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Dark Moon

Dark Moon

Titel: Dark Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Knightley
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uns nach Hause fahren.«
    »Doch«, sagte ich. »Hier ist was. Riechst du es nicht?«
    Mark hob die Nase und schüttelte den Kopf.
    »Es riecht nach überreifem Obst.« Ich drehte mich mit geschlossenen Augen einmal im Kreis. Als ich sie wieder öffnete, blickte ich direkt auf den Kleiderschrank. »Hilf mir, ihn wegzuschieben.«
    Mark zog an der einen Seite, während ich von der anderen drückte.
    »Wir kriegen ihn nicht von der Stelle«, sagte ich überrascht.
    Mark klopfte die Innenwand ab. »Zurück«, warnte er mich und trat dann zu. Holz splitterte und gab einen dunklen Hohlraum frei. »Wir brauchen Licht.«
    »Unten in der Küche habe ich eine Taschenlampe gesehen. Ich hole sie.«
    Bevor Mark etwas sagen konnte, war ich schon die Klappleiter heruntergeklettert und auf dem Weg ins Erdgeschoss. Auf dem Sicherungskasten, der sich neben dem Kühlschrank befand, lag eine kleine Maglite. Ich prüfte, ob die Batterie noch ausreichte. Als mein Blick auf die Hintertür fiel, erstarrte ich. Ich hätte schwören können, dass ich sie zugezogen hatte, doch nun stand sie einen Spaltbreit offen.
    Von draußen hörte ich das Zirpen der Grillen. Es war dunkel geworden. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Vorsichtig zog ich die Tür zu. Es machte leise »Klick« und sie sprang wieder auf. Erleichtert holte ich Luft. Also war außer uns doch kein weiterer ungebetener Gast ins Haus eingedrungen. Ich lief, so schnell ich konnte, zu Mark zurück. Mittlerweile konnte ich seine Gestalt nur noch schemenhaft erkennen.
    »Möchtest du den Vortritt?«, fragte ich, als ich die Lampe einschaltete. Er nahm sie mir aus der Hand und kletterte durch das Loch. Ich folgte ihm mit einer bösen Vorahnung.
    Der Raum hinter dem Schrank entpuppte sich als ein Verschlag von anderthalb mal zwei Meter. Hier hatten maximal zwei Menschen Platz. Auf dem Boden lag eine stockfleckige, durchgelegene Matratze. Im ersten Moment war ich irritiert. Ich hatte zwar keinen Sarg erwartet, aber auch nicht den schäbigen Schlafplatz eines Obdachlosen. Und dennoch war dies Kerens Ruhestätte gewesen. Es war unverkennbar ihr Geruch, der noch immer in der Luft hing.
    Mark durchsuchte einen staubigen Karton, in dem die Vampirin ihre wenigen Habseligkeiten aufbewahrt hatte. Als er eine Papierrolle fand, runzelte er die Stirn. Ich nahm sie ihm aus der Hand und streifte das Gummiband ab, das sie zusammenhielt.
    »Was ist das?«, fragte Mark, als ich die einzelnen Blätter auf dem Boden ausbreitete.
    Es war ein dickes Paket von Schwarz-Weiß-Kopien. Die ersten fünfzig Doppelseiten waren voller Pflanzenabbildungen, dann folgte eine Reihe von Diagrammen und Rosetten. Schwangere Frauen, die mehrzackige Sterne hielten, tanzten im Kreis. Einmal ging der Reigen um eine Waage, dann wieder um einen Armbrustschützen und schließlich um einen Drachen, dem ein ähnlicher Stern aus dem Maul wuchs. Andere Frauen entstiegen einem runden Steingebilde, das wie ein Jungbrunnen aussah.
    »Kannst du den Text entziffern?«, fragte Mark.
    »Nein, die Schrift kenne ich nicht.« Die Buchstaben sahen aus wie eine Mischung aus Hebräisch und Griechisch. Das ganze Buch, dessen Seiten hier fotokopiert worden waren, mochte vierhundert, fünfhundert Jahre alt sein. Auf einmal fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
    »Es ist das Voynich-Manuskript«, rief ich aufgeregt. »Die Nachtwesen nennen es auch Buch des Blutes . Es soll angeblich das komplette Geheimwissen der Vampire enthalten.«
    »Nur dass es keiner lesen kann«, sagte Mark.
    Ich blätterte durch die anderen Ausdrucke. »Da«, sagte ich und zeigte auf eine Reihe handschriftlicher Tabellen, die man ebenfalls gewissenhaft kopiert hatte. »Regeln für die Grammatik. Und hier! Ein Wörterbuch. Unglaublich! Jemand hat offenbar Jahre seines Lebens damit zugebracht, diese Sprache zu übersetzen.« Die handschriftlichen Kommentare waren zwar nicht so alt wie das Manuskript, aber die steile Linienführung ließ mich auf das 19 . Jahrhundert tippen.
    »Wenn das wirklich der Schlüssel zum Geheimnis der Vampire ist, kann ich die Mühe verstehen«, sagte Mark.
    »Das ist es«, erwiderte ich aufgeregt. »Das ist es, wonach wir gesucht haben.« Ich rollte die Ausdrucke wieder zusammen. »Lass uns von hier verschwinden.«
    Wir hatten die Geheimkammer noch nicht verlassen, als uns ein lauter Schlag zusammenfahren ließ. Im Schein der Taschenlampe sahen wir, dass die Luke geschlossen worden war! Mark rüttelte daran, aber sie bewegte sich keinen

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