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Dark Love

Dark Love

Titel: Dark Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lia Habel
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ist viel schmaler als du. Nicht, dass ich genauer nachgeschaut hätte oder so.«
    »War das gerade ein Kompliment für den Busen meiner Freundin?«, brummte Tom unter der Bettdecke hervor.
    »Ja«, erwiderte ich ausdruckslos an das Knäuel gewandt.
    Das Knäuel räkelte sich behaglich. »Danke, das ist sehr freundlich von dir.«
    Chas verstärkte ihren Griff um die Kleiderbügel und richtete ihren Blick auf mich. »Als ob er ihn gezüchtet hätte.«
    »Ich nehme das Rosafarbene. Und … was zieht man dazu an?«
    Chas ließ ein entnervtes »Arrrrgh« hören, suchte dann aber alles Weitere für mich heraus. Zum Abschied trat sie mir gegen die Wade, aber das war es mir wert gewesen.
    Ich schlich mich zurück in Dearlys Quartier und legte für Nora alles auf dem Bett bereit. Dann trippelte ich auf Zehenspitzen um sie herum und ging wieder in mein Zimmer, wo ich mich an die Arbeit machte. Unter der Uniformjacke trug ich ein schwarzes Oberhemd und eine rote Weste. Außerdem gab es noch Manschettenknöpfe mit einem emaillierten Z und zwei verschlungenen Ringen darüber, ein Kettchen für die Weste und etwa fünfhundert weitere Dinge, mit denen man sich halb wie ein Macho und halb wie ein Mädchen vorkam, weil man sie alle so sorgfältig anlegen musste.
    Den Hut setzte ich allerdings nicht auf, da ich mich in einem Gebäude befand, aber ich klemmte ihn mir unter den Arm, als ich mich eine Stunde später wieder auf den Weg zum Medizintrakt machte. Die Ärzte und Pfleger erschienen gerade mit ihren Kaffeetassen in den Händen zur Arbeit und folgten mir mit ihren Blicken. Ich klopfte zackig an Dearlys Tür.
    Nora öffnete, sie hatte sich in die Decke gewickelt. Als sie mich sah, entfuhr ihr ein kleines »Oh«.
    Ich verbeugte mich wie ein aufziehbarer Zinnsoldat, präzise ab der Hüfte. »Miss Dearly. Darf ich eintreten?«
    Sie nickte stumm und trat einen Schritt zurück. Ich schloss die Tür hinter mir und grinste sie an. »Hast du das Kleid gefunden?«
    »Ja.« Sie beäugte mich noch immer, als sei sie nicht ganz sicher, ob es wirklich ich war.
    »Na, dann zieh es an! Es ist Weihnachten, und wir gehen in die Kirche.«
    Sie wich zum Tisch zurück und stützte sich mit den Händen hinter dem Rücken darauf ab. »Wirklich? Wohin?«
    »Es gibt auf dem Stützpunkt eine Kapelle. Ich dachte, wir könnten heute trotz allem etwas Besonderes tun. Ich weiß, dass dein Vater noch immer verschwunden ist und alles drunter und drüber geht, aber … ich hoffe trotzdem, dass du schöne Weihnachten hast, Nora.«
    Sie erwiderte nichts darauf, trat jedoch wieder näher, wobei sie eine Hand auf der Tischplatte ließ. Mit der anderen strich sie über die Kanten meiner Uniformstreifen. Dann riss sie die Hand in einem plötzlichen Anfall von Schicklichkeit zurück, als hätte sie sich verbrannt, und versteckte sie unter der Decke. »Wow.«
    Ich schwor mir, die Uniform nie wieder abzulegen, niemals.
    Ich neigte formvollendet den Kopf. »Ich erwarte dich im Hof.«
    »Okay.«
    Samedi beobachtete mich, als ich wieder auf den Gang hinaustrat. »Oh, du Halunke. Du arbeitest mit faulen Tricks.«
    Ich deutete mit dem Finger auf ihn. »Du bist nur neidisch, weil du keine hast.«
    »Ich habe so etwas nicht nötig!«, schoss er zurück. »Ich habe Reife und eine starke Persönlichkeit! Und … und ich kann meinen Kopf in Handschuhfächern und Schränken verstecken, um sie zu bespitzeln!«
    Beryl reichte ihm im Vorbeigehen einen Ordner. »Und wenn ich dich noch einmal dabei erwische, kicke ich deinen Kopf über die Landesgrenze.«
    Sobald ich im Freien stand, setzte ich den Hut auf. Mit dem Daumen fuhr ich die Krempe entlang und wartete. Ich traute mich kaum, mich zu rühren, aus Angst, die Uniform zu zerknittern. Ich hatte sie zuvor nur ein einziges Mal getragen, und zwar, als ich sie bekommen hatte. Wer hätte geahnt, dass sie solche Macht besaß? Und die ganze Zeit hatte sie unbeachtet in meinem Schrank gehangen.
    Eine halbe Stunde später kam Nora heraus. Das rosafarbene Kleid passte ihr tatsächlich ausgezeichnet und raschelte beim Laufen einladend. Ihre Hände steckten in Handschuhen und ein Band hielt ihre Locken hinter dem Kopf zusammen. Als sie mich sah, blieb sie stehen und schenkte mir das gleiche scheue Lächeln, das ich zum ersten Mal im Grasfeld gesehen hatte. Doch dann straffte sie die Schultern und kam auf mich zu. »Sie sehen phantastisch aus, Captain.«
    »Und Sie sind bezaubernd wie immer, Miss Dearly.« Ich bot ihr meinen Arm an.
    Und dieses

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