Dark Lord. Immer auf die Kleinen! (German Edition)
sich hin zu murmeln.
Die Stirn in tiefe Falten gelegt, als würde er sich ganz und gar auf die Zeremonie konzentrieren, beugte Dirk sich vor. Nach und nach füllte sich die Kristallkugel mit einem milchigen, blassrosa schimmernden Licht. Mit einem erleichterten Seufzer lehnte Dirk sich auf seinem Platz wieder zurück. Foletto warf ihm einen schiefen Blick zu. Jetzt war er es, der die Stirn runzelte.
Mit einem Ruck riss die Hohe Priesterin die Kristallkugel beiseite.
»Ungeeignet!«, schimpfte sie mit näselnder Stimme. »Vollkommen ungeeignet!«
»Was meinst du mit ungeeignet?«, fragte Foletto verwirrt.
»Verzeiht mir, Euer Majestät, aber in dem hier kann ich absolut keine Sünden feststellen. Er ist das reinste Unschuldslamm!«
»Wie bitte?!«, rief Foletto. »Aber er ist der Zauberer Obertrottel, ein ehemaliger Edler Ritter der Weißschilde, der seinen Heiligen Eid gebrochen hat! Er hat sich der dunklen Seite zugewendet und so weiter! Ich kann mir niemanden vorstellen, der ein größerer Sünder wäre als er – ausgenommen natürlich… Aber er ist…« Folettos Blick zuckte nervös zu Dirk, bevor er den Satz beendete.
»Nein, Foletto, dieser hier ist ganz und gar nicht böse«, stellte die Hohe Priesterin fest. »Er ist nur ein Junge, ein ganz normales Menschlingkind. Und ich würde sogar sagen, er ist noch wesentlich unschuldiger als die meisten von ihnen.«
»Aber… aber …«, stammelte Foletto. Er sah hinüber zu Dirk, der leise vor sich hin pfeifend an die Tempeldecke starrte, als wäre alles in bester Ordnung.
Ein gefährliches Glitzern trat in Folettos Augen. »Kannst du ihn nicht trotzdem opfern? Es könnte vielleicht doch etwas nützen, auch wenn er unschuldig ist!«
»Nein, das geht nicht! Auf keinen Fall! Ein solches Opfer würde Nephthos furchtbar erzürnen. Es wäre, als würde man ihm Dreck zu fressen geben oder Schlimmeres. Wahrscheinlich würde er vor Wut alles kurz und klein schlagen, unsere Stadt in Schutt und Asche legen wie beim letzten Mal!«
»Oh, nein, nicht schon wieder!«, stöhnte Foletto.
»Wir müssen ihn sofort freilassen!« Die Priesterin zückte den Obsidiandolch und zerschnitt Christophers Fesseln. Chris setzte sich auf, rieb sich die Handgelenke und blickte verwirrt in die Runde.
Foletto funkelte Dirk böse an. Der verschränkte die Hände hinterm Rücken, lächelte ihn an und wippte leise pfeifend auf den Fersen vor und zurück.
»Wir könnten den Jungen auch einfach töten, weißt du, nur so zum Spaß, ohne Opferritual und den ganzen Schnickschnack. Wir könnten ihn in den Weltraum schleudern oder ihn auf einer der schwebenden Inseln aussetzen!«, sagte der Skirritkönig grimmig.
»Nein, nein, das geht nicht«, schaltete sich die Hohe Priesterin ein. »Er ist jetzt geweiht, für die Opferung gesalbt. Wenn wir ihn töten würden, würde es immer noch als Opfer zählen. Nein, das Beste wird sein, ihn so schnell wie möglich aus dieser Welt zu entfernen. Wenn er hier in der Abgrundtiefen Untiefe umkommt, wird Nephthos ihn sich holen und wird es uns büßen lassen!«
Foletto hatte offensichtlich alle Mühe, die Worte der Priesterin zu verdauen. Christopher dagegen sog jedes einzelne begierig in sich hinein, stand auf und befreite sich von seinem Knebel.
Foletto rang verzweifelt die Hände, stemmte sie abwechselnd in die Hüften und schlug sich vor den Kopf, während er er ein ersticktes Wutgeheul ausstieß.
Dirk kicherte in sich hinein.
»Ich fasse es nicht«, schrie der Skirritkönig wutentbrannt, »du hast mich reingelegt, überlistet!«
»Aber ja, ich bin schließlich nicht umsonst der Dark Lord, der Meister der Hinterlist!«
»Glaub ja nicht, dass ich dich jetzt noch zu den Darklands bringe!«, fauchte Foletto.
»Oh doch, das wirst du! Das musst du, abgemacht ist abgemacht!«, entgegnete Dirk mit breitem Grinsen.
»Aber nicht den Jungen!«
»Ich habe ihn dir überlassen wie vereinbart. Ich kann wohl kaum etwas dafür, dass du ihn jetzt freilassen musst, oder?«, erinnerte Dirk ihn lächelnd.
Foletto spuckte geräuschvoll aus. »Pah!«, war alles, was er sagen konnte. Sofort eilten zwei kleine Skirrits herbei, um die Spucke aufzuwischen. Wütend trat Foletto nach ihnen.
Dann seufzte er. »Na schön. Allzu viel haben wir ohnehin nicht verloren. Euch zu den Darklands zu transportieren, ist keine große Sache und meinetwegen kannst du auch den Jungen mitnehmen. Wir können ihn sowieso nicht hierbehalten!«
Foletto gab seinen Dienern ein Zeichen.
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