Dark one 01 - Blind Date mit einem Vampir-neu-ok-06.12.11
werden.
„Ja, Mama.
Schlaf jetzt! Wir reden morgen.“
„Worüber?“,
fragte ich stirnrunzelnd, als Roxy bereits in der Tür stand. „Falls du mich
wegen dieses Kerls in die Mangel nehmen willst ...“
„Er heißt
Raphael“, bemerkte sie unerträglich frech.
„Das kannst
du vergessen, da gibt es nichts zu reden.“
„Schlaf
jetzt!“, wiederholte sie mit einem vielsagenden Lächeln. „Morgen hast du einen
wichtigen Tag vor dir.“
Ich
beschloss, meine Augenbrauen sprechen zu lassen, wie Raphael es immer tat,
einfach nur um auszuprobieren, ob es auch bei mir funktionierte.
„Der
Markt!“, beantwortete Roxy meine stumme Frage. „Da willst du doch besonders gut
aussehen!
Schließlich
wirst du dort deinen Vampir kennenlernen!“
Und wenn das
schon geschehen war? „Ja natürlich, ganz bestimmt!“
„Den Mann,
dessen Seele du retten wirst!“
„Du hast
wirklich 'ne Meise!“
„Er wird
dich an seine breite Brust drücken, dir tief in die Augen sehen und dir sagen,
dass du ihm gehörst, ihm allein -aber das kann man wirklich nicht von ihm
verlangen, wenn du so aussiehst wie jetzt!“
„Hiermit
erkläre ich dich für unzurechnungsfähig!
Gleich
morgen früh lasse ich dich entmündigen!“
„Und dann
wird er das Vereinigungsritual durchführen und du wirst ein glückliches Leben
mit deinem Vampirmann führen, genau wie in Dantes Büchern.“
Ich holte
tief Luft. „Es gibt keine Vampire!“
Roxy
grinste. „Gute Nacht! Träum was Schönes und lass dich nicht von den Bettwanzen
beißen. Dieses Vergnügen sollte allein ihm vorbehalten bleiben!“
Der
Eisbeutel verfehlte Roxy zwar, aber das Geräusch, als er mit Karacho gegen die
Tür knallte, war äußerst befriedigend.
5
„Einfach zu
schade, dass Raphael kein Vampir ist“, sagte Roxy am nächsten Nachmittag, als
wir uns die drei Treppen zu unseren Zimmern hochschleppten.
Nach einer
langen Wanderung durch die Macocha-Schlucht hatten wir müde Beine und sehnten
uns nach einem ausgiebigen heißen Bad.
„Wäre er
einer, dann wüsstest du, dass Miranda über ihn gesprochen hat.“
Ich sah sie
böse an.
„Guck mal
auf die Uhr“, entgegnete sie auf meinen unausgesprochenen Vorwurf. „Es ist nach
drei. Ich habe ganze vier Minuten gewartet!“
„Wie schnell
die Zeit vergeht, wenn man nicht über imaginäre, erfundene, komplett fiktive
Gestalten spricht“, murmelte ich, während ich meinen Zimmerschlüssel aus der
Tasche zog und die Tür aufschloss. Roxy folgte mir In mein Zimmer, denn es war
größer als ihres und verfügte über einen zusätzlichen Stuhl.
„Glaub bloß
nicht, dass ich mir jeden Tag meine Gesprächsthemen von dir vorschreiben lasse!
Ich habe mich deutlich dazu bereit erklärt, auf der Wanderung nicht über
Vampire zu sprechen, weil du heute Morgen so furchtbar ausgesehen hast.“
Seltsamerweise
hatte ich mich aber gar nicht schlecht gefühlt. Mein Hinterkopf war nur noch
ein ganz kleines bisschen schmerzempfindlich und in meinem Gehirn war es
merkwürdig ruhig. Das lag an dem kleinen Motivationsgespräch, welches ich
morgens im Bad mit mir geführt hatte. Obwohl ich eigentlich nicht viel für
intensive Selbstbetrachtungen übrig hatte, war diese Maßnahme nötig gewesen.
Sonst hätte ich mich zur Elektroschocktherapie anmelden müssen.
„Der
menschliche Verstand ist eine seltsame, wunderbare Sache“, hatte ich meinem
Badeschwamm erklärt, während ich ihn mit meiner geliebten Jasminseife einrieb.
„Er ist extrem empfänglich für Suggestion und lässt sich leicht dazu bewegen,
etwas wahrzunehmen, das eigentlich gar nicht da ist.
Besonders
Stress kann unglaubliche Dinge mit dem Gehirn anstellen, denn er bringt es
dazu, sich zu schützen, indem es die Anspannung mit Hilfe von lebhaften Träumen
und Vision abbaut.“
Der Schwamm
wollte meine Theorie nicht kommentieren und so benutzte ich ihn, um mich zu
waschen, während ich meine Argumentation zu Ende führte.
Was ich bei
Miranda im Gin-Tonic-Rausch erlebt hatte, hatte sich offensichtlich in mein
seinerzeit leicht zu beeinflussendes Gehirn eingebrannt.
Als ich dann
in die mährischen Berge kam, die angeblich von Fabelwesen bevölkert waren, wie
Miranda erwähnt hatte, wollte mein Gehirn die Anspannung, die sich durch meine
Anwesenheit in einem fremden Land auf der anderen Seite der Welt aufgebaut
hatte, abbauen, indem es einschlägige Bilder hervorkramte und sie mir als real
verkaufte.
Als ich aus
der Wanne stieg, ignorierte ich die leise Stimme, die mich
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