dabei? Wo waren die beiden bloß? Jemand schlug außer sich vor Wut den obersten Ratstisch entzwei und kam
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