Dark one 01 - Blind Date mit einem Vampir-neu-ok-06.12.11
nicht stehen zu bleiben, um herauszufinden, ob sie
tatsächlich zuschnappte, und nahm die nächste Treppe in Angriff, wobei ich mich
an der Wand abstützte. Wenn man eins achtzig groß war, hat man auch große Füße,
und große Füße auf dreihundert Jahre alten Treppenstufen können zu einem
ernsten Problem werden.
„Unten war
besetzt“, entgegnete Tanya knapp und es klang, als spucke sie mir die Worte
regelrecht ins Kreuz, aber sehen konnte ich das natürlich nicht.
„Soweit ich
weiß“, rief ich über meine Schulter, „gibt es auch eine Toilette im ersten
Stock.“
„Die war
auch besetzt.“
„Aha.“ Warum
glaubte ich ihr nicht? Vielleicht, weil sie mir unsympathisch war? Oder wegen
ihres schlechten Einflusses auf Arielle, aus der sie eine Kopie ihrer selbst
machte? Oder etwa, weil Roxy und ich die einzigen beiden Zimmer im Dachgeschoss
bewohnten, was bedeutete, dass die hebe Tanya herumgeschnüffelt hatte?
„Ich habe
gehört, die tschechischen Gefängnisse sollen nicht so angenehm sein.“
„Warum sagst
du das?“, fuhr sie mich scharf an. Um es zu so einer Reibeisenstimme zu
bringen, musste sie bestimmt fünf Schachteln am Tag rauchen.
„Ach, nur
so. Ich dachte gerade daran, wie schrecklich es sein muss, wenn man hier beim
Klauen erwischt wird, besonders wenn man kein tschechischer Staatsbürger ist.
Der Tourismus ist den Leuten in dieser Region heilig. Wenn beispielsweise
jemand in ein Hotelzimmer einbricht und sich am Eigentum eines Touristen
vergreift, dann wird die Polizei dieses Vergehen sicherlich mit aller Härte
ahnden.“
Auf der
letzten Treppe geriet ich auf einer besonders krummen Stufe ins Stolpern und
stützte mich Halt suchend an der Wand ab.
„Auf dieser
Treppe musst du vorsichtig sein“, ertönte es zuckersüß hinter mir.
„Wenn du
stürzt, kannst du dir das Genick brechen, und das wäre doch wirklich tragisch!“
Ich drehte
mich zu Tanya um und fletschte lächelnd die Zähne. Als Antwort zeigte sie ihre.
Als ich um die letzte Kurve bog, bekam ich von hinten einen Stoß in die Knie
und mir knickten die Beine ein. Ich schrie auf und stürzte, wobei ich zuerst
gegen die Wand schlug, bevor ich direkten Kurs auf den Holzboden in dem
schmalen Flur des Erdgeschosses nahm.
Ich landete
zwar nicht auf dem Boden, hatte allerdings das Gefühl, in eine Mauer hineinzukrachen.
Aus dem
Nichts war Raphael aufgetaucht, hatte mich gepackt und an sich gezogen. Dabei
vollführte er eine beeindruckende Drehung, sodass er und nicht ich mit dem
Rücken gegen die holzvertäfelte Wand prallte. Zu Tode erschrocken klammerte ich
mich an seinen Mantel und drückte mich benommen an ihn.
Von dem
Adrenalinstoß raste mein Herz wie verrückt. Als ich mich mühsam aufrappelte,
bemerkte ich, wie er mich voller Sorge betrachtete.
„Mann, du
hast verdammt gute Reflexe! Alles in Ordnung?“, fragte ich.
Erwartungsgemäß
zog er eine Augenbraue hoch.
„Das wollte
ich dich gerade fragen. Du solltest wirklich vorsichtiger sein. Diese alten
Stiegen sind gefährlich. Da muss man aufpassen, wo man hintritt!“
Er hielt
mich immer noch in den Armen und ich hatte absolut nichts dagegen.
Obwohl er
sich steinhart angefühlt hatte, als ich mit ihm zusammenstieß, war ich doch
sehr froh, dass er da war. Er strahlte wieder diese Wärme aus und roch ebenso
verführerisch wie am Vorabend - und er war mir so nah, dass ich seine
Halsschlagader pochen sah.
Ich wäre am
liebsten in seinen Armen versunken, doch es gelang mir, mich von ihm
loszumachen.
„Ich habe aufgepasst, wo ich hintrete - das war ja das Problem: Ich konnte nicht
gleichzeitig die Teufelin im Auge behalten, die mir im Nacken saß.“
„Cherie! Du
willst Tanya doch wohl nichts unterstellen?“, ertönte es von links.
Dominic
stand in der Tür zur Schänke und Tanya kuschelte sich mit einer derart
selbstgefälligen Miene an ihn, dass ich ihr am liebsten sämtliche blutroten Haare
ausgerissen hätte, nur um sie wieder anzukleben und sie ihr erneut auszureißen.
„Das war
pure Absicht! Sie hat mich die Treppe runtergeschubst, weil ich ihr mit der
Polizei gedroht habe, als ich sie im Dachgeschoss erwischt habe, wo sie nichts
zu suchen hat!“
„Sie lügt“,
flüsterte Tanya Dominic ins Ohr.
„Es ist
wahr! Du hast mir von hinten in die Beine getreten! Ich wette, ich bekomme
dicke blaue Flecken von deinen Monsterstiefeln!“
„Monsterstiefel!“
Tanyas Blick zeigte deutlich, dass sie mich in ihrer Fantasie gerade
aufschlitzte und
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