Dark one 01 - Blind Date mit einem Vampir-neu-ok-06.12.11
reichen. Raphael hatte sich mit einem gequälten
Gesichtsausdruck zurückgelehnt und die Arme vor der Brust verschränkt. Ich
wusste nicht genau, ob ihn das Gespräch langweilte oder die Gesellschaft, in
der er sich befand. Auf jeden Fall trug er nicht viel zu der Unterhaltung bei.
Ich fragte mich, warum er sich uns eigentlich angeschlossen hatte, wenn es ihm
keinen Spaß machte. Dies zog wiederum die Frage nach sich, was mich das
überhaupt kümmerte. Nur weil ich ihn ein klitzekleines bisschen attraktiv fand,
musste ich ihn ja nicht mögen.
Ich warf ihm
einen verstohlenen Blick zu. Er betrachtete mich mit halb geschlossenen Augen
und sein Gesichtsausdruck ließ mein Blut in alle möglichen Körperregionen
strömen. Meine Frage, warum er sich mit uns abgab, wurde beantwortet, als ich
sein Interesse an mir tief in den glitzernden Bernsteinseen aufblitzen sah.
Christian
hörte Roxy zu, die das neuste Buch zusammenfasste, und zupfte dabei weiter an
dem Rest herum, der von seinem Brot noch übrig war. Er schien Roxys
Begeisterung mit einem gewissen Misstrauen zu begegnen.
Raphael sah
auf seine Uhr, was mich dazu veranlasste, Roxy auszubremsen, um das Gespräch
auf ein Thema zu lenken, das ihn vielleicht mehr interessierte.
„Ich glaube,
diese Bücher sind nichts für die beiden, Rox.“
„Ganz im
Gegenteil“, meldete Raphael sich unvermittelt zu Wort. „Es ist doch sehr
interessant zu erfahren, was Frauen in ihrem Leben fehlt und wonach sie sich
sehnen.“
„Was ihnen
fehlt? Wie meinst du das?“, fragte ich.
Er strich
sich mit dem Finger über das Kinn und sein Gesicht nahm einen unerträglich
selbstgefälligen Ausdruck an. „Nach dem, was Roxy sagt, lesen größtenteils
Frauen diese Bücher.“
„Ja, und?“
„Und die
Protagonisten sind männliche Figuren, die dominant und aggressiv sind,
besonders gegenüber Frauen?“
„Sogenannte
Alphatiere, und?“
Ein kleines
Lächeln huschte über sein Gesicht. „Du musst nicht gleich auf die Barrikaden
gehen! Ich wollte nur sagen, dass diese Bücher, deren Leserschaft vorwiegend
aus Frauen besteht und in denen aggressive männliche Figuren vorkommen sowie
vermutlich zahlreiche unanständige Szenen ...“
„Unanständig?“,
fuhr ich auf. Wie konnte er es wagen, so etwas über Dantes sagenhafte,
romantische, sinnliche, erotische Bücher zu sagen!
„Ich wette,
du gehörst zu den Männern, die sich Frauen grundsätzlich überlegen fühlen“,
sagte Roxy argwöhnisch.
Christian
musste lachen, tarnte es jedoch rasch als Husten. Raphael und ich ignorierten
die beiden.
„Diese
Bücher treffen offenbar den richtigen Ton und befriedigen Bedürfnisse, die im
alltäglichen Leben zu kurz kommen, wenn man so will“, brachte Raphael seinen
geistigen Erguss zu Ende.
„Schau an,
da hat ja einer ein Psychologie-Diplom“, frotzelte ich und bestrich mein Brot
ganz dick mit Butter. Die Kalorien waren mir in diesem Moment herzlich egal.
„Universität
von Bristol, 1992“, bestätigte er.
„Oh, tut mir
leid.“ Ich stopfte mir selbst das Maul mit Brot.
„Mir nicht.“
Roxy bedachte Raphael mit einem wütenden Blick. „Ich glaube, er ist selbst
einer von diesen Alphas, über die er so abfällig redet.“
„Dann
erklärt es mir!“, meinte Raphael, lehnte sich zurück und verschränkte die Hände
hinter dem Kopf. „Was findet ihr an diesen Büchern so reizvoll?“
Ich schaute
von ihm zu Christian. Was war das nun wieder für eine Frage?
„Bitte“,
sagte Christian, wischte sich ein paar Brotkrümel vom Hemd und grinste mich
auffordernd an.
Ich glaubte,
etwas in seinen Augen aufblitzen zu sehen, aber es war im gleichen Moment auch
schon wieder verschwunden.
„Ich finde
das genauso spannend wie Raphael. Interessiert ihr euch für die Art Männer, wie
ihr sie gerade beschrieben habt?“
„Für Männer
wie die Helden in Dantes Büchern?“, fragte Roxy.
Er nickte.
„Ooooh“,
quietschte sie. „Oh ja! Sehr!“ „Nie im Leben“, antwortete ich gleichzeitig.
„Sie sind ja ganz witzig in einem Roman, aber mit einem echten Alphamann
zusammen zu sein ist mit Sicherheit das Letzte. Die haben dieses Arroganz- und
Dominanzproblem, ganz zu schweigen davon, dass sie dickköpfig und stur sind und
über das Leben aller anderen bestimmen wollen. Frauen wollen keine Alphamänner,
wenn ihr mich fragt.“ Ich lächelte Raphael vielsagend an.
„Hört nicht
auf sie, ihr fehlt die richtige Einstellung. Ihr müsst wissen, diese Helden
sind nicht einfach nur
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