Dark Love
mir. Das allein machte diesen Feiertag schon zu etwas ganz Besonderem.
Zumindest, bis ich mich wieder umgezogen hatte und auf den Hof getreten war, um das Training zu beaufsichtigen. Dort angekommen, hörte ich das Grollen der Transportermotoren, die gerade vor dem Haupttor eintrafen. Die anderen waren zurück.
Ich rannte zum Tor und packte den ersten Zombie, den ich sah, an der Schulter. Es war Amed, ein einfacher, aber vertrauenswürdiger Mann. »Ist er hier? Habt ihr ihn gefunden?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein. Das Flugzeug haben wir. Aber da war keine Spur von ihm. Nichts.«
Mein Arm fiel langsam nach unten.
Ich sagte es Nora selbst. Sie war im Büro ihres Vaters und arbeitete an dem Passwort. Der Zähler auf dem Bildschirm zeigte an, dass sie bereits 141 Versuche gestartet hatte. Als ich ihr die Nachricht überbrachte, wurde sie weiß im Gesicht, doch sie nickte nur gefasst.
»Ich gebe die Hoffnung nicht auf«, sagte sie. »Vater Isley hat recht. Solange es Hoffnung gibt, sollte man weitermachen. Und ich konnte sehr lange nicht mehr hoffen. Auch wenn wir ihn nie finden, gab es doch die Chance , und das … auch wenn ich immer noch wütend auf ihn bin, das hat mich glücklich gemacht. Ich habe wieder Glück empfunden, als ich schon dachte, ich könnte es nicht mehr.«
»Wahrscheinlich werden sie morgen die andere Hälfte der Soldaten sammeln und eine weitere Suchaktion starten«, erklärte ich ihr. Das schien sie ein wenig aufzuheitern. Als ich den Raum verließ, fühlte ich mich trotzdem, als hätte ich sie persönlich enttäuscht.
Wieder lenkte ich mich ab, indem ich den Tag mit Renfield verbrachte. Er arbeitete noch immer an der Black Alice. Ich war so in meine eigenen Gedanken versunken, dass ich widerspruchslos alles tat, was er mir auftrug, und meistens nicht einmal bemerkte, womit ich gerade beschäftigt war. Er war ganz versessen darauf, möglichst schnell noch weitere Teile aus dem Schiff zu holen – um sie zu säubern, wie ich annahm. Ich übernahm alle schweren Hebearbeiten.
»Wie geht es mit der Selbstverteidigung voran?«, fragte Renfield, während er mit einem Punktschweißgerät am Motor herumbastelte.
»Einigermaßen. Wir hatten bisher ja nur Zeit für ein paar Trainingsstunden. In so wenigen Tagen wird keiner zum Kampfkunstmeister. Und ihre Hände sind noch nicht ganz verheilt.« Aber sie lernte rasch, wie sie sich mit der Sense bewegen musste, und das war vielversprechend.
Ren nickte. »Auf jeden Fall ist es eine Ablenkung.«
»Für uns beide.«
Ren lachte leise, setzte sich neben mich und klappte das Visier seines Gesichtsschutzes hoch. »Ich finde, du kommst ziemlich gut damit klar, weißt du.«
»Was? Womit komme ich klar?«
Er schnaubte. »Es ist kaum zu übersehen, dass du sie magst.«
Aus irgendeinem Grund war es mir peinlich, dass er es bemerkt hatte. »Nimm’s mir nicht übel, Ren, aber was weißt du schon von Mädchen?«
Er hielt drei knöchrige Finger hoch. »Schon vergessen? Ich hatte außer den beiden Brüdern auch noch drei Schwestern. Ich weiß genug und ich bin ein ziemlich guter Beobachter.«
»Entschuldige.« Langsam drehte ich den Schraubenschlüssel in den Händen und dachte dabei an meine eigene Familie. »Ich weiß, dass Wolfe sich Sorgen gemacht hat, du könntest Kontakt mit ihnen aufnehmen. Und ich frage mich, ob – na ja, hast du?«
»Nein.« Renfield beobachtete, wie der Schraubenschlüssel sich drehte. »Hast du denn jemals mit deiner Familie Kontakt aufgenommen?«
»Nein. Als meine Mutter mich gesehen und geschrien hat, war es, als hätte sie … etwas Schreckliches akzeptiert. Das weiß ich, weil ich an diesem Tag genauso geschrien habe. Ich weiß, dass sie Geld bräuchte und ich weiß, dass sie mich liebt … mein früheres Ich … aber letztendlich ist es wohl besser, wenn sie mich für tot hält. Ein klarer Schnitt.«
»Verständlich.«
»Aber deshalb denke ich trotzdem manchmal … na ja. Nein, daran denken ist zu viel gesagt, aber … stellst du dir nicht auch manchmal vor , wie es wäre, deine Familie wiederzusehen?«
»Jeden Tag.« In seinen Augen lag ein sehnsüchtiger Ausdruck. »Und ich werde es auch tun, bevor ich endgültig tot bin. Und wenn sie meinen Anblick dann nicht ertragen können … tja … dann weiß ich wenigstens, dass es so ist. Und sie wissen endlich, was aus mir geworden ist, und es gibt keine offenen Fragen mehr. Das ist es nämlich, was ich an der ganzen Sache nicht ertrage … die Ungewissheit.«
Ich
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