Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DARK MISSION - Fegefeuer

DARK MISSION - Fegefeuer

Titel: DARK MISSION - Fegefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
Vom Netzwerk:
unaufhörliche Prasseln des Regens verschluckte seine Stimme teilweise. Jessie ignorierte ihn und wusste, dass er ihr später die Hölle dafür heißmachen würde. Es spielte keine Rolle. Nicht, wenn Caleb hier war. Jessie arbeitete sich an alten Holzkisten vorbei, vollgestopft mit irgendwelchen Dingen, die jetzt nur noch Müll waren, schon vor langer Zeit in der feuchten Luft vermodert. Jessie stieg über Abfallhaufen und vergessene Schätze. Altes Werkzeug, die hölzernen Griffe längst verrottet. Plastikspielzeug, zu schmutzverkrustet, um zu erkennen, was es einmal gewesen war. Eine völlig verrostete Schubkarre, beim Verrotten mit dem Boden unter ihr verschmolzen.
    Mit großer Vorsicht bahnte sich Jessie ihren Weg. Auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes erfasste der Lichtkegel der Lampe die Überreste einer Holztreppe. Die Stufen, halb vermodert und kaum noch vorhanden, führten zu einer Tür, etwa einen halben Meter über dem Boden in der Wand. Jessie steuerte an allen Müllbergen vorbei auf diese Tür zu.
    Es fühlte sich merkwürdig an, wie Jessie mit jedem Schritt weiter durch jemandes Vergangenheit ging. Immerhin stieg Jessie hier über die Überbleibsel eines Lebens, über das, was von einem Menschen geblieben war, hier, in seinem Heim oder dem Ort, wo er seinen Lebensunterhalt verdient hatte.
    Dieses Leben war zerstört worden, er hatte es aufgeben müssen wie so viele andere Menschen seit dem Großen Beben und in der Zeit danach.
    Altersschwaches Holz knarrte unter Jessies Stiefelsohlen. Sie beugte sich hinunter, wühlte in etwas, das für sie nicht mehr zu identifizieren und in seine Bestandteile zerfallen war. Sie seufzte. »Wer immer du warst«, murmelte sie, »ich hoffe, du hast überlebt.«
    Die Chancen dafür waren bestenfalls gering. Nach allem, was Jessie so gehört hatte, hatten Flutwellen und Feuerwalzen das vernichtet, woran sich ein Überlebender des Bebens hätte festhalten können, bis Hilfe kam.
    Jessie stand da, mit nichts als Bedauern für dieses Leben, und klopfte sich den Staub von den Händen. Die Tür, zu der die Stufen vor fünfzig Jahren noch geführt hatten, war überraschend stabil, wenn auch mit Schimmelflecken übersät. Offenkundig war diese Tür besser vor den Elementen geschützt gewesen als der tiefer liegende Teil der Räumlichkeiten, zu denen sie gehörte. Jessie stemmte sich gegen die Tür und drückte mit beiden Händen dagegen.
    Nichts geschah. Die Tür knarrte und knarzte, gab aber nicht nach.
    Hinter Jessie tanzte jetzt ein zweiter messerscharfer Lichtstrahl wild über die moderige, schimmelige Wandverkleidung. »Direkt hinter mir bleiben«, sagte Silas, und vor Zorn klang seine Stimme scharf, »bedeutet, mir Bescheid zu geben, wenn du einen Umweg machst.«
    »’tschuldigung«, sagte Jessie und meinte es nicht. »Wir müssen hier durch.«
    »Hast du den Türknauf probiert?«
    Jessie schoss ihm einen Blick über die Schulter zu, die Augen schmal vor Zorn. Ihr Blick wanderte über sein nasses, zerzaustes Haar, registrierte die glitzernden Regentropfen auf seinen harten, wütenden Gesichtszügen und blieb an den rauchgrauen Augen hängen, mit denen Silas das Türblatt vor ihr begutachtete. »Ja…ha«, antwortete sie. Siemusste abbrechen, sich räuspern. Verdammt noch eins! Das musste ein Ende haben, das Mit-den-Augen-an-ihm-kleben-Bleiben. »Die Tür klemmt oder so.«
    »Geh mal weg!« Silas klemmte sich die Ministablampe zwischen die Zähne und stieß Jessie beiseite, weg vom Türrahmen. Er nahm mit der Schulter Maß, hielt sich mit einer Hand am Türrahmen fest, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, und versetzte der Tür einen Stoß.
    Holz ächzte und knackte.
    »Verflucht!«, grummelte Silas und verlagerte sein Gewicht auf das hintere Bein. Er nahm die Taschenlampe aus dem Mund und befahl: »Halt dir die Hände vors Gesicht, klar?«
    »Was?«
    Als Silas sie nur schweigend anfunkelte, verdrehte Jessie die Augen und bedeckte ihr Gesicht mit dem rechten Unterarm. Sie hörte, wie Silas sich festen Stand suchte und den Oberkörper gegen die Tür krachen ließ. Holz splitterte unter dem schweren Aufprall. Noch ein kraftvoller Stoß, und die Tür gab geräuschvoll nach und krachte innen gegen die Wand.
    »Scheiße!«, entfuhr es Silas. »Jessie, komm nicht …«
    Jessie ignorierte ihn. Ohne größere Schwierigkeiten wich sie dem Arm aus, den Silas warnend ausgestreckt hatte, um sie aufzuhalten. »Ich bin mir sicher, wir sind fast …«
    Die Worte verkümmerten

Weitere Kostenlose Bücher