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DARK MISSION - Fegefeuer

DARK MISSION - Fegefeuer

Titel: DARK MISSION - Fegefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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anderes?
    Erschöpfung schlug über ihr zusammen wie eine gewaltige Welle. Jessie veränderte ihre Sitzposition, versuchte, es sich bequemer zu machen. Dann gab sie es einfach auf. Sie konnte ihren Kopf nicht mehr oben halten.
    Schon bald würde der Morgen anbrechen. Mit Hilfe dieser Missionare, die alles andere wollten, als ihr zu helfen, würde Jessie ihren kleinen Bruder retten.
    Punkt.

KAPITEL 4
    Sonnenlicht sickerte durch das offene Fenster. Bläulich schimmerte es durch Jessies Augenlider, und ihre süßen Träume aus mütterlichem Lachen und Kerzenschein zerbarsten, als sie erwachte.
    Jessie fuhr hoch und stieß mit dem Kopf gegen das vorstehende Heizungsventil. Sie fluchte. Der Schmerz verscheuchte den letzten Rest wohliger Entspannung, die ihr der Schlaf geschenkt hatte. Jessie sog scharf die Luft ein und hielt sich den dröhnenden Kopf.
    Sie blinzelte. Was zum Teufel …? Ihre Hände waren frei. Sie sah sich um und entdeckte mit einem Stirnrunzeln Silas’ Gürtel, dessen Ränder sich seltsam wellten. An der Innenseite der gusseisernen Heizkörperrippen klebten sogar Reste versengten Nylons. Offensichtlich konnte es dort ziemlich heiß werden.
    Eine verblasste, vormals blaue Decke lag wie ein Rettungsring um Jessies Taille. Die Decke war noch schlafwarm. »Was ist das denn?«, murmelte Jessie mit schwerer Zunge. Mit den Fingern fuhr sie an der ausgefransten Kante der Decke entlang. »Woher …?« Wann war diese Decke auf der Bildfläche erschienen? Wer hatte Jessie damit zugedeckt?
    Silas. Das schien die naheliegendste Erklärung. Wahrscheinlich hatte er verhindern wollen, dass seine Informantin Nummer eins sich eine Lungenentzündung einfing und daran krepierte. Aber warum war Jessie dann nicht aufgewacht, als der Jäger das Schlafzimmer betreten hatte?
    Jesus Maria, schon der Gedanke, er könnte in demselben Raum gewesen sein, in dem sie wie eine Tote geschlafen hatte, genügte, um Jessie schaudern zu lassen.
    Wie lange hatte sie wohl geschlafen? Silas’ angeblich sichere Wohnung lag auf einer der mittleren Stadtebenen und war damit dem Himmel und dem Licht näher als Jessies übliche Verstecke. Das bedeutete, dass es hier mehr Sonnenlicht gab: Verschiedene Blautöne waren am Himmel zu sehen. Der Helligkeit nach musste es bereits Morgen sein. Wo aber waren dann die anderen Missionare?
    Was war mit dieser verfluchten Einsatzbesprechung?
    Der Gedanke machte sie nervös. Mühsam rappelte sie sich hoch. Beinahe wäre sie wieder mit dem Hintern auf dem dünnen Teppichboden gelandet: Ihre Beine und Arme wollten ihr nicht gehorchen, die Muskeln waren ganz steif. Jessie versuchte erst gar nicht darüber nachzudenken, was und wem in der letzten Nacht sie die Schuld dafür geben könnte.
    Erst hatte sie ein tätowierter Hornochse angegriffen. Dann war sie zwei Stockwerke in die Tiefe gesprungen. Im Anschluss daran hatte sie mit Autos Fangen gespielt. Und schließlich hatte sie auf dem nackten Fußboden einer billigen Wohnung genächtigt. Jessie hätte gerne über ihre eigene Dummheit gelacht, aber schon atmen tat höllisch weh. Sie sehnte sich nach einem Bad. Das wäre jetzt genau das Richtige.
    Mit zusammengebissenen Zähnen zwang sie sich aufzustehen und dachte dabei: So viel passiert, und nichts davon geht auch nur ansatzweise als brillanter Plan durch. Herrje, wie ihre Knochen schmerzten!
    Es kostete Jessie einige Anstrengung, hinüber in Richtung Tür zu gehen. Aber mit jedem Schritt bewegten sich ihre Muskeln etwas williger. Vorsichtig zog sie die Tür auf. Mit dem typischen unangenehmen Scharren von nachgemachtem Holz auf Holz gehorchte das Türblatt.
    Silas hatte die Tür nicht abgeschlossen. Wie dumm war das denn?
    Schummriges Licht von einem wolkenverhangenen Himmel draußen fiel in das ungemütliche, kaum möblierte Wohnzimmer. Hier konnte nicht einmal ein Staubkorn unentdeckt bleiben, noch weniger ein Missionar, der über eins fünfundachtzig groß war.
    Jessie legte die Stirn in tiefe Falten. Wenn Silas sie hier zurückgelassen haben sollte, dann würde sie jetzt einfach …
    Tja, was denn? Wieder aus dem Fenster klettern? Ach, verflucht!»Silas?«, rief sie. Auf immer noch steifen Beinen stakste sie durch die leere Wohnung. Sie klopfte an die Badezimmertür. »Silas? Bist du da drin?«
    Endlich kapierte sie. So plötzlich, dass Jessie überrascht knurrte, aus Ärger und Wut. Oh ja, Silas hatte den Abflug gemacht und sie hier sitzen lassen! Der Scheißkerl überließ sie einfach ihrem

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