Dark one 03 - Kuesst du noch oder beisst du schon- neu-ok
aufzurichten. Er lehnte sich erschöpft
zurück, während ich mich so hinsetzte, dass er vor neugierigen Blicken
geschützt war, falls noch jemand durch den Waggon kam.
„Es verheilt
schon. Lass nur.“
„Ich habe
dir ja gesagt, dass ich Befehle ohne vernünftige Erklärung nicht befolge.“ Ich
schob seine Hand weg und knöpfte sein schwarzes Seidenhemd auf, das ihm auf der
Haut klebte. Als ich den tiefen Einstich in seiner Brust sah, biss ich mir auf
die Lippen. Das Messer war knapp an seiner linken Brustwarze vorbeigegangen und
hätte ihn, wenn ich nach meinen spärlichen Anatomiekenntnissen ging,
tatsächlich beinahe ins Herz getroffen. Die Wunde blutete noch, aber nicht mehr
sehr stark. „Du kannst dich selbst heilen?“
„Ja“, sagte
er und legte den Kopf in den Nacken. Ich sah mir die Wunde genau an, dann zog
ich meine Jacke aus, schlüpfte mit den Armen aus meinem Pullover und entledigte
mich meines Unterhemds, bevor ich den Pullover wieder anzog und mich zu Adrian
umdrehte. Er hatte die Augen geschlossen und saß regungslos da. Weil er so viel
Blut verloren hatte, war er ziemlich blass geworden. Ich machte mit den Zähnen
ein kleines Loch in den Saum des Unterhemds und riss ein paar Streifen davon
ab. Dann faltete ich den restlichen Stoff mehrfach zusammen.
„Das kann
wehtun“, murmelte ich und sah mich kurz in dem Waggon um, bevor ich die improvisierte
Kompresse auf die Wunde drückte. Adrian öffnete die Augen und beobachtete, wie
ich die Hände unter sein Hemd schob, um die Stoffstreifen über die Kompresse zu
legen und hinter seinem Rücken zu verknoten. Ich gab mir alle Mühe, nicht
darauf zu achten, wie angenehm warm sich seine nackte Haut anfühlte, doch ich
konnte nicht widerstehen und ließ die Finger kurz über seine Muskeln gleiten,
bevor ich die Hände wieder unter seinem Hemd hervorzog.
„Warum tust
du das?“, fragte er mit zusammengekniffenen Augen, während ich ihm das Hemd
zuknöpfte.
„Das weiß
ich wirklich nicht“, antwortete ich ehrlich. „Ich hatte gehofft, du könntest es
mir vielleicht sagen.“
Er schloss
die Augen wieder und ließ den Kopf gegen die hohe Rückenlehne sinken. „Für
jeden unerlösten Dunklen gibt es eine Frau, die seine Seele retten kann.“
„Ja, davon
hat Melissande mir erzählt.“
„Damit er
Erlösung findet, müssen sich die beiden vereinigen.“
„Du meinst
Sex?“ Ich bekam ein warmes Gefühl im Bauch, das sich in meinem ganzen Körper
ausbreitete, während der verdorbene Teil meines Gehirns sogleich in äußerst
pikanten Fantasien zu schwelgen begann.
„Nein. Ja.
Nicht nur. Der Liebesakt ist der fünfte Schritt, aber zu einer richtigen
Vereinigung gehört mehr.“
„Weil wir zu
dieser vulkanischen Gedankenverschmelzung fähig sind, glaubst du also, dass ich
deine Retterin bin und wir irgendwann zusammen im Bett landen, um es wild
miteinander zu treiben?“
Er verzog
das Gesicht vor Schmerz.
„Gut, ich
ziehe die Frage mit dem wilden Sex zurück, da du eindeutig nicht in der
Verfassung bist, um auch nur daran zu denken. Erzähl mir einfach etwas über
diesen fünften Schritt“, sagte ich und beugte mich vor, um ihm eine Haarsträhne
aus dem Gesicht zu streichen.
Er öffnete
seine strahlend blauen Augen und sah mich durchdringend an. Ich schaute auf
seinen Mund, der so verführerisch war und mir so nah. Seine Lippen, die er
meist zu einer dünnen Linie zusammenpresste, waren im entspannten Zustand
elegant geschwungen und sehr sinnlich. Ich konnte nicht widerstehen und küsste
ihn zärtlich. Während ich seine Lippen mit unzähligen kleinen Küssen bedeckte,
nahm ich schielend und voller Staunen wahr, wie seine Augen fast schwarz
wurden.
„Was war
das?“, fragte er und sein Atem strich über mein Gesicht. Der raue Klang seiner Stimme
ließ mich erschaudern und mein Kopf wurde von erotischen Gedanken erfüllt. Ob
es meine eigenen waren, wusste ich nicht genau.
„Ein Kuss.
Ich finde dich sexy, schon vergessen?“
„Das war
kein Kuss“, sagte er und seine tiefe Stimme hallte in meinem Inneren wider. „Das
ist ein Kuss.“
Er krallte
seine Finger in mein Haar, während sein Mund von meinem Besitz ergriff und ich
mich der heißen, süßen Verlockung seiner Lippen hingab. Seine Zunge fand den
Weg in meinen Mund und schob alle Einwände beiseite, die ich gegen ihr
schlängelndes, geschmeidiges Vordringen hätte erheben können. Ich fand
Zungenküsse eigentlich nicht besonders stimulierend, aber mit Adrian war es
anders.
Weitere Kostenlose Bücher