Dark Moon
beunruhigen. Aber ich bin mir sicher, dass heute Nacht einer von diesen Blutsaugern um Ihr Haus geschlichen ist.«
Also war Jacks Besuch doch nicht unbemerkt geblieben. Zumindest sein Abgang hatte Hanks Argwohn geweckt.
»Ich denke, wir sollten meiner Großmutter einen Besuch abstatten«, sagte ich. »Was halten Sie davon?«
Hank legte seine Pranke auf meine Schulter. »Das ist eine hervorragende Idee.«
Hank hatte unseren Besuch bereits telefonisch angekündigt. Grandma umarmte uns zur Begrüßung und führte uns ins Haus. Sie sah schlecht aus. Sie hatte tiefe Ringe unter den Augen.
Wir setzten uns und Hank erzählte ihr, was sich in der Meadfield Road zugetragen hatte. »Ich versuche über meinen Kontakt bei der Polizei auch noch an den abschließenden Untersuchungsbericht heranzukommen, aber so wie es aussieht, können wir von einem Vampirangriff ausgehen. Zucker irgendjemand?«
»Lydia, du siehst: Die Vorsichtsmaßnahmen, die wir deinetwegen ergreifen, haben durchaus ihre Berechtigung«, sagte Grandma.
»Gestern hatte ich Besuch von einem Vampir«, sagte ich.
»Richtig«, sagte Hank. »Das hatte ich ganz vergessen zu erwähnen. Einer der Blutsauger hat sich am Woodgreen Drive herumgetrieben, ist aber dann in den Wäldern verschwunden.«
»Nachdem er die Nacht bei mir verbracht hatte«, ergänzte ich.
Nach meinem Geständnis trat bleierne Stille ein, bis Hank stöhnte und sich die Augen rieb. Dann stutzte er. »Warum kann sie sich daran erinnern?«
»Weil meine Enkelin die Gabe hat.« Großmutters Gesicht hatte sich in eine unbewegliche Maske verwandelt. »Es ist der Vampir von Emilia Frazetta, nicht wahr?« Das war keine Frage, sondern eine Feststellung.
»Jack Valentine bittet um Asyl.«
Hank schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Wie bitte? Hat der Kerl den Verstand verloren?«
Grandma legte zur Beruhigung ihre Hand auf seinen Arm. »Kein Vampir kann die Gemeinschaft der Nachtwesen verlassen.«
»Er hat seine Schöpferin getötet«, sagte ich.
»Das ist unmöglich«, polterte Hank. »Entschuldigung, M s Garner, aber da versucht jemand, Sie in eine Falle zu locken.«
»Wer war seine Schöpferin?«, fragte Grandma.
»Sie hieß Katherine oder Karen, ich weiß es nicht mehr.«
Grandma sah Hank an. »Keren Demahigan.«
»Das war 1960. In Des Moines, Iowa«, fügte ich erklärend hinzu.
»Die Blutgräfin«, sagte Hank und schnalzte mit der Zunge. »Ich habe schon einiges über sie gehört.«
»Wie hat er sie getötet?«, fragte Grandma.
»Mit einem Messer, mitten ins Herz.«
Hank schüttelte den Kopf. »Ich sage noch einmal: Das ist unmöglich.«
»Und Emilias Vampir will nun die Seiten wechseln«, stellte Grandma fest.
»Nein, er will deinen Schutz. Fünfzig Jahre lang waren er und Emilia vor Charles Solomon und Lilith McCleery auf der Flucht.«
Hank schnaubte verächtlich. »Da hat sich dieser Jack Valentine aber mächtige Feinde gemacht.«
»Wenn wir Valentine beschützen, wird es zu einem Konflikt mit den Vampiren kommen«, sagte Grandma. »Sie werden es als Einmischung in ihre inneren Angelegenheiten betrachten.«
»Aber er hat in Notwehr gehandelt!«, rief ich empört. Grandma schaute mich erstaunt an und ich senkte die Stimme. »Wenn wir ihn nicht unter unseren Schutz stellen, ist er so gut wie tot!«
»Das ist er sowieso schon«, warf Hank ungerührt ein.
»Wenn wir ihn unter unseren Schutz stellen, werden die Nachtwesen das Abkommen infrage stellen«, entgegnete Grandma.
»Wenn du mir nicht hilfst, werde ich selbst etwas unternehmen.«
Jetzt musste Grandma lachen. »Und wie willst du das anstellen?«
»Emilia Frazetta hat mich als Alleinerbin eingesetzt«, sagte ich. »Kein Vampir wird ohne meine Erlaubnis das Haus in der Water Lane betreten. Alle anderen werden Schwierigkeiten haben, an dem Wachdienst vorbeizukommen, den ich vom Verkauf der Bilder bezahlen werde.« Jack hatte mir verraten, dass es noch beträchtliche Summen auf diversen Konten gab. Die aber wurden von der Polizei erst freigegeben, wenn eindeutig geklärt war, dass Emilia ihr Vermögen legal erworben hatte.
»Sie wissen hoffentlich, worauf Sie sich da einlassen, M s Garner?«, fragte Hank.
»Ja«, sagte ich. In Wahrheit mochte ich mir nicht einmal ansatzweise vorstellen, wie es sein würde, die Vampirkönigin von Nordamerika zur Feindin zu haben.
»Also gut«, sagte Grandma. »Sag ihm, dass ich bereit bin, ihn anzuhören.«
Hank schüttelte missbilligend den Kopf, schwieg aber.
»Danke«, sagte
Weitere Kostenlose Bücher