Dark one 01 - Blind Date mit einem Vampir-neu-ok-06.12.11
darauf hinwies, dass
ich eigentlich gar nicht besonders gestresst war - schon gar nicht wegen meines
lang ersehnten Urlaubs in Europa. Ich griff nach meinem Handtuch.
Was bei
Miranda geschehen war, ließ sich auf den Alkohol zurückführen, während das, was
ich am Vorabend gesehen hatte, lediglich eine Illusion gewesen war. Meine
Fantasie hatte mir einfach etwas vorgegaukelt. Alles in allem ergab meine
Erklärung auf jeden Fall Sinn und war obendrein durch und durch vernünftig.
Weitaus vernünftiger, meldete sich mein zynisches Ich zu Wort, als der Gedanke,
dass ich vielleicht wie Dorothy aus meinem Leben herausgerissen wurde und in
meiner persönlichen paranormalen Version von Oz gelandet war.
Die Ruhe,
die in meinem Kopf eingekehrt war, und die Erkundung der faszinierenden
geologischen Phänomene der Region hatten erheblich zur Wiederherstellung meiner
guten Laune beigetragen. Auf der Wanderung hatte ich ein paarmal daran gedacht,
die seltsamen Sinnestäuschungen anzusprechen, die ich am Vorabend erlebt hatte,
doch es widerstrebte mir sogar, mit meiner besten Freundin darüber zu reden.
Das Ganze war irgendwie zu ... persönlich.
Aber als wir
nun ins Hotel zurückgekehrt waren, beschloss ich, Roxy fairerweise zum Zug
kommen zu lassen, nachdem sie es sich den ganzen Tag verkniffen hatte, über
Vampire zu sprechen. Ich sollte den Advocatus Diaboli spielen, daran hatte sie
stets ihre Freude, und da ich nun wieder mit mir im Reinen war, machte es mir
überhaupt nichts aus, ihr diesen Gefallen zu tun.
„Okay, ich
beiße an. Woher weißt du, dass Raphael kein Vampir ist?“, fragte ich, zog mir
mein schmutziges Sweatshirt aus und nahm meinen Bademantel.
„Hmm? Oh,
ganz einfach: Er hat was getrunken.“
„Wie bitte?“
Sie nickte
und begann, ihre Wanderstiefel aufzuschnüren. „Gestern Abend in der Schänke. Er
hat Bier getrunken. Und wie ja nun wirklich jedes Kind weiß, nehmen Vampire
ausschließlich Blut zu sich!
Du kennst
doch die Bücher - du weißt, dass sie erst nach der Vereinigung etwas anderes
als Blut vertragen.“
„Du kennst
dich für meinen Geschmack viel zu gut aus mit diesen Büchern!“
Ich zog mir
die Jeans aus und holte frische Unterwäsche aus der Kommode.
Roxy grinste
und entledigte sich eines Stiefels.
„Man muss
die Gewohnheiten derer kennen, auf die man Jagd macht, nicht wahr? Abgesehen
davon solltest du dich wirklich nicht beschweren. Mein Wissen wird dir noch
sehr nützlich sein, wenn wir deinen Vampir finden. Du ... äh ... glaubst doch
nicht, dass es Dominic ist, oder?“
Den Satz mit
dem Vampir überhörte ich einfach, aber ich erschauderte bei der Vorstellung,
irgendetwas mit diesem aufgeblasenen Dominic anzufangen.
„Igitt.
Nein! Und er ist überhaupt kein Vampir, Roxy, nur in seiner Einbildung. Seine
Eckzähne sind eindeutig falsch.“ Als ich vor meinem geistigen Auge sah, wie
sich spitze Vampirzähne in zartes Fleisch bohrten, zügelte ich meine Fantasie
augenblicklich. Einzig meine Fantasie war an allem Schuld, meine allzu lebhafte
Fantasie! Ich streifte meine Unterwäsche ab und schlüpfte in den Bademantel.
„Ach, du
bist nur voreingenommen! Versprich mir, heute Abend auf dem Markt
vorurteilsfrei und aufgeschlossen zu sein.“
Ich wollte
nicht aufgeschlossen sein. Aufgeschlossenheit führte zu Visionen und die waren
definitiv nicht gut für meine geistige Gesundheit. Dennoch, ich war immer stolz
auf meine Fähigkeit gewesen, unvoreingenommen urteilen zu können, und so hielt
ich es nur für fair, ohne Vorurteile alle Beweise abzuwägen, bevor ich zu dem
Schluss kommen würde, dass es tatsächlich keine Vampire gab.
Abgesehen
davon wusste ich, dass ich recht hatte und Roxy falschlag, und deshalb konnte
mir nicht das Geringste passieren, wenn ich aufgeschlossen an die Dinge
heranging.
Wenn alle
auf dem Markt so waren wie Dominic, musste ich mir keine Sorgen machen. Ich
nahm meinen Kosmetikbeutel und drehte mich zu Roxy um.
„Also gut,
ich werde keine Vorurteile haben.“
„Versprich
mir, dass du nicht auf Dominic herumhacken wirst!“
Ich hob die
Hand. „Ich werde nicht auf Dominic herumhacken.“
„Und du
wirst nett zu allen Vampiren sein, die dir begegnen.“
„Natürlich.
Willst du zuerst in die Wanne?“
„Nein.“ Roxy
zog den anderen Stiefel aus und humpelte zur Tür. „Du siehst aus, als hättest
du ein Bad nötiger als ich. Wir treffen uns um sechs unten zum Essen und dann
gehen wir auf den Markt. Und leg dich noch ein bisschen hin!
Du
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