DARK MISSION - Fegefeuer
ein beinahe lautloses Signal dafür, dass die Verbindung jetzt hergestellt war.
»Wann war deine letzte Beichte?«
Silas schürzte die Lippen. »Smith, routinemäßige Meldung.«
»Verflucht, Smith, du Idiot! Wo zum Teufel bist du abgeblieben?«
Neben Silas murmelte Jessie im Schlaf heiser und leise vor sich hin und rührte sich in dem Sitz, der viel zu eng zum Schlafen war. »Überall und nirgends«, erwiderte Silas gelassen. »Wer spricht denn da?«
»Alan Eckhart«, antwortete der Mann am anderen Ende der Leitung. Silas konnte dem Namen seit seiner Einbestellung ein Gesicht zuordnen: der glatzköpfige Jäger mit dem Drei-Ton-Pfiff. »Heute Abend bin ich der Herr der Leitungen.«
Silas nickte. Gut. »Ich geb jetzt meinen Bericht durch. Bist du so weit?«
»Dann schieß mal los, Boss!«
Ganz ruhig, stets bemüht, seiner Stimme nichts anmerken zu lassen, berichtete Silas von der Leiche in der Unterstadt, von den Hexern in Nähe des grausigen Fundorts und dem sicheren Versteck, das in Flammen aufgegangen war.
Was an Details nicht jeder zu wissen brauchte, ließ Silas aus. Wie Jessies seltsames Tattoo. Wie den Laut, den sie ausgestoßen hatte, als sie kam, mit ihm in sich. Wie die Art, in der sie ihr Gesicht in seine Hand geschmiegt hatte, als ob sie ihm vertraute. Gott verdammt noch mal, sie durfte ihm nicht vertrauen!
»War’s das?«, fragte Eckhart. Auf Silas’ bestätigendes Grunzen hin stieß der Ältere seinen typischen Drei-Ton-Pfiff aus. »Du meine Fresse, Smith, du kommst ja echt rum!«
»Was du nicht sagst!«
»Du sagtest, einer der Hexer habe Blitze aus dem Nichts geholt, richtig? Rotes Haar? Ein Grinsen wie bei einem Halloween-Kürbis?«
»Du kennst die Ratte?«
»So gut wie Herpes«, meinte Eckhart trocken. »Wir wissen, dass er Nick Wallace heißt. Aber das ist auch schon alles. Er gehört zu der aggressiveren Sorte Hexer hier in der Stadt. Seine Beteiligung an mindestens vierzehn Ritualmorden allein in diesem Jahr ist durch sein Blut an den Tatorten nachgewiesen.«
»Verflucht!«, murmelte Silas. »Na dann: Jetzt ist der Arsch jedenfalls tot.«
»Und was ist mit dem Hexer Leigh?«
Silas zögerte. Er warf einen Blick neben sich auf Jessie und schnitt eine Grimasse. »Nichts bisher. Geht es klar, ein paar Blutproben durch euer Labor zu jagen?«
Es gab eine längere Pause. »Wessen Blut?«
»Von der Frauenleiche in der Unterstadt und ein paar wahllos genommene Proben vom Tatort.«
»Oh. Klar doch. Wo sollen wir die einsammeln?«
Silas bemerkte, dass sein Blick zu Jessie hinüberwanderte, zu ihrer im Schlaf gefurchten Stirn, zu den nach unten gezogenen Mundwinkeln. »Hab da ’ne Adresse für euch. Schreib mit, okay?«
Nachdem der andere Missionar das bestätigt hatte, ratterte Silas die Adresse herunter, die auf dem Navi-Display blinkte.
»Wir schlagen zuerst bei der brennenden Wohnung auf, die du so freundlich warst uns zu hinterlassen. Peterson lässt uns Doppeldienste schieben. Wir sind dann um null sechshundert bei dir«, sagte Eckhart und klang dabei so fröhlich, dass Silas nicht glauben konnte, der andere Missionar meine sechs Uhr morgens. »Bist du da heute Nacht denn in Sicherheit?«
»Ich glaube, wir haben alle abgehängt, die uns vielleicht noch am Arsch geklebt haben«, erwiderte Silas. Er bremste den Pick-up herunter, als auf dem Navi-Display die nächste Richtungsangabe aufflammte. »Die Schutzzeichen schlagen keinen Alarm, und die Kleine ist voll ausgeknockt.«
Eckhart brummte etwas. Es klang eher neugierig als mitfühlend. »Verletzt?«
»Wer? Sie oder ich?«
»Genau«, sagte sein Gesprächspartner augenblicklich.
Silas schaltete den Motor aus und zog den Zündschlüssel ab. Er ärgerte sich über sich selbst, als er begriff, dass er immer noch versuchte, so wenig Lärm wie möglich zu machen. Er seufzte. »Nur leicht«, beantwortete er die an ihn gestellte Frage kurz angebunden. »Was hat Peterson dir denn so erzählt?«
In der Leitung blieb es still. Eckharts Stimme war das hörbare Gegenstück zu einem Schulterzucken, als er sagte: »Worügenau?«
»Fick dich doch ins Knie, Eckhart!«
Der Mann stieß einen Pfiff aus. »Kein Bedarf. Aber Peterson hat mir nichts erzählen müssen. Dein Ruf eilt dir voraus, Mann. Kapier einfach, dass Alleingänge deinerseits nicht nötig sind, klar?«
Klar. Das war genauso wenig nötig, wie sein Ding in Jessica Leigh zu stecken und ihren mordlüsternen Bruder zu jagen und umzubringen. Da bemerkte er es: Schmerzhaft
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