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Dark Love

Dark Love

Titel: Dark Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lia Habel
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elektrische Laterne und winkte damit. Die Straßenleuchten brannten noch immer und ich verengte angestrengt die Augen. »Moment mal.« Plötzlich begriff ich. »Ist das … Vespertine Mink?«
    Michael lehnte sich vor, so weit es ging. »Sie ist blond … ja, ich glaube, sie ist es.«
    »Siehst du?«, rief mein Bruder aus dem Abseits. »Da hast du dich ganz verrückt gemacht, und alles nur wegen jemandem, den du sowieso hasst. Jetzt können wir uns zurücklehnen und auf Nora warten.«
    Ich zählte leise bis zehn. »Issy, ich hasse niemanden. Nur weil ich sie nicht ausstehen kann, werde ich sie noch lange nicht einfach sterben lassen.«
    Michael sah verwirrt aus. »Moment, warum können Sie sie nicht ausstehen?«
    »Weil sie eine fiese, aufgetakelte Schnepfe ist. Sie und Nora sind ständig aneinandergeraten.« Ich funkelte Isambard an. »Aber sie ist trotzdem ein Mensch.« Und mit diesen Worten sprang ich auf das steinerne Geländer des Daches.
    Michael hechtete vor und umfing meine Taille. »Vorsicht!«
    Ich reagierte nicht auf seine Berührung. Hauptsächlich deshalb, weil eine echte Superheldin wohl eine verführerische oder freche Bemerkung auf den Lippen gehabt hätte, wenn ihr Schwarm sie so umschlungen hielte, und ich leider keine Ahnung hatte, was ich sagen sollte. Stattdessen rief ich zur anderen Straßenseite hinüber: »Vespertine Mink? Sind Sie das?«
    Das Mädchen auf dem Dach ließ die Laternen sinken und rief zurück: »Pamela Roe?«
    »Ja. Lassen Sie uns das erst mal einen Moment verdauen, das ist schon ein Hammer!«, gab ich zurück. »Sind sie schon im Haus?«
    »Nein!«, antwortete sie prompt. Anscheinend war sie bereit, zu kooperieren. Na ja, sie hatte ja auch kaum eine Wahl. »Aber das werden sie bald sein! Sie schlagen auf die Türen und Fenster ein.«
    »Können Sie auf das nächste Dach klettern?«
    »Es ist zu hoch!« Die Häuser standen alle sehr nahe beieinander, nicht mehr als ein, zwei Meter voneinander entfernt, und bildeten eine hübsche kleine Piazza um die Kirche.
    »Was ist mit der Straße hinter Ihnen? Sind die Toten schon dort?«
    »Was meinen Sie damit? Welche Toten? «
    Sie wusste es also noch nicht. »Die Kranken! Sind die Kranken schon dort? Sehen Sie nach!«
    Vespertine hob eine Hand und ging zur Rückseite des Daches. Kurz darauf kehrte sie zurück.
    »Ein paar, aber nicht sehr viele! Aber ich werde auf keinen Fall alleine da rausgehen!«
    »Ist denn niemand sonst bei Ihnen?«
    »Nein, ich bin allein!«
    »Okay«, sagte ich zu meiner Truppe auf der Kirche. Ich ließ mich gegen Michael sinken und er half mir beim Herunterklettern. »Was sollen wir jetzt tun?«
    »Wir könnten ihr einfach sagen, dass sie abwarten soll, und wenn Miss Dearly kommt, kann sie Miss Mink ebenfalls einsammeln«, schlug Michael vor.
    »So viel Zeit bleibt ihr vielleicht nicht mehr.«
    »Wir könnten sie holen und mit hierherbringen.«
    »Dann müssten wir auf dem Rückweg allerdings einige sehr große Höhenunterschiede zwischen den Dächern bewältigen. Runter kommt man immer irgendwie, aber wieder hoch? Und wir haben keine Kletterausrüstung oder etwas Ähnliches dabei. Wenn wir also da rübergehen …« Ich ließ meinen Blick über die Gebäude schweifen. »Dann kommen wir nicht wieder zurück.«
    Isambard verzog das Gesicht. »Schlechte Idee, ganz, ganz schlechte Idee …«
    Michael ignorierte ihn. »Ich würde sagen, wenn es nicht anders geht, müssen wir rüber. Aber fürs Erste sollten wir ihr raten, sich zu gedulden.«
    » LEUTE ! «, kreischte Vespertine.
    Ich drehte mich um. Der Zombie, der sich zuvor an der Klinke versucht hatte, erklomm nun die Metallsprossen, die an der Seite des Gebäudes hinaufführten. Ein paar weitere versuchten es ebenfalls, waren allerdings weniger erfolgreich.
    Mein Herz begann zu wummern. »Ich wette, die haben gehört, dass sie dort oben ist, und sind losgeklettert.« Okay, die Dinge standen nun also doch so schlimm, wie wir zuerst angenommen hatten.
    »Die werden nicht aufgeben«, kommentierte Michael die Szene. Isambard sah wieder völlig verstört aus. Das zweite Mal an ein und demselben Abend, das musste ein Rekord sein.
    »Wir kommen, Miss Mink!«, rief ich. »Gehen Sie hinein!«
    »Dann gehen wir also?«, fragte Michael.
    Ich antwortete nicht, bis ich sah, dass Vespertine durch eine Dachluke ins Haus verschwand. »Ja. Wir müssen.«
    »Okay.«
    Ich griff nach der Hand meines Bruders und zog ihn zur Ostseite der Kathedrale. »Wir müssen von Dach zu Dach

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