Dark one 01 - Blind Date mit einem Vampir-neu-ok-06.12.11
andere als albern. Dann drehte er langsam meine Hand um, bis sein Mund
direkt über meiner Pulsader war.
Plötzlich
wurde alles um mich herum grau und mich überkam ein unglaublicher Heißhunger,
der an mir zerrte und mich mit eisernen Klauen umklammerte.
Ich war
regelrecht wahnsinnig vor Gier und spürte ein mir unbegreifliches Verlangen.
Doch genauso schnell, wie das Gefühl gekommen war, verschwand es auch wieder,
und ich sah Christian atemlos an, als er einen zaghaften Kuss auf mein
Handgelenk drückte. Ich zog meine Hand zurück und hätte am liebsten laut
geschrien. Was war nur mit mir los?
Warum
spielten meine Gedanken plötzlich so verrückt? Mit dir stimmt etwas nicht, rief
eine verängstigte Stimme in meinem Inneren. Ich drehte mich um und wollte
weglaufen, um nur den Fantastereien meines lädierten Hirns irgendwie zu
entfliehen.
Raphael
stand in der Tür zum Speisesaal und beobachtete Christian mit loderndem Blick.
Er sah so zornig aus, dass sich meine Nackenhaare sträubten.
Dann wandte
er sich mir langsam zu, zeigte in den Speisesaal und streckte auffordernd seine
Hand nach mir aus. „Wollen wir?“
Ich fühlte
mich hundeelend und versuchte, mein wild pochendes Herz unter Kontrolle zu
bringen.
Offenbar
wurde ich wirklich verrückt. Ich schrie innerlich danach, dass mir jemand
erklärte, was mit mir geschah, doch äußerlich war ich ganz ruhig. Wie erstarrt
stand ich da, weil ich fürchtete, der Wahnsinn könnte jeden Augenblick erneut
über mir hereinbrechen.
Du hast
Vampirvisionen. Mit dir stimmt etwas nicht.
„Joy? Du
siehst aus, als müsstest du dringend was essen. Komm, wir suchen uns einen
Tisch.“
Christians
Stimme war eine Oase der Ruhe, aber gegen die Turbulenzen in meinem Kopf kam
sie nicht an. Auch er streckte eine Hand nach mir aus.
Unfähig,
mich zu bewegen, starrte ich sie an.
Vampire oder
Wahnsinn - was war mir lieber? Bei dem Versuch, mich zu entscheiden, litt mein
Hirn noch ein bisschen mehr. Ich umfasste mit beiden Händen meinen Kopf, um
meinen Verstand zusammenzuhalten, denn ich hatte große Angst, die Kontrolle
über alles zu verlieren, was mir wichtig war.
Vampire oder
Wahnsinn? Was war real und was bildete ich mir ein? Wie sollte ich das
unterscheiden?
Konnte ich
mir überhaupt noch trauen? Erkannte ich denn, was real war? Und wenn nicht, wer
konnte mir dann helfen?
Du kannst
nicht unterscheiden, was real ist und was nicht, flüsterte die
Stimme in meinem Kopf. Mit dir stimmt etwas nicht.
„Joy.“
Raphaels
Stimme war wie ein Leuchtfeuer im Mahlstrom meiner Gedanken.
Ich kämpfte
gegen die Panik an, die mich ergriff, und versuchte, meinen Gedanken eine
Richtung zu geben, um nicht in diesen Strudel gerissen zu werden und
schließlich in einem Meer aus Verwirrung und Angst zu ertrinken. Verzweifelt
klammerte ich mich an die Hoffnung, dass ich das ganze Durcheinander entwirren
und herausfinden würde, was das alles zu bedeuten hatte, wenn man mir nur ein
bisschen Zeit ließe.
Vergiss
es! MIT DIR STIMMT ETWAS NICHT!
„ Joy.“
„Mit mir ist
alles in bester Ordnung!“, schrie ich Raphael an. „Dann habe ich eben ab und zu
Visionen, na und? Hat doch jeder mal! ICH WEIGERE MICH, VERRÜCKT ZU WERDEN!“
Meine Worte
hallten durch den langen, schmalen Flur, in dem ansonsten nur die leisen
Geräusche aus der Schänke zu hören waren. Entsetzt über mein eigenes Gebrüll
starrte ich Raphael an.
Er schürzte
die Lippen. „Ich glaube, du machst einem noch viel mehr Schwierigkeiten, als ich
gedacht habe.“
6
Das
Abendessen war die reinste Tortur für mich.
Trotz meiner
lautstarken Ansage, es mir nicht zu gestatten, verrückt zu werden, machte ich
mir Sorgen um den Zustand meines ehemals gesunden, wenn auch nicht besonders
brillanten Verstands. Wie ich es sah, bot mir das Schicksal zwei Möglichkeiten
an: Entweder glaubte ich ab sofort an Vampire und war glücklich und zufrieden
bis an mein Lebensende oder ich wurde verrückt und ließ mich weniger glücklich
und zufrieden einsperren. Angesichts dieser Auswahl war die Sache klar. Ich
holte noch einmal tief Luft und erklärte meinem skeptischen Ich, dass ich es
nur meiner geistigen Gesundheit zuliebe tat.
Von nun an
würde ich an Vampire glauben.
Am Tisch
sprach weder Christian noch Raphael den Vorfall im Flur an und ich fragte mich
beunruhigt, ob sie vielleicht nur Rücksicht auf mich nahmen, damit ich nicht
erneut durchdrehte.
Diese
Vorstellung behagte mir ganz und gar nicht.
„Ach, komm
schon, nimm
Weitere Kostenlose Bücher