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Dark Love

Dark Love

Titel: Dark Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lia Habel
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sagte ich zu Isambard. Er begann allmählich, sich seiner Schwäche zu ergeben, und widersprach nicht.
    Ich gesellte mich zu Nora aufs Deck, beugte mich über die Reling und betrachtete staunend die Szenerie. In den Straßen unter uns war ein richtiger Krieg im Gange. Die Zombies warfen sich unseren Truppen entgegen und wurden mit einem Kugelhagel empfangen. Stadtbewohner, die sich wie wir auf die Dächer gerettet hatten, winkten unserem Luftschiff zu. Wir waren ihnen nahe genug, um zu erkennen, dass ein paar von ihnen die Szenerie mit ihren Handys filmten. Weiter östlich sammelte sich eine Kolonne schwarz gekleideter Soldaten an den Docks. Eine gewaltige Welle von Soldaten im Rot der Neuviktorianer marschierte in die entgegengesetzte Richtung, geradewegs in die Stadt hinein. Lebende, die die Toten ablösten. Auf dem Wasser lagen mehr Schiffe, als ich jemals in meinem Leben gesehen hatte, Frachter, Panzerschiffe, Galeonen.
    »Wow«, flüsterte ich.
    »Ich glaube, das kriegen wir schon hin«, sagte Nora grinsend. Ihr Ausdruck flackerte und sie strich mir mit der Hand über die Schulter. »Es tut mir so unglaublich leid, Pamela. Alles.«
    Ich löste meinen Blick von der Szene unter mir und sah meine beste Freundin an. »Schon gut«, entschied ich. »Ich habe einfach … getan, was ich tun musste. Genau wie du.«
    Bram gesellte sich einen Moment später zu uns. Seine Aufmerksamkeit galt allerdings nicht den Soldaten, sondern den Schiffen im Hafen. »Das ist die Christine . Das ist das Schiff, mit dem wir dich zum Stützpunkt gebracht haben, Nora.«
    »Irgendwann einmal musst du mir mehr über diese Nacht erzählen«, sagte sie. »Ich meine, das war ein wirklich wichtiges Ereignis in meinem Leben und ich kann mich an rein gar nichts erinnern.«
    Bram lachte leise. »Die Christine ist mit einer Sanitätsstation ausgestattet. Wir können Isambard dort hinbringen, Miss Roe. An Bord gibt es einen Arzt. Ohne unsere Ärzte gehen wir nie weit.«
    »Wirklich?«, fragte ich. »Kann ich mit ihm an Bord gehen?«
    »Ich wüsste nicht, was dagegen spräche.« Bram sah weiter über das Wasser, die Aufmerksamkeit in die Ferne gerichtet. »Das könnte der sicherste Platz für Sie sein.«
    Nora ergriff Brams Hand. Das erstaunte mich. Hatte dieser schreckliche Mann am Funkgerät vorhin die Wahrheit gesagt?
    Endlich legte das Luftschiff an einem der breiten Steindocks an, die für große Überseefrachter gebaut worden waren. Ein Lebender, ein Offizier mit Schnauzbart und roter Uniform, kam, um uns zu begrüßen. Er fuhr einen offenen elektrischen Wagen und wurde von zwei weiteren Soldaten begleitet. Alle drei stiegen aus und griffen dabei nach ihren Gewehren. »Captain Griswold?«, rief der Offizier.
    Bram trat auf die Gangway hinaus und ging zu ihnen hinunter. Er salutierte. »Das bin ich.«
    Der Offizier starrte Bram einen Moment lang entgeistert an, bevor er seine Waffe entsicherte und sie auf Brams Kopf richtete. Die Soldaten, denen man ihre Furcht deutlich ansah, taten es ihm nach. Bram blieb wie angewurzelt stehen und bot den Soldaten seine offenen Hände dar, die Handflächen nach oben gedreht. Nora schnappte nach Luft und wollte zur Gangway stürzen. Ich packte ihren Ärmel. Das Letzte, was ich jetzt gebrauchen konnte, war, dass sie ins Kreuzfeuer geriet.
    Trotz der Tatsache, dass er Bram eindeutig bedrohte, erschien ein höflicher Ausdruck auf dem Gesicht des Offiziers. »Eine reine Vorsichtsmaßnahme, das versichere ich Ihnen. Colonel Edmund Lopez, neuviktorianische Armee. Meine Männer und ich sind hier, um sicherzustellen, dass die Rotleuchten nicht in Schwierigkeiten geraten.«
    »Verstehe.« Bram musterte Lopez. »Konnten sich unsere Leute denn schon mit der Armee in Verbindung setzen?«
    »Ja. Wir sind über die Situation Captain Wolfe betreffend im Bilde und die medizinischen Einrichtungen der Armee laden in ebendiesem Moment die Informationen über den potenziellen Impfstoff von Ihrem Stützpunkt herunter.«
    »Gott sei Dank«, seufzte Nora, entriss mir ihren Ärmel und rannte die Gangway hinunter. Ich folgte ihr.
    Bram nickte. »Und ich nehme an, der Befehl, uns alle umzubringen, wurde nicht zurückgenommen?«
    Der Colonel zögerte nicht. »Nein. Die gewalttätigen Toten sollen bei jeder sich bietenden Gelegenheit getötet werden, aber Ihre Leute sind bis 0600 noch in Sicherheit. Darf ich offen sprechen? Wir sind hier, um sicherzustellen, dass die lebenden Soldaten sich auch an diesen Befehl halten und nicht versuchen,

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