Dark one 03 - Kuesst du noch oder beisst du schon- neu-ok
hatte. Adrian sprang aus dem Wagen, packte eine Handvoll der
Mullbinden, schleuderte die Mumie ins Wageninnere und warf die Tür hinter ihr
zu.
„Bääh! Was
soll das denn? Meint ihr vielleicht, wir spielen hier Reise nach Jerusalem mit nur einem Sitz? Runter von mir!“ Ich war voller Mumien. Sie bewegten sich
schwach, als ich versuchte, sie von mir herunterzuschieben, aber die
Fliehkräfte der Kurve, die der Wagen beim Anfahren beschrieb, warfen uns
allesamt gegen die Seitenwand des Wagens - und mich ganz zuunterst.
Aufgrund
meiner Lage (begraben von Mumien) bekam ich nicht mit, wie Adrian das
Kunststück gelang, uns heil vom Parkplatz des Museums herunterzubringen, aber
nach der Anzahl seiner Flüche und dem Lärm der Schüsse zu urteilen, war es wohl
mehr als nur ein wenig haarsträubend.
„Polizei,
Papa!“, bemerkte Damian oberschlau, während ich einen welken Ellbogen von
meinem Mund entfernte und eine Mumie sanfte beiseiteschob, damit ich wenigstens
zwischen den ineinander verkeilten Leibern hindurch hinausspähen konnte.
In der Tat
war zwischenzeitlich die Polizei angekommen, mehrere Wagen hielten soeben vor
dem Parkplatz.
„Runter mit
euch!“, befahl Adrian und trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch. Damian
duckte sich, als sich der Wagen ruckartig drehte, ins Schleudern geriet und das
Heck des schweren Lieferwagens schließlich in ein kleines Polizeiauto krachte,
das die Straße vor dem Parkplatz abriegelte. Die Mumien und ich flogen in
trauter Einigkeit auf den Boden des Wagens. Immerhin wurde nun aus ihren
Schreien ein zufriedenes Gurren, während drei Paar Hände damit beschäftigt
waren, mich zu tätscheln.
„Ich bin
froh, dass ihr Jungs so glücklich darüber seid, mich gefunden zu haben, ganz
ehrlich, aber das ist mir doch ein bisschen zu schräg“, teilte ich ihnen mit,
während ich mich aus dem Mumienhaufen hinauskämpfte und mich hinter Damians
Sitz auf die Knie aufrichtete. Adrian hatte den Aufprall des Wagens dazu
benutzt, eines der Hindernisse aus dem Weg zu räumen, den Rest erledigte die
Wucht des Wagens, als er ihn mit hoher Geschwindigkeit wendete. Er bremste mit
voller Kraft, riss das Lenkrad herum und gab dann wieder Vollgas, wodurch sich
der Wagen um sich selbst drehte und die Blockade durchbrach. Mit quietschenden
Reifen platzten wir in den normalen Straßenverkehr; die Mumien wurden durch die
Beschleunigung nach hinten geworfen. Ich klammerte mich an die Lehne von
Damians Sitz und mir blieb vor Schreck fast das Herz stehen, als sich ein
schwarzer Schatten vom Rand der Straße gegen die Windschutzscheibe auf der
Beifahrerseite warf.
Adrians
Gesicht klebte dicht vor dem Fenster.
„Das ist
Onkel Saer!“, presste Damian hervor, wobei er ins Deutsche verfiel. Er presste
sich in seinen Sitz, eine Hand schützend erhoben, als ob er sich gegen einen
Schlag verteidigen wollte.
Adrian stieß
einen Fluch aus und riss das Lenkrad herum, um Saer vom Wagen zu entfernen. Wir
schleuderten bei Rot über eine Kreuzung und entgingen nur knapp einem riesigen
Lkw. Der Lärm von aufeinander prallendem Metall und zerbrechendem Glas, der uns
auf unserem Weg begleitete, ließ uns wissen, dass andere nicht so viel Glück
hatten. Ich schickte ein Stoßgebet gen Himmel, dass niemand verletzt sein möge,
während ich unter den Sitz kroch, bis sich meine Hand um einen Gegenstand in
einer mir vertrauten Form legte. Ich öffnete das in Leder gebundene Buch und hielt
im trüben Licht der Straßenlaternen angestrengt Ausschau nach dem Zauber, der
einen Vertreibungsfluch aufheben konnte. Ich fand die passenden Worte und
packte Adrians Schulter, um die Dunkelheit in ihm zu nutzen.
„Adulterinus
succenturiol“, brüllte ich und legte alle Entschlossenheit, über die ich
verfügte, in meinen Wunsch, Saer möge an einen anderen Ort transportiert
werden. Ich hatte vergessen, dass ich immer noch den Ring trug. Adrian hatte
die Wahrheit gesagt, was dessen Kräfte betraf. Vorhin, als ich Damians Fluch
aufgehoben hatte, hatte er mich beschützt. Jetzt fügte er einem einfachen
Vertreibungsfluch das Äquivalent eines Quäntchens Atombombe hinzu und schon
wurde Saer, der eben noch seine Faust durch die Windschutzscheibe gerammt und
nach dem kreischenden Damian gegriffen hatte, beiseite geschleudert, sodass er
gegen die Mauer des Britischen Museums klatschte.
Adrian warf
einen Blick zurück in den Laderaum des Wagens, wo ich auf einem Haufen Mumien
kniete und mit irrem Blick das Zauberbuch umklammerte.
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