Dark one 01 - Blind Date mit einem Vampir-neu-ok-06.12.11
bist immer
so schlecht gelaunt, wenn du ohne Nickerchen lange aufbleibst, und ich will mir
wirklich in Ruhe alles angucken. Ich kann es kaum erwarten, Dominic
wiederzusehen. Er ist echt heiß!“
Und das
wusste er auch. „Roxy, darf ich dir einen guten Rat geben?“
Sie blieb an
der Tür stehen und legte den Kopf schräg. „Was denn?“
„Tanya
wirkte furchtbar besitzergreifend, was ihn angeht. Leg dich besser nicht mit
ihr an! Sie wirkt nicht so, als würde sie es dulden, wenn jemand in ihrem
Revier wildert.“
Roxy
schenkte mir ihr typisches ‚Bei mir wird jeder Mann schwach’-Lächeln.
„Mach dir um
mich keine Sorgen! Ab in die Wanne! Ach, eins noch: Zieh dich sexy an! Selbst
wenn Raphael nicht der Mann deiner Träume sein sollte, ist er der Einzige, den
ich kenne, der dich mühelos drei Treppen hochtragen kann. Vielleicht willst du
ihn dir doch ein bisschen genauer ansehen. Einfach zu schade, dass er kein
Vampir ist...“ Damit verschwand sie aus dem Zimmer.
Ich schaute
zur Tür, die sich langsam hinter ihr schloss, und schon stand das Bild der
Hotelschänke vor meinen Augen. Die Erinnerung war noch ganz lebendig: Raphael
stand mit einem Bier in der Hand am Ende der Theke und unterhielt sich mit dem
Wirt, während er mich gleichzeitig beobachtete.
Wenn ich
mich - mit aller gebotenen Vorsicht - auf die Möglichkeit einließ, dass es
Vampire wirklich gab und sie nach den Gesetzen aus Dantes Büchern lebten,
mussten sie sich dann nicht aus Gründen der Selbsterhaltung unauffällig in die
menschliche Gesellschaft einfügen?
Wenn ein
Vampir sein Geheimnis wahren wollte, dachte ich, dann ging er vielleicht
tatsächlich in eine Kneipe, bestellte sich ein Bier und tat so, als hätte er
davon getrunken, indem er es „versehentlich“ irgendwohin schüttete, ohne dass
es jemand bemerkte.
In einen
Blumenkübel zum Beispiel.
Nachdem ich
gebadet hatte, machte ich ein Nickerchen. Roxy hatte leider recht: Ich war kein
Nachtmensch. Und da der Gothic-Markt bis zwei Uhr nachts geöffnet hatte, wusste
ich, dass ich nicht lange durchhalten würde, ohne ein bisschen vorzuschlafen.
Zwei Stunden später stand ich auf und zog mir eine braune Wollhose und einen
dicken Seemannspullover an, denn ich wollte auf keinen Fall etwas tragen, das
man auch nur im Entferntesten für sexy halten konnte. Raphael war bestimmt ein
sehr netter Mann - und ungewöhnlich stark dazu -, aber Roxys Plänen und
Hoffnungen zum Trotz war ich wirklich nicht auf Männerjagd.
Nun, okay,
vielleicht war ich ein kleines bisschen an ihm interessiert, aber eigentlich
hatte ich gar keine Zeit, etwas mit ihm anzufangen, also war es das Beste, wenn
ich mich an die „Angucken, aber nicht anfassen“-Regel hielt.
Als ich die
Treppe runterging, hörte ich hinter mir eine Tür ins Schloss fallen.
Unter dem
Dach gab es nur zwei Zimmer und ein Bad, das Roxy und ich praktisch für uns hatten.
Aus Neugier blieb ich auf dem Treppenabsatz stehen.
Mal sehen,
wer sich da ins Dachgeschoss verirrt hatte!
Ich
erblickte ein Paar klobige schwarze Stiefel mit dicken Sohlen, dann
schwarz-weiß gestreifte Strümpfe unter einem tuntigen schwarzen Netzrock, der
über die Treppenstufen schleifte, gekrönt von einem rot-schwarzen Trägertop aus
Samt und ... Tanyas Kopf. Sie blieb abrupt stehen, als sie mich sah.
Ich staunte
über ihre Frisur. „Ich glaube, ich habe noch nie jemanden mit so knallroten
Haaren gesehen. Tolle Farbe! Passt zu deinem Top. Ich wusste gar nicht, dass
ihr auch hier wohnt. Ich dachte, alle vom Markt leben in den Wohnwagen, die
unten auf der Wiese stehen.“
„Wir wohnen
aber hier“, erwiderte sie heiser mit ihrem schweren Akzent. Ihre Augen leuchteten,
ihr Gesicht war weiß getüncht und ihren Mund hatte sie natürlich mit einem
schwarzen Lippenstift betont, wie es in der Grufti-Szene angesagt war.
„Oh? Dann
wolltest du wohl mal den Ausblick von hier oben genießen?“
Sie kam auf
mich zu. Das Treppenhaus mit seinen ausgetretenen Stufen war, wie ich bereits
erwähnte, ziemlich eng und so ließ mir Tanya keine andere Wahl, als mich
umzudrehen und vor ihr nach unten zu gehen.
„Ich habe
eine Toilette gesucht“, sagte sie.
„Ach ja?“
Ich blieb kurz auf dem zweiten Treppenabsatz stehen. „Im Erdgeschoss ist eine,
weißt du, gleich neben der Schänke.“
Die Art, wie
ihre Augen in dem schwach beleuchteten Treppenhaus funkelten, erinnerte mich an
eine Schlange, die gerade eine besonders fette Maus entdeckt hatte. Ich
beschloss, lieber
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