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Dark Road

Titel: Dark Road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Haptie
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Freund.
    Ernesto räusperte sich. Gerade hatte er seinen Onkel entdeckt, Bürgermeister Anselm Scarspring höchstpersönlich, wie er mit einer schlanken jungen Frau an seinem Arm aus dem Tanzsaal trat. Anselm hob sein Glas zu Ernesto und blieb dann abwartend stehen, mit einem Gesichtsausdruck, als dächte er an andere Dinge.
    »Ich ... ich ... also ich möchte mich ... bei euch allen ... bedanken ...«, nuschelte Ernesto. Er schwieg. Es war eindeutig nicht genug, sich zu bedanken, er musste noch mehr sagen. Mit der Ankunft des Bürgermeisters war es still geworden im Foyer.
    Ernesto wurde schlecht. Er schaute hinab in die vielen, vielen Gesichter, von denen schon einige zu schmunzeln begannen, und fuhr sich panisch mit der Zunge über die Lippen. Er fmg den Blick eines Mädchens auf, das gekleidet war wie eine jüngere Version der anderen Frauen im Saal. Ihre Lippen waren dunkelrot und eine weiße Blume steckte in ihrem kurzen, lockigen Haar.
    Auch sie lächelte, aber es war kein höhnisches Lächeln, sondern ganz und gar anders. Sie hob die Augenbrauen, als würden sie sich gut kennen und als wäre dies ihr geheimes Signal. Dann kippte sie mit einem kleinen Aufschrei zur Seite, ließ ihr Glas fallen, das laut am Boden zerschlug, und die Leute in ihrer Nähe wichen zurück. Sie blieb bewegungslos am Boden hegen.
    Einen Augenblick lang drehten sich alle zu ihr um. Steward Golightly vergaß sein Lieblingsspiel, Ernesto zu quälen. Ernesto gelang es, sich schnell an ihm vorbeizuschieben und über die Treppe nach unten zu fliehen. Die Menge wich ihm aus, als er den Saal durchquerte, und er kniete sich neben den anderen Gästen zu dem Mädchen hinab.
    Jeder hatte irgendwelche Vorschläge — Luft, Whiskey und ein Glas Wasser waren die gängigsten. Eine Frau erklärte lautstark, dass ihr Kleid mit Rotwein vollgespritzt sei, weil das Mädchen in jemanden gefallen war, der dann auf sie gefallen war.
    Von Nahem sah das Mädchen noch jünger aus. Sie hatte sich halb aufgerichtet und wurde vom Saxofonspieler der Band gestützt - ein großer Mann mit grünem Hut.
    »Es tut mir sehr leid um Ihr Kleid«, sagte sie jetzt mit gedrückter Stimme. »Sicher übernimmt meine Mutter die Reinigung.«
    »Beachte diese Frau gar nicht, Frankie«, flüsterte ihr der Saxofonspieler zu. »Sie hat für jeden Tag im Jahr zwei verschiedene Kleider und sieht in jedem einzelnen aus wie ein Lama.«
    Das Mädchen machte ein Geräusch, als hustete sie.
    »Kann ich dir helfen?«, fragte Ernesto. »Ist sie ohnmächtig geworden?«
    Er kniete in einem Gewirr aus lauter Beinen. Alle Bandmitglieder schienen sich hier versammelt zu haben. Einer der Kellner schob sich mit einer Decke, einem Whiskey-Flakon und einer Schüssel mit heißem Wasser an ihm vorbei. Ernesto kippte rückwärts.
    »Immer sachte«, sagte eine seidige Stimme hinter ihm. »Wenn du ein Ritter in schimmernder Rüstung sein willst, Ernestino, musst du aufrecht stehen können.«
    Es war natürlich Anselm, der stete Zeuge jeder Erniedrigung, die Ernesto jemals widerfuhr.
    Ernesto rappelte sich auf. Auch das Mädchen war jetzt wieder auf den Beinen und wurde von zwei Bandmitgliedern gestützt. Er konnte ihr Gesicht nicht sehen. Gerade als er ihr folgen wollte, spürte er eine Hand auf seiner Schulter.
    »Das ist Cordelia Defoe«, sagte Anselm. »Cordelia, das ist mein Neffe Ernesto.«
    »Happy Birthday«, hauchte Cordelia.
    Ernesto kannte sie. Sie war ein Star der Rockstar City Film Studios. Erst kürzlich hatte er sie in einem Film gesehen. Was hatte sie gespielt, eine Krankenschwester? Oder war sie eine Art Vampir?
    »Vielen ... vielen Dank«, sagte er.
    »Ach komm schon«, sagte Anselm. »Das kriegst du doch besser hin. Wir versuchen, Ernesto dazu zu bringen, ein wenig geselliger zu werden, Cordelia, aber das ist harte Arbeit.«
    Ein kurzes Schweigen folgte. Aus den Augenwinkeln sah Ernesto, wie das Mädchen und die Band in der Menge verschwanden.
    »Ich habe neulich einen Film mit Ihnen gesehen«, sagte er vorsichtig. »Waren Sie ... waren Sie die dämonische Zahnarzthelferin aus der Hölle?«
    »Ja, tatsächlich«, sagte Cordelia. »Aber wie hast du mich denn erkannt, ohne die schreckliche Perücke, die Warzen und die falsche Nase?«
    »Ich finde gar nicht, dass Sie so viel anders aussehen«, sagte Ernesto wahrheitsgemäß. Ihre Augen waren groß, leicht schräg und so grün wie frisches Gras. Sie sahen genauso aus, wie sie im Film ausgesehen hatten; Ernesto merkte sich hauptsächlich die

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