Dark one 03 - Kuesst du noch oder beisst du schon- neu-ok
grauenhaften Knacken begleitet wurde.
Ich zuckte
zusammen und bereitete mich innerlich darauf vor, gleich zusehen zu müssen, wie
ihr der Kopf abfiel.
„Nell, du
musst ganz still sein“, sagte mir Adrian ins Ohr.
„Was?“,
fragte ich verwirrt. Der Anblick von Damian, der tollkühn auf die knarzende
Mumie zuging, lenkte mich ab. Ihr Kopf bewegte sich von einer Seite zur
anderen, als ob sie blind nach etwas suche. Aus ihrem mumifizierten Mund drang
ein leiser, verzweifelter Schrei. Im Gegensatz zu den Mumien im Film wollten
diese hier anscheinend niemanden umbringen. Eigentlich wirkten sie eher
mitleiderregend als erschreckend. Eine der Mumien - an ihrem dunkelbraunen Kopf
klebten leuchtend rote Haare - bewegte sich wie eine Krabbe über den Boden, ihr
Körper in der Mitte abgeknickt und offensichtlich nicht imstande sich
aufzurichten. „Damian, lass sie in Ruhe! Mumien sind sehr zerbrechlich. Wenn du
eine anfasst, könnte sie kaputt-“
Adrian
stöhnte, als meine Ermahnung durch die ganze Halle echote. Die Mumien wandten
sich wie ein Mann (oder Frau; es war schwierig, das Geschlecht dieser
verschrumpelten, verdorrten Körper zu erkennen) zu mir um; alle drei gaben eine
Art Miauen von sich, als sie nun auf uns zukamen.
„Bei allen
Heiligen, Frau, wann wirst du endlich einmal auf mich hören?“, knurrte Adrian.
Er packte Damian beim Kragen, griff nach meinem Handgelenk und zerrte uns auf
die Seitentür zu.
„Was? Was
hab ich denn getan? Und warum verfolgen die uns?“, fragte ich, während er uns
einen kurzen Gang hinunter auf einen Notausgang zuscheuchte. Als ich über die
Schulter zurückblickte, konnte ich die Mumien hinter uns hertrampeln, taumeln
und kriechen sehen.
„Du hast sie
wiederauferweckt“, antwortete Adrian düster.
„Hab ich
nicht!“
„Hast du
doch. Normalerweise hättest du nicht die Kraft besessen, mehr als einen Fluch
zur selben Zeit zu brechen, aber mit der Macht des Rings hast du tatsächlich
überaus erfolgreich alles und jeden in diesem Museum von Flüchen befreit, die
Mumien eingeschlossen.“
„Die Mumien
waren verflucht?“ Kühle Abendluft schlug uns entgegen, als Adrian den
Notausgang mit einem Tritt öffnete; gleichzeitig gingen eine Sirene und ein
blinkendes Blaulicht los. Ich schaute zurück. Die Mumien verfolgten uns immer
noch und zogen einen ganzen Schwanz von Museumsangestellten und
Sicherheitspersonal hinter sich her. Die Leute von der Security hielten zwar
gebührenden Abstand, hatten aber ihre Waffen gezogen und hielten
Funksprechgeräte an ihre Münder, in die sie Befehle brüllten.
„Manche ja,
aber nicht alle. Diese drei waren es offensichtlich. Bewegt euch schneller, die
Polizei wird das Gebäude sicher in weniger als einer Minute umstellt haben.“
„Warum kann
ich mir die Mumien nicht angucken?“, quengelte Damian, als wir durch die Tür
hinausrannten. Es war mittlerweile stockdunkel und auf den Straßen rund um das
Museum drängte sich der Berufsverkehr. Wir kamen zu einem kleinen Parkplatz,
auf dem eine Reihe museumseigener Fahrzeuge stand, in der Mehrzahl kleine Pkws.
„Ich
verstehe, dass ich die Flüche von den Mumien genommen habe, aber warum folgen
sie uns?“, fragte ich Adrian, der auf den uns am nächsten stehenden Wagen
zurannte, an der Tür rüttelte und laut und ausgiebig fluchte, als sich
herausstellte, dass sie verriegelt war.
„Sie folgen
dem Klang deiner Stimme“, brummte er. Dann trat er einen Schritt zurück und hob
einen Fuß, um ihn in das Fenster des Autos zu rammen. Die Scheibe bekam Risse,
zerbrach aber nicht. „Das ist ein Teil des Rituals, das du verwendet hast, um
den Fluch zu brechen.“
Ich
erinnerte mich an die Worte, die in dem Zauberbuch standen. Das Letzte, was ich
gesagt hatte, hatte sich direkt an den Zweck des Fluchs gerichtet: Deine
Macht ist zerschlagen. Dein Begehr ist vereitelt. Deine Finsternis ist
offenbar. Alle, die durch dich gebunden, hört nun auf meine Stimme. „Na
toll!“, seufzte ich, während Adrian dem Fenster einen weiteren Tritt versetzte.
Ich zuckte zusammen, als sich Glasscherben über das ganze Wageninnere
verteilten.
„Ich bin die
einzige Frau in ganz England mit sprachgesteuerten Mumien.“
„Steig
hinten ein“, befahl Adrian Damian und entriegelte die Tür. Ich lief auf die
andere Seite zum Beifahrersitz und wartete, während Adrian sich in den Wagen
beugte, um Glasscherben vom Sitz zu fegen.
„Ich will
vorne sitzen“, jammerte Damian.
Ich grinste.
„He, hat das Ganze auf
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