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Dark Moon

Dark Moon

Titel: Dark Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Knightley
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Avenue. Da müssen wir hin. Ich kann Ihnen den Weg zeigen.«
    »Kein Problem«, sagte Emilia. »Ich glaube, ich weiß, wo das ist. North Vancouver, nicht wahr? In der Nähe vom Capilano-See.«
    Ich sah sie erstaunt an. »Ja. Woher wissen Sie das?«
    »Ein wenig kenne ich mich hier aus. Ich habe in der Gegend lange nach einem passenden Haus gesucht.«
    »Wieso hier und nicht downtown ?« Emilia hatte die Heizung angeschaltet und langsam wurde mir wieder warm.
    »Das hier war mein letzter Umzug und ich wollte keine Kompromisse machen. Die Innenstadt von Vancouver ist mir ehrlich gesagt zu laut und zu hektisch. Die Zeiten, in denen ich abends ausgegangen bin, sind lange vorbei. In meinem Alter sind einem andere Dinge wichtig. Ich mag zum Beispiel, dass man von der Water Lane aus über die Bucht blicken kann.«
    Offenbar hatten Emilia und ich den gleichen Sinn für Romantik.
    »Wie geht es Mark?«, fragte sie, als hätte sie meine Gedanken gelesen.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Gut.«
    »Es freut mich, das zu hören.«
    Das klang wie eine reine Höflichkeitsfloskel.
    »Wie lange kennt ihr euch schon?«, fragte sie weiter.
    »Seit der Junior Secondary«, antwortete ich.
    »Also drei Jahre«, stellte sie fest.
    »Vier. Das nächste Schuljahr ist unser letztes.«
    »Und wie habt ihr euch kennengelernt?«
    Ich sah Emilia überrascht an. Warum wollte sie das alles wissen?
    »Bin ich zu neugierig?«, sagte sie hastig. »Entschuldige, ich wollte nicht unhöflich sein.«
    »Wie steht es denn mit Ihnen?«, fragte ich. »Gibt es keinen Mann in Ihrem Leben?«
    Sie schwieg und schien sich auf einmal ganz auf den Verkehr zu konzentrieren. Ich dachte schon, ich wäre mit meiner Frage zu weit gegangen, als sie schließlich sagte: »Vor fünfzig Jahren habe ich lernen müssen, dass für die wahre Liebe Leben und Tod keine Bedeutung haben. Sie stellt keine Fragen und geht keine Kompromisse ein. Sie ist, was sie ist.« Sie sah mich an. »Klingt kitschig, nicht?«
    Ich spürte, wie ich rot wurde. »Nein, überhaupt nicht. Eher nach einem traurigen Abschied.«
    »Ja«, sagte Emilia und zum ersten Mal konnte ich ihr wahres Alter in ihrer Stimme hören. »Ein Abschied ist es in der Tat.«
    Wir bogen in die Prospect Avenue ein und hielten vor Grandmas Haus. Der Regen hatte mittlerweile nachgelassen und die Sonne strahlte durch die immer größer werdenden Wolkenlücken. Nebel stieg aus den Bergwäldern.
    »Ich bin gleich wieder da«, sagte ich und schnappte mir die Tüte mit den Einkäufen.
    »Kein Problem«, sagte Emilia, als hätte sie alle Zeit der Welt.
    Ich eilte die Stufen zur Haustür hinauf und klingelte.
    »Lydia!«, begrüßte mich Grandma. Sie hatte wohl gerade in der Küche gearbeitet, denn sie wischte sich die Hände an einem Geschirrtuch ab.
    Ich hielt ihr die Tüte entgegen. »Butter, Eier, Käse, Milch, wie bestellt.«
    Sie schaute mich an, als hätte ich den Verstand verloren, dann fiel ihr der Auftrag wieder ein. »Ah, richtig. Der Einkaufszettel.«
    »Ich wusste nicht, ob du nur meine Notlüge decken wolltest oder wirklich etwas brauchtest.«
    Grandma deutete auf meine Stirn. »Woher hast du denn die Beule?«
    Ich verzog das Gesicht zu einem schiefen Grinsen. »Ich hatte einen Unfall.«
    Sie spähte über meine Schulter. »Wo ist dein Auto?«
    »Auf irgendeinem Schrottplatz in Burnaby.«
    Ich sah, wie Emilia aus ihrem Wagen stieg und zu uns herüberkam. Als Grandma sie bemerkte, stellte sie langsam die Tüte auf eine Bank, die auf der Veranda stand, und richtete sich kerzengerade auf. Ihr Mund war nur noch ein schmaler Strich.
    »Ich bin an diesem Malheur leider nicht ganz unschuldig«, sagte meine Begleiterin. »Ich heiße Emilia Frazetta.«
    Widerwillig stellte auch Grandma sich vor. »Roseann Kinequon.« Sie klang schroff, beinahe rüde.
    »Ich hatte den Käfer Ihrer Enkelin nicht bemerkt. Und als ich ihn dann sah, war alles zu spät.«
    »Totalschaden«, sagte ich und lachte nervös.
    Grandma konnte kaum den Blick von Emilia wenden. Die Luft knisterte förmlich vor Spannung. Zum ersten Mal stand meine Großmutter einer Frau gegenüber, die ihr an Kraft und Ausstrahlung ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen war.
    »Lydia hat mir erzählt, dass Sie eine Squamish sind«, sagte Emilia unbeirrt.
    »Das bin ich in der Tat.«
    »Dann kennen Sie bestimmt die uralten Legenden Ihres Volkes.«
    Grandma nickte leicht.
    »Ich weiß, das kommt ein wenig plötzlich und Sie kennen mich ja auch nicht. Aber würde es Ihnen etwas

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