Dark Lights
Händen zeigte. Da vorne bei der Eisdiele. Die beiden Schwarzgekleideten Männer, die hinter dem fernster sitzen und gerade zu uns schauen. Dann noch da vorne bei der Ampel. Hmmm... in dem Klamottenladen sind vier Leute, die uns beobachten. Und da vorne auf der Bank. Die Frau mit den goldblonden Haaren und der Mann mit dem grauen Hut leben schon lange hier in Toronto, aber ich wusste nicht, dass sie für meinen Vater arbeiten würden! Oh man! Er hatte tatsächlich recht. Das waren alles Vampire. Jetzt, wo ich sie auch sehen konnte, fiel mir auf, wie blass sie waren und mit ihrer verführerischen, sowie gefährlichen, unsichtbaren Aura zwischen all den Normalos hier hervorstachen. Natürlich fiel den Menschen so etwas nicht auf.
Aber wo ist John?
, schoss es mir durch den Kopf, während ich den Blick ganz langsam durch die Menge gleiten ließ. Er musste doch hier sein. Oder? Ich wusste ja, dass er lieber andere die Drecksarbeit für sich machen ließ, aber dies hier war doch etwas anderes. Es ging schließlich um seinen eigenen Sohn! Aus irgendeinem grund konnte ich immer noch nicht glauben, dass John Darren wirklich jemals töten
könnte
. Das war einfach unmöglich. Auch John musste nämlich, tief in sich drin vielleicht, Gefühle haben. Man konnte nicht einfach mal so sein eigenes Kind töten. So etwas ging nicht! Mein blick blieb plötzlich bei einem Mann, etwa hundert Meter von uns entfernt, hängen, der eine hellbraune, dünne Jacke trug und dessen Gesicht durch einen Hut versteckt wurde. Um die Person etwas besser erkennen zu können, kniff ich die Augen zusammen. Seine Hände tippten ihm nacheinander ungeduldig auf die Oberschenkel, während seine glänzenden Schuhe nur still dastanden und nichts machten. Die Art, wie der Mann dastand... wie ein Reicher. Unter der Jacke, die er nun auf einmal aufknöpfte trug er einen schwarzen Smoking. Einen Smoking, den ich nur allzu gut kannte. Einen so fein geschnittenen Smoking, der nur einem Mann gehören konnte! Darren, ich habe John gefunden. hauchte ich atemlos und das Blut gefror mir in den Adern. Schlagartig drehte er sich um und folgte meinem Blick. Auch sein gesamter Körper erstarrte. Der Mann nahm wahrscheinlich extra langsam den Hut ab und hob seinen Kopf, um uns beide gleich darauf amüsiert anzuschauen. Jedes Geräusch um mich herum verschwand, während die Panik wieder Oberhand gewann. Was sollten wir tun? Wegrennen? Nein, das wäre unmöglich! Man hatte uns schließlich umzingelt. Aber nur dastehen wäre auch nicht richtig. John würde uns hier sicher nicht angreifen. Darren... flüsterte ich mit starrem Blick und versuchte meinen Atem zu beruhigen, der beinahe zu hyperventilieren begann. Bleibe ruhig. Zwischen all den Menschen sind wir immerhin sicher. Ich atmete einmal tief durch. Sti- Guten Morgen, Mr Shane. erklang plötzlich eine weibliche Stimme hinter uns. Wir fuhren beide nach Luft schnappend einmal herum und durften mit ansehen, wie die zwei Männer aus der Eisdiele, die Frau unter der Ampel, die vier Jugendlichen aus dem Klamottenladen und das Paar, das auf der Bank gesessen hatte, uns nun in einem kleinen Kreis umstellte, sodass wir kaum noch Möglichkeit hatten, uns zu bewegen. Meine Hände krallten sich in Darrens Hemd, während seine meine Taille fest an sich drückten. Er durfte mich auf keinen Fall loslassen, denn wer wusste schon, ob sie uns dann nicht in verschiedene Richtungen zerren würden. Verschwindet. Geht uns aus dem Weg. sagte Darren leise, aber warnend. Jeder seiner Muskeln war angespannt, wie ich spüren konnte. Er empfand kein bisschen Angst, sondern nur Wut. Man, er war wirklich mutig. Als Mensch hätte ich mir sicher schon längst in die Hosen gemacht. Warum schauten die Menschen nicht hierher? Niemand beachtete uns! Also, das konnte doch nicht wahr sein! Es war doch wohl nicht zu übersehen, dass hier Gefahr mitten auf einem öffentlichen Gelände drohte. Waren die wirklich so bescheuert?! Am liebsten hätte ich angefangen zu schreien, doch stattdessen biss ich den Kiefer bloß fest aufeinander. Na, na, na. Freust du dich denn gar nicht, deinen Vater wiederzusehen, du Bengel? Erst nach wenigen Sekunden realisierte ich, dass John direkt vor uns - nur einen Meter entfernt - stand und breit grinste. Doch in seinen blauen Augen blitzte der Zorn gewaltig wie ein schrecklicher Sturm. Er hatte sich kein bisschen verändert. Die breiten Schultern, das makellose, leider wunderschöne Gesicht und die bösen Gesichtszüge, die man
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