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Dark Love

Dark Love

Titel: Dark Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lia Habel
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Dummkopf! Sie hätten verletzt werden können! Wir hätten schon einen anderen Weg gefunden!«
    Ich schüttelte ihn ab, auch wenn mein Herz jubilierte, weil er sich Sorgen um mich gemacht hatte. »Jetzt ist es jedenfalls erledigt! Gehen wir!«
    Vespertine schob meinen sich zusammenkauernden Bruder vorwärts. »Sie hat recht. Los jetzt.«
    Wir traten hinter der Ecke hervor.
    Und dann erkannte ich, dass der Straßenräuber nicht allein gewesen war.
    Fünf oder sechs von ihnen waren in der nächsten Querstraße. Man konnte sie durch eine schmale Gasse neben dem Sportladen sehen. Sofort entdeckten sie uns und duckten sich in eine sprungbereite Position wie Wölfe, die Witterung aufgenommen hatten. Sie ließen ein gemeinschaftliches Heulen erklingen und ich fragte mich, ob sie damit wohl noch weitere Zombies alarmieren und ihren Brüdern und Schwestern mitteilen wollten, dass die Jagd eröffnet war.
    In Anbetracht der Tatsache, dass ich hier die Beute war, hielt sich meine Neugierde in diesem Punkt jedoch in Grenzen.
    »Los!«, brüllte Michael. Es wäre nicht nötig gewesen. Ich rannte bereits neben ihm her.
    Wir stürzten vorwärts, noch weiter weg von der George Street, in das Gewirr der Nebenstraßen und Gassen. Ich hörte die Zombies und ihr grässliches Geheul hinter uns. Ich versuchte, mich irgendwie zu orientieren, und überlegte fieberhaft, wo wir uns verstecken könnten. In meinem Kopf wirbelten Informationen und Empfindungen wild durcheinander, doch Letztere bestanden hauptsächlich aus Angst. Angst, die wie Säure brannte. Angst, die meine Muskeln in Blei verwandelte.
    Wir jagten durch eine weitere Seitengasse, es war die Wesker Street. Da erkannte ich die holografischen Säulen des Museums für neuviktorianische Geschichte.
    Es war nur noch ein paar Blocks von uns entfernt. Es war groß. Es war aus Stein.
    Es musste reichen.
    »Hier lang!«, rief ich.
    Ich hörte die Schritte der anderen über den Asphalt trommeln, hatte aber dennoch das dringende Gefühl, mich nach ihnen umsehen zu müssen. Aus Angst, dass ein solcher Schulterblick damit enden würde, dass sich Zähne in mein Fleisch gruben, wagte ich es beinahe nicht, doch dann tat ich es trotzdem. Ich wandte den Kopf ein kleines bisschen und sah Michael nur ein paar Schritte hinter mir. Vespertine hatte ihre Röcke gerafft und hielt sie um die Taille gebauscht fest, sodass ihre bestickten, hochhackigen Schuhe zum Vorschein kamen. Als Laufschuhe eigneten sie sich nicht besonders gut, aber sogar sie war schneller als Isambard. Er kam nicht gut voran. Er war nie besonders sportlich gewesen.
    Ich stöhnte und bremste schlitternd ab.
    »Was tun Sie denn da?!«, fragte Michael, als er mich eingeholt hatte.
    »Rennt weiter! Zum Museum! Seht zu, dass ihr einen Eingang findet!« Ich hechtete den Weg zurück, den ich gerade gekommen war, genau auf die jaulenden Zombies zu. Auch sie waren inzwischen auf die Wesker Street eingebogen und nur noch etwa fünf Meter hinter meinem kleinen Bruder. Und sie holten auf.
    »Pam!«, schrie Isambard. Er ließ nach.
    »Komm schon!« Ich packte ihn am Arm und zog ihn vorwärts. »Komm, du schaffst das!«
    »Ich kann nicht!«
    »Du musst, oder sie fressen dich!«, brüllte ich. Das sollte ihn immerhin anspornen.
    Ich rannte, wie ich noch nie in meinem Leben gerannt war, und zerrte Isambard hinter mir her. Unter meinem Drängen schaffte er es tatsächlich, etwas Tempo zu gewinnen, doch es trennten uns trotzdem nur noch wenige Meter vom sicheren Tod.
    Wir erreichten die Stufen des Museums mit den Zombies dicht auf unseren Fersen. » Rauf! «, befahl ich und stieß ihn vorwärts. Er tat, was er konnte, und erklomm die Stufen auf Händen und Knien. Der Hammer, den Vespertine ihm gegeben hatte, rutschte ihm aus der Tasche, doch er hielt nicht inne, um ihn wieder einzustecken. Ich kämpfte mich vor, bis ich gleichauf mit ihm war, und überholte ihn schließlich kurz vor dem oberen Treppenabsatz.
    Ganz oben konnte ich Vespertine und Michael sehen. Michael versuchte, eine der kleineren Eingangstüren aufzubrechen, die in die großen Fassadentüren des Museums eingelassen waren.
    »Sie sind fast da!«, schrie Vespertine, die noch immer ihre Röcke umklammerte.
    »Nur einen … Moment noch«, keuchte Michael und nahm Anlauf. Er warf sich ein weiteres Mal gegen die Tür und sie flog krachend auf. Michael stürzte wieder nach draußen, packte Vespertine bei den Schultern und schubste sie hinein. Dann wirbelte er zu mir herum, um mir zu helfen.

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