Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dark Love

Dark Love

Titel: Dark Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lia Habel
Vom Netzwerk:
was sie fühlte, wie sie mit all dem zurechtkam.
    Und nebenbei fragte ich mich auch, wie in drei Teufels Namen es dazu gekommen war, dass sie ausgerechnet mit Michael Allister auf einem Kirchendach saß.
    Renfield belehrte jeden, der zuhörte, über die Vorzüge des Schiffes. Chas gönnte sich eine Pause von ihren Bemühungen um Tom und ihr Blick war glasig geworden.
    »Ren, warum hängst du dir nicht einfach ein Poster von Alice übers Bett?«, kommentierte Coalhouse.
    »Still«, sagte Renfield scharf und strich liebevoll über den Motor. »Hast du vielleicht neunzig Zentimeter lange Ansaugstutzen? Ich glaube nicht.«
    »Er hat recht, Ren«, warf Bram ein und sah von dem Kompass auf, dessen Werte er gerade mit Punkten auf einem der kleinen Globen abglich. Das musste eine Art Positionsangabe sein. »Und ich dachte, ihr Nordmänner steht nur auf Pferde.«
    Renfield zog sich die aufgerollten Ärmel hoch, die ihm immer wieder über die dürren Arme rutschten. »Pferde können nicht fliegen. Ist ja klar … aber sie sind auch nicht so, sagen wir mal, romantisch . Als ich noch klein war, wollte ich unbedingt Captain eines Luftschiffs werden, wisst ihr.« Die anderen stöhnten. »Wirklich! Ich wollte mindestens einen Dreimaster!«
    »Was sind deine Eltern denn von Beruf?«
    Er lächelte leicht. »Sie arbeiten für den Bürgermeister von Gladsbury. Meine Mutter ist in der Abteilung für Teleautomationsregistrierung und mein Vater pflegt die Grünanlagen. Er ist ein Insektenspezialist. Insekten mag ich auch. Sie sind wirklich sehr interessant.«
    »Weil sie fliegen können?«, frotzelte Coalhouse.
    Renfield schnaubte betont überheblich. Dann strich er sich über seine Splitterschutzweste und fuhr mit zaghafter Stimme fort: »Gehe ich recht in der Annahme, dass die momentane Situation zu ernst für ein Matrosenliedchen ist?«
    »O mein Gott«, raunte Chas mir zu. »Erschieß mich.«
    Bram versuchte noch immer, den Positionsglobus zu entziffern. Auf seiner Stirn hatten sich tiefe Furchen gebildet und er schien echte Schwierigkeiten damit zu haben. »Absolut.«
    Renfield hob ergeben die Hände, sah allerdings ein klein bisschen beleidigt aus. »Ich wollte es ja nur wissen.«

    Bram bekam den Globus nicht in den Griff. »Du … kleines … Mist…ding! Wenn ein echter Pirat sich mit so etwas rumschlagen müsste, wäre er längst verhungert, bis er irgendein Beuteschiff gefunden hätte!«
    Ich sah aus dem Fensterschlitz. Nach etwa einer halben Stunde erkannte ich einige Landmarken von unseren Karten aus dem Geografieunterricht wieder. Nach einer Dreiviertelstunde wusste ich definitiv, wo wir waren. »Noch ein bisschen weiter nördlich«, rief ich und wippte vor Aufregung leicht auf den Fußballen auf und ab. »Wir sind fast da!«
    Bram pfefferte den kleinen, goldenen Eingabestift, mit dem er den Globus traktiert hatte, zurück in das Fach, zog sein Kommunikationsgerät aus der Tasche und reichte es mir. »Ruf an. Ich werfe solange dieses Ding über Bord.«
    »Tu es und du fliegst hinterher«, fuhr Renfield ihn an.
    Ich tippte Pams Nummer ein, drückte mir das Gerät ans Ohr und hielt mir das andere zu. Wie schon zuvor klingelte es mehrmals, dann brach die Verbindung ab. Mein Magen verknotete sich. Ich wählte noch einmal. Mit dem gleichen Ergebnis.
    »O nein, nicht noch mal«, ächzte ich und wählte ein drittes Mal.
    Bram trat näher an mich heran und schaute mit mir auf das Display. »Nimmt sie nicht ab?«
    »Nein! Das sollte sie aber, wenn sie immer noch auf dem Dach sitzt.«
    Auch der dritte Anruf brach ab. Unter uns kam die Stadt in Sicht. »Wir sind da. Die Kathedrale liegt im Westen, an der Hauptstraße, die von den EG durch die Stadt verläuft.«
    »Klasse«, sagte Tom. »Lass mich raten: Zombiestadtmitte.«
    »Lasst uns hinfliegen und es herausfinden«, entgegnete Bram.
    Während wir genau das taten, rief ich immer wieder an. Nach dem zehnten oder elften Versuch gab ich zähneknirschend auf.
    »Ist es das große Gebäude da?«, fragte Bram und ich sah auf. Ren war tiefer gegangen und die Dächer waren nun einzeln erkennbar.
    »Ich glaube schon«, antwortete ich und deutete auf ein großes, weißes Bauwerk. »Aber es sieht nicht so aus, als wäre jemand dort.«
    »Kannst du noch tiefer gehen?«, fragte Bram an Renfield gewandt, der die Instrumente checkte. »Wir sind jetzt langsam genug. Wenn du möchtest, kannst du an Deck gehen, Nora.«
    Ich rannte die kleine Treppe hinauf und zog mich dabei mit den Armen vorwärts.

Weitere Kostenlose Bücher