Dark Love
Mission zu verweigern. Ich würde mich später mit ihnen befassen.
Ich würde sie töten. Endgültig.
Das Funkgerät in meiner Hand erwachte summend zum Leben. »Captain Wolfe?«
Ich steckte es mir wieder zurück ins Ohr und sah auf den Bildschirm. »Ich befinde mich jetzt im Kommunikationszentrum, Major«, murmelte ich.
»Das ist nur für Ihre Ohren bestimmt«, erwiderte er.
»Alle Toten raus.«
Die Techniker salutierten und verließen den Raum. Ich wartete, bis ich allein war. »Erledigt«, informierte ich Major Sweeney dann.
»Es gibt Neuigkeiten«, fuhr er fort. »Unsere verbündeten Punkkommandanten spielen nicht mehr mit. Sie verfolgen die Zombies auf ihrer Seite der Grenze mit aller Härte. In Brunswick geht es bereits hoch her.«
Ich gratulierte mir selbst. »Gut.«
»Und da ist noch mehr. Als Reaktion darauf hat unser Parlament dem Militär die Freiheit eingeräumt, die Zombies nach eigenem Ermessen zu bekämpfen. Um 0600 werden wir sämtliche Infizierten eliminieren, inklusive der schwarzen Truppen. Bis dahin sollen sie die Lage bereinigen, so gut sie können.«
Langsam erhob ich mich. Mein gesamter Oberkörper fühlte sich taub an. »Könnten Sie das wiederholen, Major?«
»Auf Anweisung von General Patmore werden sämtliche Untoten eliminiert.«
»Und von wem hat er den Befehl erhalten?«
Die Stille, die darauf folgte, verriet mir, dass Sweeney genau wusste, worauf ich hinauswollte. »Der Premierminister hat nichts damit zu tun. Und das soll auch so bleiben. Es steht außer Frage, dass er in dieser Angelegenheit einem massiven Interessenkonflikt in Form der fortdauernden Existenz seines Vaters ausgesetzt ist. Hier geht es um das Allgemeinwohl.«
Mit zitternder Hand zog ich den Ohrstöpsel heraus.
»Sind Sie noch da? Captain, antworten Sie!«
Endlich taten sie es also. Nach all diesen Jahren. Endlich würden sie alle töten. Dearly war nicht hier, um sich für sie einzusetzen.
Es war so weit.
Ich zertrat das Funkgerät mit dem Absatz meines Stiefels und stürzte aus dem Raum. »Machen Sie eins der Rettungsboote klar«, blaffte ich eine Leiche vor der Tür an.
Der Zombie stand auf und musterte mich überrascht. Es war eine Frau, schmal, mit einem Loch, wo ihre Nase hätte sein sollen, und einem glänzenden, ordentlichen Bob. »Sir?«
»Sie haben mich verstanden. Ich muss zurück nach Beta Z . Besorgen Sie mir ein Boot. Sofort, Frau!«
Mein Herz fühlte sich an, als würde jemand daran reißen. Ich umklammerte haltsuchend die Metallreling.
Ich brauchte ein Druckmittel.
Ich musste herausfinden, wo Dearlys Brut steckte.
»Wie lautet Plan A?«, fragte Bram.
Hinter uns verteilte Renfield mit herrischer Stimme Befehle. Es war gut, dass Tom harte Arbeit zu erledigen hatte, das hielt ihn beschäftigt genug, um den Mund zu halten. Ich sah, wie er ab und an zu Renfield hinüberblickte und ihn nachäffte, während der rötliche Feuerschein über seine Haut tanzte und ihr einen lebendigen Schimmer verlieh. Ich blickte aus dem Fenster. Wir stiegen rasch auf, der Erdboden sackte unter uns weg wie ein Stein, den man in einen Tümpel geworfen hatte. Noch vor ein paar Minuten hatte ich das Zischen komprimierten Gases aus den Tanks gehört und das Knarren des sich füllenden Ballons. Das Gas wurde durch Plastikleitungen gepumpt, die in die Nanofaserseile eingelassen waren, welche das Schiff mit dem Ballon verbanden – jedenfalls hatten sie mir das so erklärt. Bram schien ganz versessen darauf zu sein, mir jede nur mögliche Information und Definition zu geben. Er wollte wohl einiges gutmachen.
Doch ich hatte meine Lektion gelernt. Ich würde keine großen Reden mehr schwingen, um ihn dazu zu bringen, so zu denken und zu fühlen, wie ich es tat. Aber ich hasste ihn nicht. Ich war nicht einmal mehr wütend auf ihn. Die Situation war zu gewaltig, um noch zornig zu sein. Um ehrlich zu sein: Auch wenn er es mir erzählt hätte, was hätten wir schon tun können?
Außerdem hatte ich auch schon mal etwas verheimlicht.
»Plan A ist, zur Kirche zu fliegen und sie einzusammeln. Unsere ehrwürdigen Vorfahren hätten an dieser Stelle vermutlich mit den Augen gerollt«, antwortete ich und holte mich wieder in die Realität zurück.
»Okay.« Dann fragte er ganz allgemein: »Irgendwelche Alternativpläne, nur für den Fall?«
»Lass mich in Ruhe mit deinen Alternativplänen.« Okay, vielleicht war ich doch noch ein bisschen wütend.
»Das ist nur vernünftig, Nora.«
Ich seufzte. »Ich weiß. Aber warum
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