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DARK MISSION - Fegefeuer

DARK MISSION - Fegefeuer

Titel: DARK MISSION - Fegefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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war. Wenn er sie, seine Gefangene, beobachtete.
    Wenn er sie küsste.
    Ganz langsam verschwand unter Jessie das weiche, kühle Material der Matratze. Das schäbige Zimmer, das Licht in ihm, das Blau und Grau in all den Schattierungen eines wolkenverhangenen Himmels, verblasste zu einer vagen Erinnerung.
    Jessie schwebte, verschmolz zu einem einzigen Funken Bewusstsein, der sie sanft, aber entschlossen davontrug aus dem Hier und Jetzt.
    Silas Smith. Wo war er? Wo befand er sich?
    Mitten in dem wirren Geflecht aus Energiesträngen pulsierte ein einzelner Strang, schimmerte wie reines Silber. Silas . Jessies Magie griff nach diesem Strang, ehe sie dem Gedanken selbst folgen konnte. Es war leicht, dem silbernen Strang zu folgen, ein heller Lichtschein in der Dunkelheit. Schon glitt Jessies Bewusstseinsfunke über einen seltsamen Ort dahin. Dort vereinten sich alle Energiestränge, und Jessies Bewusstsein kreiste dort.
    Dann, unmittelbar darauf, als gleißendes Gold die Dunkelheit durchstach, geriet sie ins Trudeln, drehte sich wie ein Kreisel.
    Der Länge nach durchschritt Silas einen lichtdurchfluteten Saal. Raumgreifend war jeder Schritt seiner langen Beine, energiegeladen.Nur mühsam gebändigt war die Kraft, die ihn geschmeidig in dem ihm eigenen Rhythmus vorantrieb. Er bemerkte kaum die Sonnenstrahlen, die die Konturen seiner breiten Schultern in feurigem Licht umrissen. Eine Glaskuppel krönte den Saal und ließ das gleißende Sonnenlicht hereinströmen, das sich durch alle Schichten von Jessies Bewusstsein brannte. Jessie musste vor dessen blendender Helligkeit blinzeln, war mit einem Mal dort, in diesem Saal, und war es doch nicht. Sie sammelte sich und konzentrierte sich wieder ganz auf den kuppelbekrönten Saal.
    Hohe, breite Fenster, reinster Luxus, und ein Saal groß genug, dass alle Wohnungen nebeneinander hineingepasst hätten, in denen Jessie je in ihrem Leben genächtigt hatte. Das Zentrum des palastartigen Saals beherrschte ein massiver Tisch aus dunklem Holz. An dem verfluchten Tisch konnten bequem fünfzig Personen Platz finden! Aber Silas setzte sich nicht auf einen der mit Schnitzereien verzierten Stühle, die den Tisch umstanden.
    Er bewegte sich in dem Saal wie ein fauchendes Raubtier im Käfig. Er passte an diesen Ort wie ein Brocken Granit unter feinstes Kristall.
    Jessies Gedanken rasten. Sie waren irgendwo weit oben in der Gläsernen Stadt. Sehr nah der Spitze, die sich spiralförmig hoch hinauf in den Himmel und der Sonne, dem Licht, entgegenstreckte.
    Das bedeutete Reichtum. Mehr als Reichtum sogar. Aber wenn dies hier Kirchenbesitz war, war das kein Wunder.
    Jessie war so körperlos wie ein Gedanke. Sie spürte nicht die Wärme der Sonnenstrahlen, die durch die Glaskuppel in den Saal fluteten. Sie schmeckte auch nicht die saubere, frische Luft, die über die schweren Wandteppiche waberte. Aber Jessie wusste, dass diese Luft süß schmeckte.
    Nicht nach Müll und Moder, nicht säuerlich und nicht nach Hunger, der sich bis in die Knochen fraß.
    Silas hatte keinen Blick für seine Umgebung. Klar. Er dürfte ja eine Umgebung wie diese gewohnt sein. Sein Gesicht war eine starre Maske kaum unterdrückter Ungeduld, aus Stein gemeißelter Zorn, währender die Gruppe von Personen anraunzte, die an dem einen Kopfende der langen Tafel Position bezogen hatte.
    »Ich mache das nicht«, sagte Silas unverblümt. Jessie war sich seiner Person derart bewusst, dass sie ihren Puls in Bereichen spürte, die sie sich nicht einzugestehen wagte. Nicht, wenn sie auf den Energiebahnen ihrer Magie schwebte, nicht, wenn sie so nah dran war. Fest biss Jessie die Zähne zusammen und konzentrierte sich wieder auf den Saal. Auf die Anwesenden.
    Auf Silas.
    »Ich glaube kaum, dass du eine Wahl hast.« Die einzige Frau im Raum klang mehr als nur ein bisschen amüsiert. Sie saß auf der Tischkante und ließ ein Bein baumeln, das in einem schweren Stiefel steckte. Vor und zurück, und vor und zurück.
    Die Frau war auf eine Art schön, die sich jede Tänzerin gewünscht hätte, die Jessie kannte. Sie hatte herrlich schwarzes glänzendes Haar; einzelne Strähnen schimmerten in der Sonne wie im Feuerschein funkelnder tiefdunkler Wein. Das Haar hatte die Frau zu einem Knoten hochgesteckt, aus dem einzelne Haarspitzen wie Stachel herausgezupft waren. Ihre Ohren zierte jede Menge Metall, an ihren Ohrläppchen hingen schwere Silberspiralen, und auch eine ihrer Augenbrauen war gepierct. Selbst an der allzu üppigen Unterlippe

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