Dark one 03 - Kuesst du noch oder beisst du schon- neu-ok
beschlossen hatte, allem aus dem Weg zu gehen, was auch
nur nach Übernatürlichem roch, interessierte mich die Geschichte.
„Dann ist er
also... Heiliger Bimbam! Ist das ein Schloss?“
„Schloss
Drahany. Sagte ich nicht, dass das unser Ziel ist? Wie unaufmerksam von mir!“
Ich starrte
sie sprachlos an, bevor ich den Hals verdrehte, um mir die hohen Zinnen
anzusehen, während Melissande den Wagen vor einer großen Flügeltür zum Stehen
brachte. „Sie haben wohl gedacht, ich würde endgültig schwach, wenn Sie jetzt
auch noch mit einem echten Schloss aufwarten! Wie alt ist es, wissen Sie das?
Wer hat es gebaut? Und wem gehört es heute?“
„Ich habe
keine Ahnung, wie alt es ist und wer es gebaut hat, aber es gehört einem
Dunklen, einem entfernten Cousin von mir. Kommen Sie! Von hier aus hat Saer
mich angerufen, um mir zu sagen, dass er einen Hinweis auf Damians
Aufenthaltsort gefunden hat.“
„Dieses
Schloss gehört Ihrem Cousin?“
Ich stieg
aus dem Auto, reckte mich nach der langen Fahrt, starrte das gewaltige Bauwerk
an und versuchte zu begreifen, wo ich gelandet war - doch vergeblich. Auch das
gehörte zu einer langen Liste von Dingen, die ich erst einmal hinzunehmen
hatte, keine einfache Übung für meinen rebellierenden Verstand.
Ich musste
dringend eine andere Einstellung an den Tag legen, und so beschloss ich, die
Dinge einfach zu nehmen, wie sie kamen. Auf diese Weise konnte ich mir
hoffentlich meine geistige Gesundheit erhalten, bis ich endlich in den Genuss
kam, die Inschrift auf diesem einzigartigen Brustpanzer zu übersetzen. „Warum
fragen Sie ihn nicht einfach, wo Ihr Neffe ist?“
„Christian
ist in London, hat Saer jedenfalls gesagt.“ Melissande hantierte einen Moment
an der Tür herum und stieß sie auf. „Ich glaube, Saer war in der Bibliothek,
als er mich anrief. Er sagte, er habe dort Notizen von Christian über den
möglichen Aufenthaltsort von Asmodeus in London eingesehen. Zur Bibliothek geht
es diesen Flur entlang, den ersten Gang links und dann ungefähr bis zur Hälfte
die große Eingangshalle hinunter. Sie können sie nicht verfehlen.“
„Kann ich
nicht, meinen Sie? Nun, am besten zeigen Sie mir den Weg, und dann helfe ich
Ihnen beim Suchen, obwohl ich Ihnen vermutlich keine große Hilfe sein werde,
falls Sie nicht gerade eine Übersetzung aus dem Italienischen, Flämischen oder
Deutschen des 14. Jahrhunderts brauchen.“ Ich hob meinen linken Arm. „Ich bin
weder so schnell noch so stark wie früher.“
„Sie haben
Fähigkeiten, die jeglichen Verlust ausgleichen, den sie erlitten haben“,
versicherte Melissande mir und winkte mich durch die Tür. Ich trat ein und
bestaunte den hohen Raum mit seiner prächtigen, von Säulen gestützten
Gewölbedecke. Nach ein paar Metern blieb ich stehen, weil ich merkte, dass
Melissande mir nicht folgte.
„Äh... gibt
es ein Problem?“
Melissande
stand vor der Tür, und in ihrem hübschen Gesicht malten sich Bestürzung und
Frustration ab. „Ich kann nicht mitkommen.“
„Was? Wieso
nicht?“ Ich sah mich erschrocken um. Hatte sie mich etwa hereingelegt? „Hey,
Sie haben doch gesagt, dass Ihr Cousin Ihnen erlaubt hat, sich in seiner
Abwesenheit im Schloss umzusehen, nicht wahr?“
Melissande
wich meinem Blick aus und schaute an meinem Gesicht vorbei. „Ich glaube,
ausdrücklich erwähnt habe ich nicht, dass Christian es erlaubt hat, aber ich
weiß, dass er nichts dagegen hätte.“
„Ist ja
reizend“, sagte ich und stemmte die Hände in die Hüften. „Sie wollen mich hier einbrechen lassen, damit Sie selbst straffrei davonkommen? Vergessen
Sie's!“
Ich ging auf
Melissande zu, um das Schloss zu verlassen, doch sie hielt mich an der Tür
zurück. In ihren Augen standen Tränen. „Bitte, Nell, Sie können sich gar nicht
vorstellen, wie gern ich selbst in die Bibliothek gehen würde, um nach einem
Hinweis auf Damians und Saers Verbleib zu suchen, aber...“
„Aber was ?“,
fragte ich ungeduldig. Wenn sie glaubte, dass ich auf ihre erbärmliche
Mitleidsnummer eingehen würde, um in den Besitz des kostbaren, einzigartigen
Brustpanzers zu kommen, der mir zweifelsohne eine Professur bescheren würde,
sobald die Ergebnisse meiner Untersuchungen veröffentlicht wurden, dann irrte
sie sich.
Aber nur
vielleicht.
Ach, wie
sehr wollte ich diesen Brustpanzer!
„Aber ich
kann nicht! Die Tür ist mit einem Bann versehen. Haben Sie das nicht beim
Eintreten gespürt?“
„Mit einem
Bann?“ Ich ignorierte die vagen
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