Dark one 03 - Kuesst du noch oder beisst du schon- neu-ok
hinunterhetzte. „Sie ist doch wohl nicht etwa
deine Freundin , oder?“
Das
Entsetzen, das in diesem Wort mitschwang, gab mir zu verstehen, dass ich
geringfügig weniger verabscheuungswürdig war als die Pest.
„Auch
darüber werden wir uns später unterhalten“, stieß Adrian zwischen
zusammengebissenen Zähnen hervor. Er ignorierte die wenigen Menschen, die
gerade aus dem Treppenhaus traten, und hielt Damian und mir die Tür auf.
„Sie stinkt“,
sagte der Junge mit pikiertem Gesichtsausdruck.
„Man sollte
doch meinen, dass jemand, der noch vor ein paar Minuten toter als mausetot
gewesen ist, der Person, die ihn gerettet hat, mit ein wenig mehr Dankbarkeit
begegnet“, gab ich schnippisch zurück.
Ich fragte
mich, in was für einen Albtraum sich mein Leben bloß verwandelt hatte. Damian
war Adrians Sohn? Ich sollte die Stiefmutter eines ungehobelten,
unausstehlichen kleinen Jungen werden, der fand, dass ich stinke? Ich
schüttelte den Kopf, in der Hoffnung, auf diese Weise die Verwirrung zu
vertreiben, die ich immer noch der Kälte zuschrieb. Es war der Stress,
verflucht und dann von dem Fluch befreit zu werden, der Damian so mürrisch sein
ließ. Ich war sicher, sobald er sich erst mal von dem Trauma erholt hatte,
würde er ...
„Sie kommt
aber doch nicht mit uns nach Hause, Papa, oder?“, fragte Damian über seine
Schulter hinweg, während wir die Stufen hinaufstiegen. „Wenn die bei uns
bleibt, wird mir schlecht.“
...dasselbe
kleine Ungeheuer bleiben, das er offensichtlich war.
Als wir
durch die Tür in den Keller stürmten, beschloss ich, ihm die Krallen zu zeigen.
„Du hast
wohl nicht zufällig Das Omen gesehen, oder?“
„Schnell,
zur Treppe“, befahl Adrian, der uns alle beide ignorierte, um uns weiter den
Gang entlang zutreiben. Ich verkniff mir eine schroffe Erwiderung, als ich sein
Gefühl des Unbehagens und der Unruhe spürte. Auch ich konnte fühlen, dass etwas
in der Luft lag, etwas... war nicht in Ordnung.
Wir rasten
die Treppe hinauf in die große Halle hinein, den überdachten Hof im Zentrum des
Britischen Museums.
Direkt in
die Hölle.
Menschen
liefen wie verrückt schreiend durch die große Halle, ihr Kreischen hallte von
der gewaltigen Glasdecke wider, die den Lärm zurückwarf, bis es schien, als ob
wir in einem einzigen langen, endlosen Schrei gefangen säßen.
„Was zur
Hölle -“ Mir blieben die Worte im Hals stecken, als ich einen Blick auf das
erhaschte, wovor die Menschen flüchteten. „Grundgütiger! Sind das... das...“
„Mumien“,
ergänzte Adrian mit einem müden Seufzer. „Das hatte ich schon befürchtet. Ich
hatte gehofft, dass deine Macht sie nicht erreichen würde, da sie sich so viele
Stockwerke unter uns befanden, aber offensichtlich bist du weitaus mächtiger,
als wir beide geglaubt haben.“
„Mumien?“,
sagte ich. Meine Stimme war um eine Oktave gestiegen.
Adrian
brachte mich zum Schweigen und dirigierte Damian und mich zur Seite. „Hinter
dieser Statue gibt es einen Ausgang. Schnell, bevor die -“
„Mumien!“,
kreischte ich, als meinem langsam auftauenden Gehirn endlich aufging, was genau
ich da vor mir sah.
Die
schreienden Leute, die aus der großen Halle flüchteten, waren normale Menschen
- lebende Menschen. Die Dinger, die nur wie Menschen aussahen, staksten
offenbar blindlings durch die Halle und zogen, wie es sich gehörte,
Stoffstreifen hinter ihren ausgemergelten braunen Körpern her, was seine
durchaus dramatische Wirkung nicht verfehlte. „Das sind Mumien! Echte Mumien!“
„Nell! Nicht
reden!“, sagte Adrian.
„Cool!“,
sagte Damian und besah sie sich näher.
Der
Lärmpegel in der Halle sank, nachdem die meisten Menschen geflohen waren. Nur
ein paar Sicherheitsleute und Angestellte des Museums waren geblieben. Erstere bezogen
hinter den Statuen Position, Letztere beobachteten eng aneinandergedrängt drei
Mumien, die umherliefen wie Entenküken, die ihre Mutter verloren hatten.
„Ist einer
von denen Imhotep? Wird er allen das Leben aussaugen? Kann ich dabei zugucken?“,
fragte Damian eifrig.
„Du bist ein
blutdurstiger kleiner Vampir“, sagte ich, ohne nachzudenken. Ich konnte die
Augen immer noch nicht von dem erstaunlichen Schauspiel vor uns abwenden. In
der Sekunde, in der diese Worte meine Lippen verlassen hatten, wurde mir klar,
was für eine dämliche Äußerung das war. Damian zog spöttisch die Oberlippe
hoch. Die Mumie, die uns am nächsten war, wandte mir den Kopf zu; eine
Bewegung, die von einem
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