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Dark Love

Dark Love

Titel: Dark Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lia Habel
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durchatmen.
    Eine Gewehrsalve riss mich aus meinem gestohlenen Moment des Friedens.
    Ich kickte den Motor an und machte mich auf in Richtung Osten. Während ich fuhr, stießen Moskitos auf mich herab. Ich konnte sie in meinem Bart und an den Rändern meiner Uniform fühlen. Hunderte hungriger Krabbelviecher. Hinter den Toten waren sie nicht her und ich war der einzige lebende Mensch im Umkreis vieler Kilometer.
    Dieser Gedanke war nicht gerade beruhigend.
    Nach etwa einem halben Kilometer wurde der Baumbestand spärlicher. Schlitternd kam ich zum Stehen. Diesmal lag das Schlachtfeld am Rande einer verfallenen Siedlung, die vermutlich während der Besiedlungskriege aufgegeben worden war. Keines der Gebäude stand noch. An manchen Stellen ragten merkwürdige Mauerreste aus dem moosigen Boden, anderswo erhob sich ein überwachsener Hügel über einem verfallenen Haus. Wilder Wein bedeckte alles.
    Einige der Bomben, die hier vor Kurzem hochgegangen waren, hatten im Unterholz kleine, schwelende Brände entfacht. In ihrem Licht konnte ich die Phalanx meiner Truppen erkennen, schwarz gekleidet mit roten Signalleuchten. Systematisch erledigten sie den Rest der feindlichen Zombies, die wir eliminieren sollten. Es waren Kriecher, die immer wie aus dem Nichts im Kampfgeschehen aufzutauchen schienen, wie Maden im Fleisch, die es aber selten schafften, rechtzeitig wieder zu verschwinden, wenn das Glück sich gegen sie wandte. Kriecher sind die schlimmsten. Blinde, wurmartige Zombies, verfaulte Kreaturen ohne Arme und Beine, die sich gierig über den Boden winden, in der Hoffnung, auf etwas Essbares zu stoßen.
    Ich schwang mich vom Motorrad, öffnete das Holster und zog meine Pistole. Mit gezielten Kopfschüssen erlöste ich ein paar der Kriecher von ihrem Leid, während ich mir über das Schlachtfeld einen Weg zu meinen Männern bahnte.
    Einer der Landser, Gefreiter Franco, sah mich als Erster. Er steckte seine Waffe weg, bevor er sich mir näherte. Franco war ein Toter mit beeindruckender Statur, sein Gesicht war unter der üblichen schwarzen Maske verborgen. »Sir, ich bitte um Erlaubnis, sprechen zu dürfen, Sir!«
    »Erteilt.« Ich erschoss einen weiteren Kriecher, schwarzes Blut und schon halbverflüssigte Hirnmasse spritzten auf das Gras. »Wie ist die Lage?«
    »Ich glaube, wir haben’s hier eindeutig mit der Gruppe feindlicher Zombies zu tun, auf die wir angesetzt wurden. Ein paar von den gesünderen haben sich ins Dickicht abgesetzt, und wenn wir hier sauber gemacht haben, gehn wir sie verfolgen.« Er rieb einen Finger unter seiner Nase entlang und ich fragte mich unwillkürlich, ob es Zombies wohl jucken konnte. »Gleich schmeißen wir auch noch die Flammenwerfer an.«
    »Irgendeine Idee, wo diese Gruppe herkam?«
    »Nee, aber da is’n großer alter Läufer auf der Lichtung da drüben. Ich wette fünf zu eins, dass das Punks sind. Vielleicht wurden sie von Wilden aus dem Hinterhalt angegriffen.«
    Franco öffnete eine der Taschen seiner Militärweste und zog ein kleines Nachtsichtgerät hervor. Ich nahm es entgegen und entfernte die Linsenabdeckung, während er mir erklärte, wohin ich schauen sollte. Als ich seinen Anweisungen folgte, sah ich den oberen Teil des auf Stelzen stehenden Panzers, den er erwähnt hatte. Zwei seiner Beine und ein Teil seines Körpers ragten ein paar Yards vor uns über die Baumkronen. Er hatte recht, das Ding war riesig. Kein Wunder, dass die Zombies angegriffen hatten. Das da hätte im Umkreis mehrerer Meilen Aufmerksamkeit erregt.
    Ich gab ihm sein Nachtsichtgerät zurück. »Schicken Sie am Morgen ein paar Männer zu dem Ding, damit sie es zum Stützpunkt bringen. Ich mache mich auf den Weg zurück ins Lager. Machen Sie Ihren Job und geben Sie mir keinen Grund, Sie später anbrüllen zu müssen. Meine Liste ist auch so schon lang genug.«
    »Sir!«
    Ich ging zu meinem Motorrad zurück und fuhr wieder los, diesmal Richtung Nordwesten. Meine Männer wichen zurück und salutierten, die Waffen gen Himmel gerichtet, während ich vorbeiraste. Ich beachtete sie kaum.
    Dafür überfuhr ich gewissenhaft einen der toten Zombies, die am Boden lagen.

    Unser Camp war nur eine kleine Station. Außer den drei Lastwagen mit der Ausrüstung und den Kommunikationslastern gab es nur noch mein Zelt und das Gemeinschaftszelt für die Toten. Die Zombies, die gerade nicht an vorderster Front kämpfen mussten, taten, als würden sie schlafen, und warteten darauf, ihre Kameraden bei Sonnenaufgang abzulösen.

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