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Dark Love

Dark Love

Titel: Dark Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lia Habel
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gesagt? Ich wusste es nicht mehr. O Gott, was hatte ich nur getan? Warum ging es denn nicht ab?
    Ich bemerkte nicht einmal, dass ich meinen Kopf vollständig unter Wasser getaucht hatte, bis Michael mich an meinem Haarknoten hinauszog. Ich keuchte und rang nach Luft.
    »Miss Roe? Miss Roe?«
    »Alles in Ordnung«, hustete ich.
    Michaels Hände glitten über mein Gesicht. Ich öffnete die Augen und sah ihn an. »Sind Sie sicher?«, fragte er mit erschütterter Miene.
    Ich fühlte das eiskalte Wasser meinen Hals hinabrinnen. »Ich musste das Blut abwaschen.«
    Er nickte und ich sah, dass er an das Gleiche dachte wie ich. Ich fuhr mit den Händen über seine Brust und seine Arme. »Sind Sie denn in Ordnung? Sind Sie gebissen worden?«
    Michael schüttelte den Kopf. »Ich bin … okay.«
    Die Art, wie er das sagte, verriet mir, dass Issy es nicht war.
    Ich drehte mich um. Isambard half Vespertine dabei, die Tür mit allerlei Dingen zu verbarrikadieren. Keiner von ihnen war besonders stark und sogar zu zweit mussten sie alles über den Boden schleifen, anstatt es hochzuheben.
    Auf dem linken Ärmel von Isambards Hemd prangte ein scharlachroter Blutfleck.
    Ich rannte zu ihm. Vespertine hielt inne und strich sich den Pony aus dem Gesicht.
    »Issy!«
    Er sah mich an, seine Augen waren seltsam leer. »Einer hat mich gebissen, Pam.«
    Ich barg ihn in meinen Armen und er wehrte sich nicht. Er begann zu weinen. Ich strich ihm übers Haar und flüsterte ihm zu: »Ist schon gut.« Ich wusste, dass nichts gut war, doch mehr konnte ich ihm nicht geben. »Alles ist gut. Nora wird bald hier sein … wir versuchen, sie anzurufen, okay? Wir klettern jetzt aufs Dach. Die Kirche ist nicht weit. Nora wird wissen, was wir tun können, sie wird uns finden.«
    »Es tut so weh«, schluchzte er.
    »Woher wollen Sie so genau wissen, dass sie wirklich kommt?«, fragte Vespertine und ließ die Hände sinken. Ihre Stimme klang matt.
    »Sie hat gesagt, dass sie kommt«, entgegnete ich und umschlang weiter meinen kleinen Bruder. Ich konnte die Zombies hören. Die Bestien, die ihn hatten fressen wollen, sie schlugen gegen die Tür.
    »Aber wie können Sie sich sicher sein?«, bohrte sie nach.
    Ich zerquetschte Issy beinahe, meine Arme krampften sich um ihn, als ich sie über seinen Kopf hinweg anbrüllte. »Weil sie es gesagt hat! Sie haben vielleicht niemanden, auf den Sie zählen können, niemanden, den Sie lieben, aber ich schon! Nora hat gesagt, sie kommt, und das wird sie auch, und wenn es sie das Leben kostet. Ich weiß, dass sie kommt!«
    »Ladys, beruhigen Sie sich!«, warf Michael ein. Ich atmete tief durch und widmete mich wieder meinem Bruder. »Wir können nicht hierbleiben! Sie versuchen immer noch, durch die Tür zu kommen. Wir müssen es aufs Dach schaffen. Und wir sollten uns irgendwie bewaffnen.« Bei diesen Worten wandte Vespertine ihm ihre Aufmerksamkeit zu. »Könnten die antiken Waffen, die hier ausgestellt werden, noch funktionieren? Die Schusswaffen, meine ich.«
    Michael hob die Schultern. »Einen Versuch ist es wert, oder?«
    Vespertines Blick durchmaß die Halle. »In Ordnung. Ich weiß, dass es hier an den Besucherpults Karten gibt.« Ohne ein weiteres Wort ging sie in die angegebene Richtung davon.
    Isambard hatte seine Tränen unter Kontrolle bekommen, doch ich hielt ihn trotzdem weiter umschlungen. Ich sah zu Michael auf. »Danke, dass Sie ihn da rausgeholt haben. Danke für alles.«
    Michael fasste in seine Weste und zog ein weiteres seiner Taschentücher heraus. »Das hier ist für Ihren Bruder«, sagte er und bot es mir an. Ich verstand und nahm es.
    »Komm, Issy, zeig mir deinen Arm. Lass mich ihn verbinden.«
    »Ich hab’s gefunden«, rief Vespertine. »Waffenhandwerk durch die Jahrhunderte, dritter Stock.«

    Ich nahm die Streitaxt mit, wenn auch nicht zu Verteidigungszwecken, sondern um damit sämtliche Vitrinen auf unserem Weg zu zertrümmern. Im Falle eines Notfalls sollte man doch immer Glas zerschlagen. Jedes Mal ging ein Alarm los, der ein paar Minuten lang schrillte und dann wieder verstummte oder vielleicht auch einfach in einen lautlosen Modus wechselte. Ich fragte mich, ob überhaupt noch irgendjemand die Alarmsignale überprüfte. Ich wollte mich lieber nicht darauf verlassen.
    Im zweiten Stock kamen wir an einer Galerie voller Kostüme vorbei und ich verhalf mir mit der Axt zu sauberer Kleidung. Nichts Schickes, nur Einzelteile historischer Militäruniformen. Gestreifte Hosen, ein Männerhemd und eine

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