Dark one 03 - Kuesst du noch oder beisst du schon- neu-ok
versuchte, mich aus seinem Würgegriff zu befreien.
„Ich werde
dich nicht am Leben lassen, damit du ihm helfen kannst, andere zu verraten“,
zischte er und zerrte am Kragen meines Mantels, bis mein schmerzender Hals bloß
lag. Ich saugte begierig die kalte Nachtluft ein. Der Ohnmacht knapp entronnen,
war ich jedoch noch so benommen, dass ich erst merkte, wie sein Kopf meinem
Hals immer näher kam, als ich seinen Atem auf meiner Haut spürte.
Jede
einzelne Zelle meines Körpers reagierte mit Ekel auf die Vorstellung, von ihm
auf derart intime Weise berührt zu werden. Ich nahm alle Kraft zusammen, um
mich gegen den Vampir zur Wehr zu setzen, der mir nach dem Leben trachtete,
aber meine Arme und Beine schienen mir nur widerwillig gehorchen zu wollen.
Adrian! ,
schrie es in mir. Ich kämpfte gegen den Mann an, so gut es ging, doch er zog
mich an sich, und sein Atem brannte immer heißer auf meiner Haut. Als ich
gerade dachte, es sei um mich geschehen, hielt er inne und begann fürchterlich
zu fluchen.
Ein
Luftstoß, ein vertrauter Geruch, eine tiefe, wohlklingende Stimme, dazu einige
fantasievolle Verwünschungen auf Deutsch - und ich war gerettet! Erschöpft und
immer noch außer Atem, ließ ich mich gegen den Wagen sinken und hielt mir mit
einer Hand die schmerzende Kehle, während ich die beiden Männer beobachtete,
die auf der Straße miteinander kämpften. Sie waren ungefähr gleich groß, aber
der blonde Mann war eher ein drahtiger Typ und Adrian wirkte insgesamt
kräftiger. Doch auch seine Kraft hatte ihre Grenzen, das wusste ich, und wie
ich dem Echo seiner Gedanken in meinem Kopf entnehmen konnte, war noch ein
weiterer Vampir in der Nähe.
In der Ferne
ertönte das Warnsignal eines herannahenden Zuges.
Der Blonde
versetzte Adrian einen Schlag, mit dem er einen Normalsterblichen enthauptet
hätte. Adrian flog der Kopf in den Nacken, dann taumelte er quer über die
Straße. Ich musste ihm helfen! Um zwei wild entschlossene Vampire zu besiegen,
war er zu ausgehungert und zu müde, weil er meinetwegen nicht genug Schlaf
bekommen hatte. Ich sah mich auf der leeren Straße um und hielt nach etwas
Ausschau, das ich als Waffe verwenden konnte, um den Blonden außer Gefecht zu
setzen, aber ich entdeckte nichts.
Adrian
verpasste dem Vampir einen so kräftigen Tritt, dass er durch die Luft segelte.
Anscheinend hatte er im Laufe der Jahrhunderte die Zeit gefunden, die Kunst des
Kampfsports zu erlernen. Ich riss die Tür des Autos auf, um nach einer Pistole
oder einem Holzpflock oder irgendetwas zu suchen, womit man einen Vampir ins
Jenseits befördern konnte, doch es war nichts zu finden. Mir gelang es noch,
den Schlüssel aus dem Zündschloss zu ziehen, bevor ich zur Seite springen
musste, um dem Blonden auszuweichen. Er stürzte an mir vorbei und brüllte
etwas, das anatomisch unmöglich war. In seiner Hand sah ich ein Messer
aufblitzen. Eine schnelle Bewegung, und schon sauste das Messer durch die Luft.
Adrian versuchte noch sich zur Seite zu werfen, aber er war nicht schnell
genug. Das Messer bohrte sich bis zum Griff in seine Brust.
„Nein!“,
schrie ich und lief zu ihm.
„Jetzt ist
es aus mit dir, Verräter!“, tönte der blonde Mann und kam auf ihn zu.
Adrian
schaute in seine Richtung und riss sich schwer atmend das Messer aus der Brust.
Sein schwarzes Hemd färbte sich noch dunkler, als sich ein nasser Fleck darauf
ausbreitete. Auch ohne seine Gedanken zu lesen, wusste ich, dass ihm die Kraft
ausging. Die Stichverletzung war seinem Herz gefährlich nah.
„Du wirst
sterben und wir werden endlich sicher vor dir sein“, knurrte der blonde Vampir.
Adrian hob
den Kopf, doch er nahm nicht seinen Widersacher ins Visier, sondern schaute
mich an. Als ich ihm in die Augen sah, stellte ich überrascht fest, dass
Bedauern und Trauer aus seinem Blick sprachen, doch dieser Ausdruck verschwand
in Sekundenschnelle und seine eisblauen Augen leuchteten entschlossen auf.
„Du hast
schon einmal versucht, mich zu vernichten, Sebastian, und es ist dir nicht
gelungen. Du wirst auch diesmal scheitern!“
Adrian
sammelte seine Kräfte und machte sich bereit anzugreifen, doch ich spürte in
meinem tiefsten Inneren, dass er das nicht überleben würde. Ohne nachzudenken,
zeichnete ich ein Muster in die Luft, das sich vor vielen Jahren in mein
Gedächtnis eingebrannt hatte und nun erstaunlich mühelos die dunklen Schatten
durchbrach, die lange über einem Teil meines Gehirns gelegen hatten.
Sebastians
Augen weiteten
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