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Dark Road

Titel: Dark Road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Haptie
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Augen der Menschen.
    »Das genügt wohl«, zischte Anselm und verdrehte die Augen in Ernestos Richtung. Er tätschelte Cordelias Arm. »Vergiss das einfach, Liebes, mein Neffe ist kein Experte, was Filme angeht.«
    »Aber wie kannst du denken, dass ich genauso aussehe wie mit der falschen Nase?«, kreischte Cordelia.
    »Tut mir leid«, setzte Ernesto verzweifelt an und fügte dann, weil er an nichts anderes denken konnte, hinzu: »Meine Katze ist verschwunden. Cook, unser Koch, hat sie mir als Junges gebracht, die Katze meine ich. Ich war damals drei. Sie war mein ganzes Leben lang bei mir. Die Katze, meine ich ...«Er schluckte schwer.
    »Oh, deine Katze«, sagte Cordelia und ihre schönen Augen wurden sogar noch größer. »Du Armer ... oh, du Armer ... aber ich bin mir sicher, der Bürgermeister hilft dir bei der Suche. Er ist so ein guter Mann und kennt so viele Leute. Warum wendet ihr euch nicht ans Radio, Anselm, und du gibst eine Suchmeldung raus? Sicherlich ...«
    »Würdest du uns kurz allein lassen, Cordelia, meine Liebe?«, unterbrach sie Anselm. »Ich muss dringend mit Ernesto sprechen. Ich hatte meinen Verwalter losgeschickt, damit er ihn holt, kurz bevor das arme Kind ohnmächtig geworden ist.«
    Ein Kellner trat mit einem Tablett voller Gläser auf sie zu.
    »Nimm dir doch etwas Champagner«, säuselte Anselm Cordelia zu und küsste sie auf die Wange. »Und ehe du dich versiehst, bin ich zurück.« Er nahm ein Glas und drückte es ihr in die Hand.
    Dann führte er Ernesto am Ellbogen durch die Menge, um die Tische herum und schließlich durch die Tür am Ende des Foyers, die in die Privaträume führte.

 
KAPITEL 25
    Ernesto hörte, wie die Band wieder anstimmte. Dann schloss sich die schwere Mahagonitür hinter ihnen, und alles war auf einmal unbehaglich still. Anselm drängte ihn über den Teppich im Korridor in sein Büro.
    Dieses Büro war das Herz des Scarspring-Imperiums. Ein Zimmer, das kein Gast jemals zu sehen bekam. Für solche Zwecke gab es im Obergeschoss ein helles, sonniges Büro voller Aktenschränke mit Ordnern über die Wohltätigkeitsmaßnahmen der edelmütigen Scarspring-Stiftung.
    Auch in diesem Büro standen Regale voller Ordner. Aber es gab kein Fenster. Es gab zwei Schreibtische, einen für Anselm und einen für Steward Golightly, und mindestens sechs große schwarze Telefone. Auf Anselms Schreibtisch türmten sich Tabellen und Diagramme des Wassersystems, das die Stadt versorgte: Rohre, unterirdische Wassertanks, Schleusen, Kanäle und Abwasserleitungen. Detaillierte Straßenkarten von Rockscar hingen an den Wänden, auf denen an allen Stellen Kupfernadeln steckten, die gerade für die mächtige Scarspring Wassergesellschaft interessant waren. Ein Bronzemodell von Anselms Rennpferd mit dem Namen »Fliegender Holländer« stand neben einer Wasserkaraffe, auf der das Scarspring-Wappen zusammen mit ihrem Motto »Scarspring-Besitz« eingraviert war.
    »Setz dich, Ernesto«, sagte Anselm.
    Ernesto setzte sich.
    Die Party, die Jazzband und das Mädchen, das ohnmächtig geworden war, schienen in eine andere Welt zu gehören. Nur noch dieser dunkle Raum existierte. Und Anselm in seiner makellosen Abendgarderobe, deren Manschettenknöpfe aufblitzten, als er sich jetzt in seinem geschnitzten Drehstuhl zurücklehnte und die Hände hinter dem Kopf verschränkte.
    Ernesto wartete, doch dann hielt er es nicht mehr aus.
    »Ich habe Fischer immer noch nicht gefunden«, sagte er. »Ich habe vier Nächte lang nicht geschlafen. Ich habe überall Zettel ausgehängt. Belohnung für eine ältere grau-silberne Tigerkatze. Zuletzt in der Scarspring Street gesehen.«
    »Das tut mir leid. Aber wir sind nicht hier, um über deine Katzensuche zu sprechen«, sagte Anselm.
    Der goldene Reisewecker auf dem Regal hinter ihm gab ein paar hohe, kurze Töne von sich. Dann schlug es zwei Uhr. Anselm öffnete eine Zigarrenkiste.
    »Möchtest du eine?«
    Ernesto schüttelte den Kopf. »Nein. Lieber nicht.«
    Er blinzelte, als sich Anselm seine Zigarre anzündete. Eine blaue Rauchwolke stieg in die Luft.
    »Warum willst du eigentlich keine Zigarre? Du bist jetzt alt genug. Oder zumindest solltest du es sein. Zwölf, oder?«
    »Ich will meine Lungen nicht mit Rauch füllen«, sagte er ruhig.
    Anselm brach in Gelächter aus. »Aha.Vergiss es, aber hör mal zu. Du bist der Erbe all dessen«, er beschrieb einen Bogen mit seiner ausgestreckten Hand, »wie wir beide wissen. Nun, wir Scarsprings sind nicht dahin gekommen,

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