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Dark Moon

Dark Moon

Titel: Dark Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Knightley
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ich hatte also schon mehr als zwei Stunden geschlafen. Benommen stand ich auf. Das Buch, in dem ich vor dem Einschlafen gelesen hatte, fiel zu Boden. Ich legte es auf den Nachttischschrank und tappte zum Fenster, um es zuzuschieben, damit kein Regen hereinkam.
    Rosen! Ich zuckte zusammen, als ich den Duft erkannte.
    »Jack?«, flüsterte ich und tastete mich zum Bett zurück.
    »Lydia…«, war die leise Antwort.
    »Wie zum Teufel bist du hier hereingekommen?« Ich zitterte und musste mich setzen. Mein Herz raste wie wild.
    »Das Fenster stand auf. Entschuldige, wenn ich dich erschreckt habe.«
    Ich rang nach Luft und schloss die Augen. Diese Stimme! Sie drang tief in mein Herz. »Das Haus wird bewacht«, wisperte ich.
    »Das habe ich schon bemerkt. Wer immer in dem Chrysler da draußen sitzt, macht seinen Job gut. Ich musste über eine Stunde warten, bis ich eine Gelegenheit fand, an ihm vorbeizukommen.«
    Ich tastete nach dem Lichtschalter der Nachttischlampe. Ein Luftzug huschte an mir vorüber, eine kalte Hand legte sich auf meine. Etwas durchzuckte mich wie ein elektrischer Schlag.
    »Was tust du da?« Meine Stimme war rau, das Sprechen fiel mir schwer. Plötzlich nahm ich alles um mich herum überdeutlich wahr: den Regen, der gegen die Fensterscheibe prasselte, die Falte in der Bettdecke, auf der ich saß, das betäubende Rosenaroma.
    Ein Begehren erfüllte mich, gegen das ich mich nicht auflehnen konnte, der unbändige Wunsch, Jacks kühle Haut zu berühren, seinen Duft in mich aufzusaugen. Ich wollte ihn küssen, ihn schmecken. Und auch er sollte meinen Körper erforschen.
    Ich zog meine Hand zurück und sofort war das Gefühl verschwunden. Schwer atmend wich ich zurück.
    »Was war das?«, fragte ich. Mein Puls raste noch immer, doch ich konnte wenigstens wieder klar denken.
    »Ich wollte sehen, wie stark du bist«, sagte Jack. Seine Stimme kam jetzt aus einer anderen Richtung. Ich schaltete das Licht an.
    Er saß in meinem Sessel. Sein Gesicht lag im Schatten. Er hatte sich frische Kleider angezogen, trug aber wie gewohnt Schwarz. Er wirkte schlank, aber kräftig. Der Ausschlag auf Gesicht und Händen war vollkommen verschwunden.
    »Und?«, fragte ich wütend. »Bist du mit dem Ergebnis zufrieden?«
    Er beugte sich nach vorne und nun konnte ich sein Gesicht sehen. Sein pechschwarzes Haar war im Nacken und über den Ohren kurz geschnitten, mehrere lange Strähnen fielen ihm ins Gesicht. Seine dunklen Augen funkelten belustigt.
    »Dieses Grinsen ist keine befriedigende Antwort«, fuhr ich ihn an. Ein Teil von mir, und zwar der ängstlichere, war entsetzt darüber, wie ich mit diesem Nachtwesen, diesem Vampir, sprach. Doch im Moment war meine Wut stärker als meine Zurückhaltung.
    Sein Lächeln erstarb. »Entschuldige bitte«, sagte er ernst. »Ich bin noch nie einem Menschen begegnet, der mich aussperren konnte.«
    »Du hast also versucht meine Gedanken zu beeinflussen?« Auf einmal fühlte ich mich, als hätte man mich nackt auf eine Bühne gestoßen. Es war demütigend.
    »Emilia war im Blocken auch sehr gut, doch du bist stärker.« Jack stand auf und ich wich unwillkürlich ein Stück auf meinem Bett zurück. Schlagartig war das Verlangen nach ihm wieder da. Nicht so intensiv, doch es reichte, um mich durcheinanderzubringen.
    »Darf ich mich zu dir setzen?«, fragte er und lächelte aufmunternd.
    Ich schluckte und rückte noch ein Stück zur Seite. »Natürlich.«
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte er besorgt.
    Ich nickte hastig. »Es ist nur… dieser Geruch.«
    »Was riechst du?« Er war plötzlich ernst.
    »Rosen«, stotterte ich.
    »Hast du solch einen Blumengeruch schon einmal in der Gegenwart anderer Menschen wahrgenommen?«
    Seine Augen schienen tief in mich hineinzublicken. Aber das machte mir keine Angst, im Gegenteil, ich hatte das Gefühl: Hier war jemand, vor dem ich keine Geheimnisse haben musste, dessen Macht mich nicht bedrohte, sondern schützte.
    »Lydia, hör mir zu: Ist dir schon mal so ein Geruch aufgefallen?«
    Benommen schüttelte ich den Kopf. »Nein, noch nie.«
    Jack schien nicht zu wissen, was er von meiner Antwort halten sollte. Schließlich zog er ein Kuvert aus der Innentasche seiner Jacke. »Ich habe einen Auftrag«, sagte er. »Emilia bat mich, dir dies hier im Falle ihres Todes zu geben.«
    »Was ist das?«, fragte ich, während ich den Umschlag von allen Seiten musterte.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte er. »Aber ich vermute, es ist ihr Letzter Wille.«
    Ihr Testament!

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