Dark Road

Schränkchen bei Meakin gesehen, als ich mich dort vorgestellt habe.«
    Der Dachboden war mit seinem Satteldach und einer weiteren Luke sehr klein. Hinter der zweiten Luke waren noch mehr Leitern, die zur Aussichtsplattform in den Bäumen führten. Der Fels war hier sehr steil, und der Dachboden schmiegte sich in die tiefe, dreieckige Felsspalte, in die die Jumps ihr Haus gebaut hatten.
    Zack sah sich blinzelnd um. Er erkannte die üblichen Stapel mit Kisten, die Wollsäcke, die Modelleisenbahn und das Piratenschiff und die Dschungelfestung aus bemaltem Holz und Leinwand. Außerdem waren da noch die Ersatzteile für Clovis’ ständig wachsendes Kartenmaterial, die sonst in seinem Zimmer lagerten: Rollen mit Pergamentpapier, Tintenfässer, Maßband und ein halb bemalter Globus.
    Aber dort stand auf einmal an einer Stelle, die immer ausgesehen hatte wie Stein und die tatsächlich ein mit Kalk überzogener Teil des Felsens war — eine Truhe. Sie war lang, schmal, aufwendig gearbeitet und entlang der Kanten und an den Ecken mit Bronze überzogen.
    Der Deckel stand leicht offen, darunter Dunkelheit.
    »Und, was ist drin?«, flüsterte Zack.
    »Ein Bild und anderes Zeug«, antwortete Clovis leise. »Ich glaube, es hat mit Dad zu tun.«
    »Wirklich, ein Bild? Ein Bild von ihm?«
    Keiner von beiden hatte je ein Foto von ihrem Vater gesehen.
    »Nein. Ich glaube, er hat es gezeichnet. Weißt du noch, dass Mum mal gesagt hat, dass er sich irgendwann überlegt hat, Künstler zu werden? Ich glaube, das hat ihr nicht gerade gefallen.«
    »Sollen wir die Truhe mit runternehmen?«, schlug Zack vor. Irgendwie erschien es ihm hier oben gefährlich. »Ich meine, das ist doch toll, oder? Ein Bild von Dad. Sie wird es sehen wollen, oder nicht? Also ich will es auf jeden Fall sehen ...«
    »Ich glaube, sie kennt es schon«, sagte Clovis langsam. »Ich glaube, sie weiß, dass es hier ist, und kann es sich jederzeit ansehen.«
    »Was?«
    »Denk doch mal nach, Zack. Wir beide haben diese Truhe noch nie gesehen, oder? Wir sind beide hin und wieder hier oben. Sie ist nicht gerade klein. Wir können sie ja nicht übersehen haben, oder?«
    »Stimmt«, sagte Zack.
    »Also muss diese Truhe unser Leben lang in der Wand versteckt gewesen sein. Vielleicht hat sich irgendwo eine Schraube im Mechanismus gelöst, der die Truhe wieder zurückschiebt. Verstehst du denn nicht? Normalerweise ist sie nicht hier. Aber heute ist sie offenbar aus der Wand gekommen, entweder als der Alarm losging oder als wieder alles in die normale Position zurückrutschte. Irgendwas ist da schiefgelaufen.«
    Zack legte die Stirn in Falten. »Aber wenn sie immer in der Wand versteckt ist, woher soll Mum dann wissen, dass es sie gibt? Wie soll sie sie jemals gesehen haben?«
    »Ich schätze einfach, dass sie davon weiß. Sie wusste auch, dass im Sofa ein Gewehr versteckt ist. Sie weiß alles. Wir sind diejenigen, die immer überrascht werden.«
    »Also meinst du, sie hat uns einfach nichts davon gesagt?«
    »Ja«, sagte Clovis. »Wäre ja nicht das erste Mal.«
    Sie standen still nebeneinander.
    »Also hab ich dich geholt«, fügte Clovis hinzu.
    »Gut«, sagte Zack.
    Er ging drei Schritte auf die Truhe zu und kniete sich nieder.
    Er konnte eine zusammengerollte Leinwand darin sehen und andere eingepackte Dinge. Am Boden waren Zeitungen ausgebreitet. Er griff ganz vorsichtig hinein, als wäre die Truhe ein wütendes Ungeheuer und würde sich seinen Arm schnappen.
    »Das ist das Bild«, sagte Clovis. »Ich habe es nicht aufgerollt, sondern nur seitlich hineingeschaut.«
    Während sich der Hund setzte und sie gespannt beobachtete, rollten Zack und Clovis das Bild auf dem Boden aus und stellten Tintenfässer auf die Ecken.
    Langes Schweigen folgte.
    »Was genau meinst du, hat das alles zu bedeuten?«, wisperte Clovis.
    Am unteren Ende war in sauberer Handschrift ein Titel geschrieben: »Der Garten der Trolle«.
    Zuerst dachte Zack, dass er so etwas noch nie gesehen hätte. Dann wurde er von einer Erinnerung erfasst, die wie eine Welle über ihm zusammenschlug, langsam zurückwich und sein Inneres erzittern ließ. Ein Zimmer. War es sein Zimmer?
    Und ein Geruch. Und ein Mann. Lächelte er? Oder weinte er? Und die ganzen Farben, viele Schattierungen von Blau und Grün und die Blumen und Bäume und Tiere, die die Leinwand überzogen ...
    »Ich erinnere mich an etwas bei diesem Bild«, sagte er. »Ich erinnere mich an ihn.«
    Die Flamme von Clovis’ Kerze flackerte und ging aus. Der