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Dark Moon

Dark Moon

Titel: Dark Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Knightley
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ich ihn.
    Er lachte. »Nein, der ist so kaputt, dass man ihn nicht mehr reparieren kann. Er ist auch nur fürs Reisen gedacht. Hier schlafe ich auf dem nackten Boden.«
    »Ist das nicht schrecklich unbequem? Warum besorgst du dir kein Bett?«
    »Betten sind mir zu weich«, murmelte er und blies einen Kohlekrümel von der Leinwand. »Aber da ist jeder Vampir anders. Jedenfalls brauchen wir alle einen dunklen Raum.« Er wischte sich die Hände an einem Lappen ab und begann auf der Palette Farben zu mischen. »Das Malen ist für mich die Verbindung zu meinem früheren Leben, dem Leben vor der Verwandlung… Aber jetzt habe ich schon so viel von mir erzählt und weiß noch so gut wie gar nichts über dich.«
    Ich lächelte matt. »Mein Leben ist alles andere als interessant.«
    »Bei so einer Familie? Das glaube ich nicht. Du hast doch sicher Freunde?«
    »Klar, aber die sind jetzt alle in den Ferien.«
    »Warum bist du hiergeblieben?«
    »Nur wegen Mark. Er macht gerade eine schwierige Zeit durch und ich wollte bei ihm sein.«
    »Weiß er von mir?«, fragte Jack.
    »Ich habe ihm von dir erzählt«, antwortete ich vage.
    »Weiß er, was ich bin?«, fragte Jack weiter.
    »Er glaubt nicht an Vampire.« Langsam wurde mir die Fragerei unangenehm. »Jack, ist das ein Verhör?«
    Ich glaube, wenn ein Vampir erröten könnte, wäre er in diesem Moment sicher dunkelrot angelaufen. »Entschuldige«, sagte er und räusperte sich. »Ich wollte dir nicht zu nahetreten. Ich bin es wohl nicht mehr gewohnt, mich mit jemandem zu unterhalten. Möchtest du eine Pause machen?« Er hatte wohl bemerkt, dass ich ungeduldig auf meinem Stuhl hin und her rutschte.
    »Prima Idee.« Ich stand auf und reckte meine steifen Glieder. »Lust auf einen Spaziergang?«
    Jack verhängte das Bild mit einem Tuch. »Gerne. In welche Richtung wollen wir gehen?«
    »Zum Leuchtturm am Point Atkinson«, sagte ich.
    Natürlich war es Verrat an Mark und natürlich hatte ich deswegen ein schlechtes Gewissen, denn Point Atkinson war schon immer unser Platz gewesen. Am Fuß des Leuchtturms hatten wir uns zum ersten Mal geküsst. Und wie oft hatten wir in der Abenddämmerung darauf gewartet, dass die letzten Spaziergänger endlich nach Hause gingen, damit wir allein waren.
    Nun folgte ich Jack Valentine durch die Nacht. In Jacks Nähe wusste ich nie, ob ich das Richtige tat oder sagte. Doch ich begann süchtig nach ihm zu werden.
    Immer wieder musste ich aufpassen, dass ich nicht über Wurzeln und umgefallene Bäume stolperte, während Jack mit schlafwandlerischer Sicherheit jedem Hindernis auswich. Nachts konnte dieser Wald ziemlich unheimlich sein, doch in Jacks Gegenwart fühlte ich mich sicher. Erst als der Leuchtturm vor uns lag, verlangsamte er seine Schritte. Hier konnte man mehr erkennen, weil die Lichter von Vancouver die Spitze des Point Atkinson in nächtliches Zwielicht tauchten.
    Jack schloss die Augen, hielt das Gesicht in die Brise, die vom Meer zu uns herüberwehte, und holte tief Luft. »Es ist ein berauschendes Gefühl, Lydia! Kannst du das verstehen? Fünfzig Jahre habe ich mich verstecken müssen und nun bin ich frei!« Er drehte sich zu mir um und wollte mich in die Arme nehmen, doch ich wich zurück.
    »Bitte, Jack. Bitte tu das nicht. Wenn wir uns jetzt berühren, werde ich etwas tun, was ich spätestens bei Sonnenaufgang bereuen werde«, flüsterte ich.
    Jack streckte die Hand aus und ich schloss die Augen. »Nein«, flüsterte er. Zärtlich strich er über meine Wange.
    Ich küsste ihn. Erst zaghaft, dann immer leidenschaftlicher. Ich konnte nur an Jack denken, seine Berührungen. Dann versank ich in der Dunkelheit.

Kapitel
    L ydia?«
    Die Stimme rief mich aus der Finsternis. Das letzte Bild eines beunruhigenden Traums stand noch immer vor meinem inneren Auge: Die Gestalt einer katzenhaft geschmeidigen Frau hatte mich durch die Ruinen eines Kellers verfolgt. Ich war so schnell gelaufen, wie ich konnte. Aber nun schien es, als hätte sie mich doch eingeholt: Eine Hand berührte mich an der Schulter.
    »Lydia?«
    Wie eine Ertrinkende, die in letzter Sekunde die Wasseroberfläche durchbricht, schreckte ich hoch und schnappte nach Luft.
    »Ganz ruhig, Lydia!«, rief meine Mutter und nahm mich in den Arm. »Ganz ruhig, ich bin ja bei dir.«
    »Wo bin ich?«, fragte ich verwirrt. Vor wenigen Augenblicken war ich noch am Leuchtturm gewesen.
    »Schatz, du bist zu Hause!«, sagte meine Mutter ängstlich. »Ich habe den ganzen Tag versucht dich zu

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