Dark Road
nickte Clovis zu.
»Also?«, fragte Zack.
»Also - das war kein echter Silberpfeil. Das war überhaupt kein Polizist. Das war Mr. Anselm Scarspring höchstpersönlich.«
»Was?«
»Verkleidet. Es ist allgemein bekannt, dass er verzweifelt nach allen Informationen über Trolle sucht. Er glaubt nämlich wirklich an sie. Er sucht immer nach Zeugen, als Beweis. Er sei ein bisschen verrückt, heißt es. Er war es auf jeden Fall; er sucht die Orte auf, wo randaliert wurde, um Spuren zu finden. Inkognito.«
»Vielleicht verkleidet er sich einfach gern«, schlug der Kohlenfahrer über die Schulter hinweg vor, als er wieder in seinen Laster stieg.
»Unser Bürgermeister glaubt wirklich an Trolle«, wiederholte der Pyjama-Mann.
Moe, der jetzt zu Zacks Füßen saß, gähnte lauthals. Der Lastwagenfahrer ließ den Motor an und winkte ihnen vom Wagen aus zu.
»Gehen wir«, flüsterte Clovis und sagte laut: »Wir kommen nächste Woche wieder vorbei, etwa zur selben Zeit.«
»Großartig«, sagte der Pyjama-Mann. »Ich sage ein paar ausgewählten Nachbarn Bescheid. Wir freuen uns darauf.«
KAPITEL 23
Später in derselben Nacht. Ein einfaches Glockengeläut war in der ganzen Stadt ertönt und wieder verstummt - der mitternächtliche Alarm, der bekannt gab, dass der Güterzug gleich abfahren würde. Er hatte viele Meilen durch die Wildnis vor sich. Erst nach mehreren Stunden würde er die nächste Stadt im Landesinneren erreichen.
Zacharias und Clovis Jump und ihr Hund Moe fuhren gerade wieder die Wolf Road hinauf. Beide waren zu müde, um sich zu unterhalten, obwohl es einiges zu bereden gab.
Und noch jemand, der sich in der Dunkelheit herumgetrieben hatte, war auf dem Nachhauseweg. Ernesto Scarspring, der Erbe der Familie Scarspring und ihres Vermögens, schlich sich gerade durch eine der zahlreichen Türen, die für die Bediensteten im Scarspring-Haus gedacht waren. Er ging den Flur hinab, an den Küchen vorbei, wo der teure Koch, der extra für diesen Abend engagiert worden war, die ebenfalls eigens engagierten Kellner zusammenstauchte.
Er öffnete eine kleine Tür zu einer gewundenen Hintertreppe. Einige Teile seines Hauses, das Erdgeschoss zum Beispiel, waren elegant und großzügig. Das Obergeschoss aber bestand aus einem Gewirr von engen, holzvertäfelten Korridoren mit quietschenden Dielen. In der Stadt Rockscar wurde kein Platz vergeudet. Selbst hier in Merchant’s Hill waren die Häuser in Terrassen angelegt. Jedes Haus war ausgebaut oder erweitert worden, manchmal sogar über das Dach des Nachbarn hinweg, und alle drängten sich aneinander wie schief und zu eng stehende Zähne.
Ernesto hatte Großtanten, Cousins zweiten Grades und Großeltern, und alle fanden sie Platz in diesem labyrinthähnlichen Haus. Sein eigenes Zimmer war ganz oben im vierten Stock, mit Blick auf die enge Straße und die Hausdächer und in der Ferne auf Mock Beggar, Sugar Town und den Hafen. Dahinter gab es nur noch das Meer und den sanften wiederkehrenden Schein des Leuchtturms.
Er ging hinein und schloss leise die Tür hinter sich. Dann nahm er seinen Kapuzenmantel ab und streifte seine ramponierten Schuhe von den Füßen. Jetzt, wieder in Sicherheit, bewegte er sich langsam, wie jemand, der Schmerzen hat. Sein unordentliches Zimmer mit dem Schreibtisch, den vollen Bücherregalen, dem gerahmten Bild seiner Eltern, dem Mikroskop, dem Teleskop und dem vergoldeten, beweglichen Sternensystem schien er gar nicht wahrzunehmen. Er dachte nur an seine geliebte Katze, die jetzt schon seit fünf langen Tagen verschwunden war.
Er trat an das eine kleinere Fenster. Wie immer stand es offen, damit sie hereinspringen konnte. Er saß eine Weile da und starrte in die salzige, regnerische Nacht, folgte mit den Augen ihren Lieblingswegen von einem Dach zum nächsten, entlang der Simse und Brüstungen, die das Scarspring-Haus und die Häuser der Nachbarn zierten. Und suchte dann ihren Rückweg ab zurück zu seinem Haus bis auf diesen Fenstersims.
Ernesto hatte sich an die Einsamkeit gewöhnt. Er fand Trost in Fakten, in seinen Büchern und in seinen eigenen Ideen. Er hatte sich Mäuse gehalten und ein Becken mit winzigen roten und silbernen Fliegenden Fischen. In einem Frühling hatte er sogar ins Landesinnere gesandt, um eine Kiste mit Grillen zu erstehen, die als Schlangenfutter angeboten wurden. Er hatte sie freigelassen. Und dann hatte er sie, von eben diesem Fenster aus, dabei beobachtet, wie sie sich singend und hüpfend über die Dächer
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