Dark Love
Freundschaft gekostet. Ich hatte die Liebe vorgezogen und war gerade dabei, meinen besten Freund für immer zu verlieren. Wer wusste schon, wann wir uns jemals wiedersehen würden? Ich durfte nicht zulassen, dass er mich hasst. Was sollte ich denn ohne ihn machen? Er wusste alles über mich - jedes kleine Geheimnis. Einen solchen besten Freund fand man nur ganz selten. Ich war viel zu froh, ihn zu haben, als dass ich ihn jetzt gehen lassen konnte. Er musste bei mir bleiben. Beste Freunde gehörten zusammen!
Guztavol, warte! rief ich verzweifelt und rannte so schnell ich konnte die steinerne Treppe hinauf und kletterte über die kaputten Schränke und Stühle, bis ich zu der Tür gelangte und durch deren zerbrochene Scheibe ich hinausstieg, um somit nach draußen zu gelangen. Dass ich mir jetzt ein Taxi nehmen und nach Hause fahren könnte, bemerkte ich nur ganz vage, denn mein Blick glitt suchend umher, ehe ich Guztavol gerade um die Ecke biegen sah, von der Emilio und ich gekommen sind. Er war schon über zweihundert Meter von mir entfernt. Mir war klar, dass ich es mit diesen Schuhen niemals rechtzeitig schaffen würde ihn einzuholen, also zog ich sie aus und warf sie in den nächstbesten Mülleimer, an dem ich vorbeirannte. Es interessiert mich im Moment kein bisschen, dass Emilio wahrscheinlich furchtbar sauer werden würde, wenn er das erfuhr. Ich musste einfach nur meinen Freund einholen, um ihn um Verzeihung zu bitten.
Auf dem Boden lagen viele Glasscherben, in die ich ohne mit der Wimper zu zucken hineintrat und die Schmerzen auf mich nahm. Nicht einmal die Tatsache, dass meine Füße schon nach wenigen Minuten blutig waren, brachte mich zum Anhalten.
Ich erinnerte mich daran, dass mir das Hinterherlaufen von Guztavol schon einmal beinahe das Leben gekostet hätte, aber ich war bereit dieses Opfer zu bringen, solange er meine Entschuldigung annahm.
Erleichtert bog ich um die Ecke und wollte gerade lächeln, weil mein bester Freund an der Kreuzung wegen der vielen Autos stehengeblieben war, ehe mich auf einmal jemand umrannte und ich gemeinsam mit einem muskulösen Körper zu Boden fiel, der so wenig zu wiegen schien, dass ich kaum Schmerzen fühlte.
Au! stöhnte ich trotzdem und setzte mich sofort auf, um zu sehen, wer diese unvorsichtige Person gewesen ist. Bei der Erkenntnis weiteten sich meine Augen verwundert. Alasdair, was machst du denn noch hier? Wolltest du Lennard nicht ins Hotel zurückbringen?
Seufzend fasste er sich an die Stirn und sprang wieder auf die Beine. Dann reichte er mir Hand und half mir ebenfalls aufzustehen. Er ist weg, Makayla.
Was?
Es konnte nichts Gutes bedeuten, wenn ein betrunkener Vampir schutzlos durch die Großstadt irrte. Es gab niemanden, der auf ihn aufpassen konnte. Lennard war nicht in der Lage sich zu kontrollieren, was dazu führen könnte, dass er sich der Menschheit zeigte, ohne es überhaupt zu bemerken. Wenn ich mich nicht falsch erinnerte, dann war die Geheimhaltung der Existenz das Grundgesetz bei den Vampiren. Falls Lennard sich also verraten sollte, würde ihn sicherlich eine harte Strafe oder sogar der Tod erwarten. Ares hatte einmal behauptet, der Sheriff dieser Stadt sei eine grausame, herzlose Kreatur, die auf der bösen Seite war und sich deswegen alle, die mit ihm befreundet waren, wohl besser benehmen sollten, um ihm nicht entgegentreten zu müssen. Ja, Lennard würde der Tod erwarten.
Wir wollten gerade ins Hotel fahren, als er einfach verschwunden ist. erklärte er mit suchendem Blick durch die Gegend Wenn irgendetwas Schlimmes passiert, dann-
Der grelle Schrei aus der dunklen Gasse, die auf der anderen Straßenseite der Kreuzung lag, ließ ihn innehalten. Gleichzeitig drehten wir unsere Köpfe in die Richtung.
Er hat jemanden angefallen! rief er panisch Ich muss ihn aufhalten, bevor noch weitere Unglücke geschehen!
Mir fiel auf, das Guztavol nirgendwo mehr zu sehen war. Er hatte nicht gewartet, sondern mich einfach verlassen. In diesem Augenblick gab es jedoch Wichtigeres, als darüber zu trauern. Ich komme mit dir.
Bist du dir sicher? fragte Alasdair zweifelnd Er ist durchgedreht. Du bist schwa- ich meine, du bist nicht so kräftig wie ein Vampir.
Ich kniff meine Augen zusammen und packte ihn am Arm. Ich könnte aber den Lockvogel spielen. Er würde mein Blut riechen und mich aufsuchen.
Er musste nicht unbedingt wissen, dass ich bloß auf keinen Fall in den Ballsaal zurückgehen wollte. Vielleicht suchte mich Emilio schon. Wenn ich
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