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Dark Moon

Dark Moon

Titel: Dark Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Knightley
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kein Blut getrunken hat und daraufhin in eine Art Winterschlaf fiel.« Jack lehnte sich wieder im Sessel zurück. »Wie auch immer: Ich brauchte einige Zeit, um all diese Informationen zu sammeln.«
    »Und währenddessen hast du dich von Emilia ferngehalten?«, fragte ich.
    »Nein«, gab Jack zu. »Ich musste sie einfach wiedersehen.« Er schwieg eine Weile, sein Blick schien ganz nach innen gewandt.
    »Und was geschah dann?«, fragte ich ungeduldig.
    »Wenn man bedenkt, wie sehr ich mich verändert hatte, reagierte Emilia erstaunlich gelassen.«
    »Gelassen?«, fragte ich ungläubig.
    »Emilia war ein Mensch, der schwer zu überraschen war. Es fiel ihr leicht, sich neuen Situationen anzupassen. Sie akzeptierte, dass ich ein wandelnder Toter war, aber sie verließ mich nicht. Emilia blieb bei mir. Und wir schmiedeten einen Plan.«
    »Wenn du frei sein wolltest, musstest du Keren töten«, sagte ich schaudernd.
    »Ich konnte gegen meine Schöpferin nichts ausrichten, aber Emilia war bereit, an meiner Stelle zu handeln.«
    »Aber wie konnte Emilia Kerens hypnotische Macht überwinden?«
    »Das war der Haken an der Sache. Es musste so schnell gehen, dass sie keine Chance zur Gegenwehr hatte. Aber Keren war nicht dumm. Sie merkte sofort, dass wir ihr eine Falle gestellt hatten. Sie wollte mich zwingen, Emilia zu töten.« Jack beugte sich nach vorne und rieb sich die Schläfen, als plagten ihn bohrende Kopfschmerzen. »Ihre Macht über mich war so stark, dass ich mich augenblicklich auf Emilia stürzte. Sie sprang geistesgegenwärtig beiseite und fesselte mich mit einer Silberkette, die eigentlich für Keren gedacht war. Ich wusste, dass es einen ungleichen Kampf zwischen den beiden Frauen geben würde.«
    »Doch Emilia konnte Keren blocken!«, riet ich.
    »Zu meiner und vor allen Dingen zu Kerens Überraschung! Diesen Moment der Unachtsamkeit nutzte Emilia aus und stieß meiner Schöpferin ein Messer ins Herz. Keren war nicht sofort tot. Sie stieß Verwünschungen und Flüche aus und versuchte, sich das Messer aus der Brust zu ziehen. Doch da hatte mich Emilia schon von meinen Fesseln befreit. Noch heute sehe ich Kerens hassverzerrtes Gesicht vor mir. Ich beugte mich zu ihr herab und stieß das Messer noch tiefer in ihre Brust. Daraufhin zerfiel sie zu grauem Staub. Seit jener Zeit trage ich diese Waffe immer bei mir.«
    »Aber… ich dachte, Vampire können ihre Schöpfer nicht töten!«, entfuhr es mir.
    »Das hatte ich auch gedacht«, sagte Jack. »Mein innerer Widerstand war gewaltig, doch die Liebe zu Emilia war stärker.«
    »Du warst frei!«
    »Ja«, sagte Jack und lächelte. »Ich wa r – und bi n – eines der wenigen freien Nachtwesen. Wie ich später erfuhr, gibt es noch andere Vampire, die so leben wie ich. Einige haben ihren Schöpfer durch einen Unfall verloren, oder er wurde hingerichtet, weil er das Gesetz der Nacht gebrochen hat.«
    »Hingerichtet? Von wem?«
    »Es gibt Könige, die darüber wachen, dass unsere Gesetze eingehalten werden. Ich hatte gegen das wichtigste Verbot verstoßen: Töte niemals deinen Schöpfer. Es grenzte ohnehin an ein Wunder, dass mir die Tat überhaupt gelungen war. Und ich wusste, dass mich die Königin von Nordamerika für dieses Verbrechen bestrafen würde. Emilia und ich mussten fliehen, der Menschengefährte der Königin war uns schon dicht auf den Fersen. Du kennst ihn.« Jack lächelte mich an. »Sein Name ist Charles Solomon.«
    »Dieser Winkeladvokat ist der Wirt einer Vampirkönigin?«, entfuhr es mir.
    »Wirt?« Jack klang ein wenig empört. »Das klingt sehr nach Parasiten.«
    »Wie würdest du denn einen Menschen nennen, der von einem Vampir übernommen wurde?«
    »Ich glaube, du hast da eine ganz falsche Vorstellung«, meinte Jack kühl. »Wenn sich ein Mensch mit einem Vampir verbindet, geschieht das aus freien Stücken. Der Mensch ist kein Sklave, sondern ein Partner. Beide profitieren voneinander. Charles Solomon und Lilith McCleery ergänzen sich perfekt. Beide streben nach Macht. Und sie können nicht dulden, dass es einen Vampir gibt, der sich zusammen mit seiner Gefährtin gegen die Ordnung stellt. Die Nachricht von Kerens Tod machte damals die Runde. Für uns gab es kein Zurück. Nun mussten sie ein Exempel an mir und Emilia statuieren. Doch bis zum heutigen Tag ist ihnen das nicht gelungen.«
    Ich betrachtete das Testament und versuchte mir vorzustellen, wie es wäre, fünfzig Jahre lang auf der Flucht vor einem übermächtigen Feind zu sein. Emilia

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