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DARK MISSION - Fegefeuer

DARK MISSION - Fegefeuer

Titel: DARK MISSION - Fegefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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Pick-up wich umgestürzten, verbogenen Metallpfeilern und Schlaglöchern aus so breit und lang wie die Windschutzscheibe. »Silas, ehrlich, ich begreife das nicht. Wie kann die Stadt, ohne einzustürzen, in den Himmel wachsen? Schließlich sind da Millionen von Tonnen aus Glas und Stahl über uns.«
    »Statik ist nicht gerade mein Spezialgebiet«, entgegnete Silas trocken. Er ging vom Gas. Der verbeulte Pick-up kroch jetzt nur noch vorwärts und kämpfte sich durch eine tiefe Senke, in der Wasser stand.»Nach allem, was man so hört, ist schon vor dem Großen Beben das alte Seattle auf eine noch ältere Siedlungsschicht gebaut worden. Die Erbauer des neuen Seattle sind also nur einer Tradition gefolgt.«
    »Ziemlich dämliche Tradition«, meinte Jessie. Sie blinzelte, als Silas einen Schalter betätigte. Die Scheinwerfer streuten ihr Licht heller. Ganz wie das plötzlich aufflammende Signalfeuer eines Leuchtturms schnitten sie einen gleißend hellen Streifen in die rundum herrschende Dunkelheit. Der Lichtkegel traf auf eine Fläche aus pockennarbigem Metall und wurde von einem wahren Meer aus massigen Stahlträgern, von einem Geflecht ineinander verschlungener Rohre und Rost zurückgeworfen.
    Jessie bekam große Augen. »Ach, du heilige …«
    »Leck mich!«, entfuhr es Silas. »Wie niedrig ist denn diese Decke hier, verdammt?«
    Niedrig genug, um die Hand danach auszustrecken und sie zu berühren, wenn Jessie danach wäre. Sie blickte hinauf in den künstlichen Himmel aus Stahl über ihnen. Die Straße führte plötzlich bergab und verlief dann leicht abwärts weiter. Der Stahlhimmel, der die alte Stadt deckelte, hing daher nicht mehr so tief wie eben noch. Er wich zurück, bedrängte sie nicht mehr. Die miteinander verflochtenen Träger und Rohre, der engmaschige Teppich aus Metall verlor sich in der Dunkelheit, die sich Jessie als wunderschönen, nun aber verlorenen Himmel vorstellte.
    Trauer überfiel sie. Zu Tausenden waren die Menschen hier gestorben. Jessie fühlte sich wie ein Eindringling.
    »Nach was genau, an dem du dich orientieren kannst, halten wir eigentlich Ausschau?«
    Jessie riss ihre Gedanken vom Was-wäre-wenn und Es-war-einmal los, um Silas mit einem finsteren Blick zu bedenken. Die Stirn zu runzeln und böse zu gucken war in jedem Fall besser, als sich selbst zu vergessen und die Hand nach ihm auszustrecken, um ihn anzufassen.
    Herr im Himmel, sie wünschte, der Kerl wäre nicht so … so gottverdammt … da!
    »Äh, was, bitte?«, fragte sie. »Wie?«
    »Dich orientieren«, wiederholte er und brauchte einen Moment, um den Blick von der Straße zu heben und Jessie mit kühlen graugrünen Augen anzuschauen. »Du hältst doch Ausschau nach Orientierungspunkten, oder nicht?«
    Oh! Ja, genau. Scheiße! Jessie deutete mit dem Kinn auf die Straße vor ihnen, die jetzt breiter wurde. »Wenn wir der Straße folgen, kommen wir auf einen großen Platz.« Sie erklärte nicht, woher sie das wusste. Sie wusste es einfach. »Ich glaube, dass dort früher einmal ein Denkmal gestanden hat. Jetzt ist aber nur noch der Sockel da. Hoffe ich jedenfalls«, fügte sie an. Sie fand, es klänge ehrlicher, wenn sich Zweifel in ihren Tonfall einschlichen.
    Silas nickte, als wollte er ihre Worte bestätigen. »Hab keinen Schimmer, wie sehr sich hier unten alles verändert.«
    »Ich auch nicht. Aber egal. Außer im Falle eines Totaleinsturzes«, bei dem Gedanken rieselte es Jessie eiskalt den Rücken hinunter, »wird alles doch noch einigermaßen vertraut aussehen.« Sie fuhr zusammen, als der erste Tropfen auf der Windschutzscheibe auftraf und sich darüber verteilte.
    »Scheiße noch mal!«
    »Was war das?«, fragte Jessie zeitgleich mit Silas’ Ausbruch. Sie stützte sich mit beiden Händen am Armaturenbrett ab. Der Wassertropfen floh, gefolgt von anderen, über die ganze Scheibe hinweg. Ein weiterer dicker Tropfen schlug auf der Fahrerseite auf. Silas schaltete die Scheibenwischer ein. »Oh! Haben Sie irgendwo eine Taschenlampe?«
    »Im Handschuhfach.«
    Jessie fummelte an der Griffmulde herum, um das Handschuhfach zu öffnen. Es gelang ihr, und endlich hielt sie eine schwere Taschenlampe mit Kunststoffgehäuse in der Hand. Noch mehr Zeit vertat Jessie auf der Suche nach dem Kippschalter. Mit einem rauen, aber deutlich amüsiert klingenden Laut griff Silas von seinem Platz aus nach der Lampe und drückte den Knopf, der im Griffende eingelassen war.
    Die Taschenlampe gab gutes Licht. Ihr Strahl stieß in die

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