Dark one 06 - Ein Vampir kommt selten allein-neu-ok-08.12.11
zu werden, deren Besuch
offenbar von dieser sonderbaren heidnischen Sekte erwartet worden war. Die
beiden wirkten zwar nicht gefährlich, aber ich hielt es für schlauer, sie nicht
gegen mich aufzubringen, bevor ich mein Heil in der Flucht suchen konnte. „Sie
tragen das Licht in die Welt? Sie tun also Gutes?“, fragte ich freundlich.
„Durch uns befreit das Licht die Welt von der Finsternis“,
entgegnete Kristjana. Sie sprach in einem leichten Singsang, als zitiere sie
aus einer Art Katechismus. „Durch uns befreit das Licht die Welt von dem Bösen.“
„Das tut wahrhaftig not“, entgegnete ich und schob mich
wieder ein paar Schritte Richtung Tür. Wenn die beiden mitbekommen hatten, dass
der Abstand zwischen uns immer größer wurde, so ließen sie es sich jedenfalls
nicht anmerken.
„Die Zorya der Mitternacht bündelt das Licht und nutzt seine
Macht in unser aller Namen.“
„Dieses Wort haben Sie eben schon einmal benutzt“, sagte ich
und setzte eine neugierige Miene auf, während ich noch einmal zwei Schritte
rückwärts ging und hinter mir nach der Tür tastete, doch ich hatte sie immer
noch nicht erreicht. „Was ist denn eine Zorya?“
Kristjana verzog keine Miene, doch Mattias sah mich
irritiert an, bevor er den Blick wieder auf seine Kameradin richtete.
„Es gibt drei Zoryas, die über den Himmel herrschen.
Morgen-, Abend- und Mitternachtsstern werden sie in der Mythologie genannt, und
in der westlichen Welt bezeichnet man sie auch als Auroras, aber wir von der
Bruderschaft nennen sie bei ihrem wahren Namen.“
„Auroras. Das ist hochinteressant.“ Es handelte sich also
eindeutig um einen heidnischen Kult. Wer sonst würde Lichterscheinungen und den
Mond anbeten?
„Der Überlieferung nach stirbt die Sonne allnächtlich in den
Armen der Zorya der Mitternacht und wird jeden Morgen wiedergeboren. Deshalb
müssen Sie sich noch heute Nacht vermählen.“
„Hoppla!“, sagte ich und blieb ruckartig stehen. „Mich
vermählen? Wie bitte?“
„Sie müssen sich mit dem Sakristan vermählen, mit der Sonne“,
sagte Kristjana und nickte in Mattias' Richtung. „Die Zorya hat nur wenig
Macht, bevor sie einen Mann ehelicht und von der Bruderschaft anerkannt wird.“
„Sie sprechen von heiraten, oder?“, fragte ich und
überlegte, ob die Englischkenntnisse dieser Leute tatsächlich so gut waren, wie
ich gedacht hatte.
„Ja, Zoryas werden immer vermählt. So verlangt es der Brauch.“
In diesem Moment beschlich mich ein furchtbarer Verdacht,
und ich war verärgert, doch zugleich auch erleichtert. „Das hat sich der
Reiseveranstalter ausgedacht, nicht wahr? Sie sind gar keine skurrile Sekte -
Sie veranstalten diesen mystischen Hokuspokus nur, um mich darüber
hinwegzutäuschen, dass es sich hier um ein Blind Date handelt, oder?“
„Die Bruderschaft ist ernsthaft darum bemüht, die Welt vom
Bösen zu befreien“, entgegnete Kristjana etwas ungehalten.
„Oh ja, natürlich.“ Ich verschränkte die Arme vor der Brust,
und meine Verärgerung gewann allmählich die Oberhand über die Erleichterung,
dass ich es nicht mit irgendwelchen Spinnern zu tun hatte. Wie sehr sie sich
auch bemühten, ich war nicht bereit, an dieser albernen Inszenierung
mitzuwirken.
„Sie können Audrey von mir sagen, dass ich das nicht
besonders lustig finde.
Ich mache zwar eine Singlereise, aber ich bin nicht so
verzweifelt, dass ich bei einem Rollenspiel mitmache, wie gut der mir
zugedachte Partner auch aussieht.“
Mattias' Stirn glättete sich. „Sie sind mollig, aber das mag
ich. Wir werden in sexueller Hinsicht sehr gut miteinander harmonieren“,
verkündete er lächelnd.
„Hm-hm“, machte ich, weil ich nicht wusste, ob ich beleidigt
oder amüsiert sein sollte. Zumindest musste ich mir keine Sorgen mehr darüber
machen, dass eine sonderbare Sekte Gott weiß was für Rituale mit mir
durchführen wollte.
„Ich bin ein sehr guter Liebhaber“, versicherte Mattias mir,
der es offenbar für nötig hielt, dieses Thema zu vertiefen.
„Nun, ich fühle mich wirklich sehr geschmeichelt, aber wie
gesagt, so verzweifelt bin ich nicht. Nicht, dass ich verzweifelt sein müsste,
um mit Ihnen ins Bett zu steigen, Mattias, aber ich bin sicher, Sie wissen, was
ich meine.“
„Nein, ich glaube nicht“, entgegnete er und runzelte erneut
die Stirn.
Ich ging nicht näher darauf ein und wich mit einem
strahlenden Lächeln im Gesicht noch ein weiteres Stück zurück. „Also, es war
nett mit Ihnen, aber ich denke, ich
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