Dark Lights
Erregungstrunk geben. Allerdings hätte ich ihr das Glas, nachdem sie es bereits in der Hand hielt, nicht einfach wegnehmen können. Wie hatte mein Großvater uns überhaupt gefunden?! Es war mir bis auf die Knochen peinlich gewesen. Als er Marleen und mich in so einer Pose gesehen hatte, wäre ich am liebsten im Boden versunken und nie wieder hochgekommen! Wie sollte ich ihm denn jetzt noch in die Augen schauen können? Das war doch unmöglich. Das gute war jedoch, dass er Marleen anscheinend wirklich sehr gern hatte, obwohl sie ziemlich ausgerastet war. Hoffentlich würde mein Engel ihn ebenfalls mögen. Aber eigentlich mochte Marleen jeden, der freundlich zu ihr war. Daher bräuchte ich mir eigentlich keine Sorgen zu machen.
Marleen
Erschrocken sprang ich aus dem Bett und blickte mich um. Wo waren Darren und ich hier? In diesem kleinen Raum mit den schneeweißen Wänden befanden sich nur ein Himmelbett und ein zweitüriger Kleiderschrank aus heller Buche. Mehr nicht. Stöhnend fasste ich mir an den Kopf und dachte scharf nach. Was war gestern passiert? Ah! Darren und ich wurden von so einem komischen alten Mann in eine prächtige Villa gebracht, die wohl diese hier war. Er kannte Darren außerdem. Aber woher? Ich hatte ihn jedenfalls noch nie zuvor gesehen. Und Darren, dieser Hohlkopf hat mich betrunken gemacht! Das würde er noch büßen, wenn er erst mal aufstand! Doch nun wollte ich mich ein wenig umsehen. Nervös zog ich mir mein hübsches Kleid über und band mir die zotteligen Haare mit dem Zopfgummi an meiner rechten Hand nach hinten. Mein Schatz schlief noch tief und fest, also konnte er nicht mitkommen. Ach, mir würde schon nicht Schlimmes hier passieren. Grinsend schlich ich mich hinaus auf den langen Flur und musste auch gleich wieder innehalten. OH MEIN GOTT! Träumte ich etwa? Waren die crèmefarbenen Wände, an denen alte Ölgemäde in einer geraden Reihe hingen, wirklich nass oder glänzten sie bloß so sehr? Der elegante, rote Teppich unter meinen nackten Füßen fühlte sich wie weiche Baumwolle an und sah so sauber aus, dass ich Angst hatte, mich überhaupt zu bewegen und vielleicht Staub zu verteilen. Es lag eine gewisse Spannung in der Luft, in der ich Anwesenheiten verspürte, die mir völlig fremd waren und die ich noch nie zuvor wahrgenommen habe. Fasziniert wagte ich die nächsten Schritte nach rechts und stand nun vor einer hohen, breiten Treppe, die nach oben ins erste Stock führte. Doch nicht das goldene Geländer oder der kristallene Kronleuchter waren Schuld daran, dass ich ganz plötzlich vergaß zu atmen. Auf den Stufen der Treppe befanden sich kleine Männchen in Ritterrüstungen. Stocksteif standen sie da und bewegten sich aber auf eine gewisse Art trotzdem. Ihr Atem ging flach. Ich konnte sogar die Herzschläge hören! Waren das etwa Menschen? Warum rochen sie dann nicht so? Was waren das für Wesen? Guten Morgen, Fräulein. Habt Ihr gut geschlafen? erklang eine Stimme hinter mir. Erschrocken schnappte ich nach Luft und drehte mich um. Allerdings war das niemand. Äh... Wurde ich nun verrückt? Hier unten, Fräulein. Jemand zog an meinem Kleid, sodass ich den Kopf senkte und kreischend einen Schritt zurücksprang. Ach du meine Güte! Was... wie... Stand vor mir tatsächlich eine lebendige Puppe?! Irgendetwas musste mit meinen Augen wohl nicht stimmen. Blinzelnd rieb ich sie ein paar mal, doch die Puppe in dem knallpinken Rüschenkleid war immer noch da und lächelte. Es sah einfach nur bezaubernd aus. Oh mein Gott, du bist ja süß! Lächelnd bückte ich mich hinunter und reichte ihr meine Hand, die sie sofort entgegennahm. Ihre blasse Haut fühlte sich tatsächlich wie Porzellan an. Vielen Dank. Mein Name ist Louna-Louanne Nemours. Ihr wundert Euch bestimmt, dass ich so klein bin. Lasst es mich erklären. Eigentlich bin eine Porzellanpuppe, doch der Herr dieses Hauses hat mich zum Leben erweckt. Er ist so eine gütige Person! Ihre Wangen wurden ein wenig rot. Sie musste ihn wirklich SEHR gerne haben. Ich dachte mir aber nichts weiter dabei. Oh, schön. Ähm... du kannst mich ruhig duzen und Marleen nennen. Du bist ein echt liebenswürdiges Mädchen. Und sooo hübsch! Ich beneide dich wirklich! Kein Wunder, dass Darren dich über alles liebt. Du scheinst wohl perfekt zu sein. Perfekt? Ich? Das war doch lächerlich, oder? Ach was. Du bist doch viel schöner als ich. Man, dich muss man ja einfach gern haben. Du bist sowas von putzig! Ich konnte gar nicht mehr aufhören,
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