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DARK MISSION - Fegefeuer

DARK MISSION - Fegefeuer

Titel: DARK MISSION - Fegefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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hatte, gern in der Gosse herumgetrieben. Hat ihr ’nen Kick verschafft oder so.« Im Stillen entschuldigte sich Jessie bei der Hexe, die ihr beigebracht hatte, im Schlachthaus der unteren Ebenen unterzutauchen. »Sie hatte ein Apartment in der Nähe. Das hat sie den Mädchen zur Verfügung gestellt, die irgendwelchen Ärger hatten. Sie hat gesagt, jeder dürfe so lange bleiben, bis der Ärger vorbei wäre.«
    »Nett von ihr.«
    »Sie war eine nette Stripperin«, erwiderte Jessie leise. Die Straßenbeleuchtung wurde eingeschaltet. Jedes Licht mehr trieb Risse in die Dämmerung der Stadt um sie herum, rote und blaue Lichtschweife vor der orangeroten Glut hinter Silas’ Seitenfenster.
    Silas’ Profil hob sich scharfkantig vor der Scheibe ab. »Wohin also?«
    Jessie wog ihre Chancen gegeneinander ab. Wie sah es aus für sie, welcher Weg war der richtige? Der hinauf in die Oberstadt, reichlich Ebenen über allem, was sie kannte? Dort wäre sie von Hexenjägern umzingelt. Oder die Alternative: hin zu dem sicheren Versteck, das vielleicht gerade von einer Hexe oder einem Hexer belegt wäre.
    Viel zu überlegen gab es da nicht. Jessie nannte Silas die Adresse.

KAPITEL 11
    Sich auf den Nebenstrecken nicht zu verfransen war höllisch schwierig. Unbeeindruckt davon führte das Navi Silas durch das Straßenlabyrinth auf den Mittelebenen der Stadt. Das Karussell zu nehmen wäre die leichtere Route gewesen. Kürzer, schneller.
    Stattdessen schimpfte Silas sich gerade einen Wolf. Dumm, so hinter dem Lenkrad zu sitzen, durch die Gegend zu fahren und nichts zu tun, als Jessie zu beobachten, wie sie neben ihm im Beifahrersitz schlief.
    Die Erschöpfung hatte schließlich ihren Preis gefordert. In der einen Minute hatte Jessie noch beobachtet, wie die Dämmerung in Nacht überging, um in der nächsten gegen das Armaturenbrett zu kippen. Sie wäre vom Sitz auf den schmutzigen Boden hinuntergerutscht, hätte Silas sie nicht abgefangen.
    Jetzt schlief sie zusammengerollt auf dem Beifahrersitz. Ihre Stiefel hatten Halt an Silas’ Hüften gefunden; ihr rechter Ellenbogen ruhte auf dem Wulst gleich unterhalb des Beifahrerfensters. Die Wange hatte sie in die Armbeuge geschmiegt.
    Diese Mischung aus Ausgelaugtsein und Übermüdung kannte Silas. Seit vierundzwanzig Stunden war Jessie ununterbrochen auf den Beinen gewesen, die paar Stunden saumäßig schlechten Schlaf, den sie an die Heizung gefesselt verbracht hatte, nicht mitgerechnet. Dass Jessie so lange durchgehalten hatte, beeindruckte ihn regelrecht.
    Er war stolz auf sie.
    Und wütend.
    Silas richtete den Blick wieder auf die Straße. Er durfte und wollte nicht mehr auf die goldblonden Strähnen achten, die ihr im Mundwinkel hingen.
    Mittlerweile musste das hiesige Ordenskapitel bemerkt haben, dassSilas nicht wie befohlen routinemäßig Kontakt aufnahm. Wahrscheinlich war Peterson ein ganzer Satz Sicherungen durchgebrannt. Dann stünde der Kontrollfreak jetzt sicher schon vor Silas’ Team und würde erste Wunder verlangen, um die nötigen Antworten auf seine Fragen zu bekommen.
    Silas aber wollte in Ruhe gelassen werden, auch von seinem Team. Ganz besonders dann, wenn es tatsächlich eine undichte Stelle in der hiesigen Missionsdienststelle geben sollte.
    Ein Jäger, der mit Magiebesessenen zusammenarbeitete? Ein Hackerangriff vielleicht? Nur Gott allein wusste das. Wenn Silas sein Wissen mit jemandem teilte, könnte er damit ungewollt den Maulwurf warnen.
    Falls es überhaupt einen Maulwurf gab. Verfluchte Scheiße! Silas hasste Intrigen und sämtliche Spielchen der politischen Art. Aber Jessie hatte recht. Seit dem ersten magischen Angriff im Kirchensaal war die Saat des Zweifels in Silas’ Herzen aufgegangen.
    Souverän und sicher hielt Silas das Lenkrad mit einer Hand. Mit der anderen griff er unter seinen Sitz. Eine ganze Weile tastete er blindlings herum, bis er die dunkelgrüne Segeltuchtasche zu fassen bekam und so geräuschlos wie möglich unter dem Sitz hervorzog. Mit einem Auge behielt er die Straße im Blick, mit dem anderen fand er das Funkgerät in der Seitentasche, in der es immer steckte. Er ließ das Com aufschnappen.
    Eine ganze Batterie von Anrufen. Er hätte darauf gewettet, dass jeder wütender war als der vorherige.
    Er beachtete die Anrufliste nicht, sondern tippte aus dem Gedächtnis eine ganz bestimmte Nummer ein. Während die Verbindung aufgebaut wurde, steckte Silas sich den Ohrstecker in die Ohrmuschel. Das winzige Mikrofon auf Schläfenhöhe vibrierte,

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