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Dark Love

Dark Love

Titel: Dark Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lia Habel
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gepackt und vom Schein elektrischer Leuchten geblendet. Ich schrie auf und versuchte, mich loszureißen. Es gelang mir nicht, aber als ich den Kopf drehte, sah ich Männer in schwarzen Uniformen. Sie trugen Stoffmasken, an ihre Schultern waren leuchtend rote Signallichter geheftet. Überall um mich herum und unter mir ertönten Schüsse. Einer der Soldaten zog ein schweres Sturmgewehr hervor und erledigte die Leiche vor mir mit einem gezielten Schuss in den Kopf. Ich sah den Körper vom Dach stürzen und hörte das Platschen, als er im Becken des Springbrunnens aufschlug.
    War die Kavallerie eingetroffen?
    Der Soldat, der mich noch immer festhielt, zog sich die Maske vom Kopf und ich blickte wieder in die milchig leeren Augen im Gesicht eines blassen jungen Mannes. Mit wachsendem Entsetzen erkannte ich, dass der Verrückte zurückgekommen war, um mich zu holen.
    Der Soldat, der neben ihm stand, zog ebenfalls seine Maske aus und ich sah freiliegende Wangenknochen und eine leere, verknöcherte Augenhöhle.
    O nein, o nein …
    Der mit den blinden Augen lächelte dünn. »Das hier tut mir leid. Vielleicht hören Sie das nächste Mal besser darauf, was ich Ihnen sage.«
    Ein schwarzer Sack wurde über meinen Kopf gezogen. Ich schrie, roch die aufsteigende Galle in meinem eigenen Atem und verlor das Bewusstsein.

»Los, los, los!«
    Mit dem Mädchen über der Schulter war es nicht so einfach, wieder an der Hausseite herunterzuklettern. Hinaufzukommen war viel leichter gewesen. Ich drapierte sie so sicher wie möglich um meinen Hals und ließ mich an zwei Seilen hinabgleiten. Der Rest meines Teams wartete, bis ich unten angekommen war, bevor auch sie sich einhakten und abseilten.
    Die Schlacht nahm gerade Fahrt auf. Natürlich war unser Sieg schon abzusehen, immerhin hatten wir die Gewehre. Überall um uns herum brachen feindliche Soldaten mitten im Lauf zusammen, wobei jedes Mal ein Strahlenkranz geronnenen Blutes aus ihren Schädeln sprühte. Die Lichter der benachbarten Häuser erloschen schnell eines nach dem anderen, als ihre Bewohner bemerkten, was sich hier abspielte und – klugerweise – in Deckung gingen.
    »Wir hätten gleich am ersten Tag einfach reingehen und sie uns schnappen sollen«, stellte Tom fest und feuerte sein Gewehr ab.
    »Ach, komm schon«, sagte ich und ging nicht auf seine Bemerkung ein, weil mir das verdammt noch mal auch schon klar geworden war. Es war vorbei. Wir hatten uns große Mühe gegeben, im Verborgenen zu bleiben und jetzt das hier – eine Bandenschlacht mitten in der verdammten Hauptstadt der Royals.
    Das würde Ärger geben, wenn wir erst zurück waren.
    »Der Geier ist gelandet.«
    Ein Transporter bremste quietschend vor dem Haus und beförderte dabei mit einem feuchten Knirschen gleich ein Paar unserer Feinde ins Jenseits. Die Hecktüren, auf denen »Gemeindefahrzeug der Stadt New London« geschrieben stand, schwangen auf.
    An die Längsseiten des Wageninneren waren Metallbänke geschweißt worden. Ich zog mich an einer davon empor, verstaute meine Fracht weiter vorne im Wagen und lief dann zurück, um meinen Teamkameraden hochzuhelfen.
    Sobald Toms zweiter Fuß den Boden verlassen hatte, raste der Transporter los. Er und Coalhouse schlossen die Türen, wobei sie gefährlich hin und her schwankten. Im Wagen waren Reservemunition und Ausrüstung verstaut, die in befestigten Netzen hin und her rutschten.
    »Das war heftig«, meinte Coalhouse und rieb sich die leere Augenhöhle.
    »Nicht kratzen«, herrschte Tom ihn an und sein abklingender Ärger schwang noch deutlich in seiner Stimme mit.
    »Tom, kommandier mich nicht rum, als wär ich deine Freundin. Du hast doch eine.«
    »Wenn du glaubst, er könnte mich rumkommandieren, ist das ein echt jämmerlicher Irrtum!«, entgegnete besagte Freundin über die Sprechanlage und ihre Stimme erfüllte die ganze Kabine. Sie war die Fahrerin. »Hey, Bram, hast du gesehen, wie ich die beiden vorm Haus platt gemacht habe? Das war abgefahren . Und total spontan. Ich bin einfach der Hammer.«
    »Ja, Chas«, antwortete ich automatisch. Wir waren allesamt in Sicherheit und allmählich beruhigte ich mich wieder. Es war zwar durchaus möglich, dass wir verfolgt wurden, aber ich glaubte es nicht.
    Dann sah ich das Mädchen an und wusste, dass auch Tom und Coalhouse sie musterten.
    Der Duft ihres Blutes tränkte die Kabine.
    »Anschnallen, Gentlemen«, flötete Chas.
    Ich wusste, was jetzt kam. Während die anderen sich setzten und die Gurte anlegten,

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