Dark one 03 - Kuesst du noch oder beisst du schon- neu-ok
warf die
Wurzel auf den Boden, wo sie Funken sprühend weiterbrannte. „Ich habe dir doch
gesagt, dass ich deine Hilfe brauche. Leute, von denen ich etwas will, pflege
ich im Allgemeinen nicht zu verspeisen.“
„Ach ja?
Wenn du dir gerade nicht die Vampirzähne geleckt hättest, könnte ich dir
vielleicht glauben!“ Der Lichtschein der Fackel wurde schwächer. Ich drückte
mich mit dem Rücken gegen die Felswand und verschränkte die Arme vor der Brust.
Ich hasse die Dunkelheit. Ich hasse es, in kleine Räume gesperrt zu sein. Seit
dieser Nacht vor zehn Jahren...
Ein
sonderbarer, gequälter Ausdruck erschien auf seinem Gesicht, wodurch dessen
kantige Züge noch strenger wirkten. „Ich habe mir nicht die Zähne
geleckt! Das mache ich nie! Es tut mir leid, dass sie dich stören, aber ich
kann nun mal nichts daran ändern.“
„Wie bitte?“,
fragte ich und beobachtete nervös die Flamme, die unruhig zu flackern begann
und immer kleiner wurde. „Klemmen sie etwa fest, bereit für den Landeanflug?“
Er seufzte.
Ich weiß nicht, warum, aber dass ein Vampir Grund zum Seufzen hatte, kam mir in
diesem Moment sehr komisch vor. Anscheinend tat der Sauerstoffmangel in diesem
Kellerloch meinem Gehirn nicht gut.
„So ungefähr“,
entgegnete er. „Was machst du da eigentlich? Du siehst aus, als wolltest du die
Wand hochklettern.“
„Meinst du
nicht, du solltest ein richtiges Feuer machen, bevor dieses kleine Stück Holz
ganz verbrannt ist?“, erwiderte ich. Die feuchte Kälte des rauen Felsgesteins
in meinem Rücken hatte meine Jacke durchdrungen und kroch mir allmählich in die
Knochen.
„Ein Feuer?“
Er sah den nur noch schwach glimmenden Wurzelrest an, dann mich. „Du hast Angst
vor der Dunkelheit.“
„Ja. Ein
hübsches kleines Lagerfeuer täte jetzt wirklich gut. Ah... wenn du noch ein
bisschen wartest, verglüht das Ding. Tu doch etwas!“
„Wie heißt du?“
„Wie bitte?“
Ich löste mich von der Wand und ging langsam auf das kaum noch brennende
Wurzelstück zu, ohne Adrian aus den Augen zu lassen. „Ist das eine Art
Vampirgesetz, dass du den Namen der Person kennen musst, die du töten willst?“
Ich kniete
mich hin und pustete vorsichtig auf das glimmende Holz, um das Feuer in Gang zu
halten. Dann sah ich mich nach irgendetwas Brennbarem um. Anmachholz war das,
was ich brauchte, schmale, dünne Holzspäne.
„Nein, kein
Gesetz, aber es ist doch schön, wenn man weiß, was man auf den Grabstein
schreiben soll.“
Ich tastete
auf dem Boden umher und fand Reste von Holzscheiten, die ich auf das glimmende
Wurzelstück warf, bevor ich erneut pustete. Es war fast stockfinster im Raum;
so dunkel, dass ich Adrian nicht mehr sehen konnte. Aber ich spürte ihn. Ich
spürte nicht nur ihn und die Finsternis, sondern auch das ganze Gewicht des
gewaltigen Schlosses über uns, das mich zu erdrücken drohte. „Nell.“ Mir blieb
die Luft weg, als das Feuer verglühte und Panik in mir aufstieg, echte Panik. „Ich
heiße Nell.“
„Nell.“
Seine Stimme war so rau wie die steinernen Wände des Verlieses. Ich spürte sie
auf meiner Haut, als hätte er mich berührt. „Das ist aber ein recht
altmodischer Name für so eine moderne Frau.“
Ich stand
auf, völlig orientierungslos in der Dunkelheit, und rang nach Atem. Eingesperrt
in dieses finstere Loch, fühlte ich mich tatsächlich wie lebendig begraben.
Adrians
Stimme kam plötzlich aus einer anderen Richtung, als umkreiste er mich. „Nell,
warum hast du Angst vor der Dunkelheit?“
Ich fuhr
herum und versuchte mit zusammengekniffenen Augen, irgendetwas zu erkennen.
„Ich fürchte
mich weniger vor der Dunkelheit als vielmehr vor der Person, mit der ich hier
festsitze. Würdest du bitte stehen bleiben!“
„Du hast
Angst vor der Dunkelheit“, flüsterte er hinter mir. „Dein Herz schlägt so
schnell, dass ich deine Angst fühlen kann.“
Erschrocken
drehte ich mich in die Richtung um, aus der die Stimme kam. „Hör sofort damit
auf und gib mir dein Feuerzeug!“
„Wozu
brauchst du das denn? Willst du mich etwa in Brand stecken?“
„Das steht
zwar nicht auf meiner Liste, aber ich füge es gern hinzu“, entgegnete ich
grimmig und streckte suchend die Hände nach ihm aus. „Ich will ein Feuer, okay?
Es ist kalt hier.“
„Wenn du
Wärme brauchst, stehe ich dir gern zu Diensten“, knurrte er in mein rechtes
Ohr. Ich erschauderte, als sein heißer Atem über meine Haut strich.
„Ein Feuer
wäre besser“, sagte ich heiser und
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