Dark Road
vereinnahmend, was die wilden Zedern angeht, egal wo sie wachsen. Sie mögen keine Explosionen. Sie wollen keine Löcher in ihrem kostbaren Berg. Sie glauben, die Wildnis gehöre ihnen. Wir haben nach neuen Quellen gesucht, hier und hier und hier«, er stach mit dem Finger auf die Karte ein. »Und ein Troll versucht uns aufzuhalten. Aber er wird uns nicht aufhalten, Ernesto.«
»Steward Golightly sagt, dass Trolle nur dummer Aberglaube sind ...«
»Es ist mir egal, was irgendjemand sagt«, knurrte Anselm. »Es gibt Trolle! Es gibt alles Mögliche! Dieser eine Troll existiert auf jeden Fall, und du wirst ihn fangen!«
»Was?«
»Du hast mich verstanden. Und wenn du mir den Troll gebracht hast, dann kannst du deine Katze zurückhaben. Fragen helfen dir gar nichts. Nur Golightly weiß, wo sie ist.«
»WAS?«
»Tu es einfach, Ernesto! Komm raus aus deinem Zimmer mit deinen Schmetterlingsbüchern und gesell dich zu uns in die wirkliche, stinkende Welt!«
Ernesto konnte nichts sagen. Er starrte seinen Onkel nur an.
»Du kannst jetzt gehen«, sagte Anselm und griff wieder nach seinem Glas. Seine Augen waren rot gerändert und blickten bereits auf etwas in weiter Ferne.
KAPITEL 26
Ernesto schloss die Tür sehr leise hinter sich.
Dann ging er durch den Flur zurück in das Foyer, wo er von der Musik der Jazzband empfangen wurde. Viele Stimmen vermischten sich in den Unterhaltungen und es roch schwer nach teurem Parfüm. Das Foyer war voller Leute, die auf ihre Fahrer warteten. Die Party war fast vorbei.
Er hatte vor, direkt zur Treppe und in sein Zimmer zu gehen. Doch dann bemerkte er ein Mädchen mit einer weißen Blume im Haar. Zuerst wusste er gar nicht mehr, warum er sie kannte oder was passiert war. Das schreckliche Gespräch mit Anselm hatte alles andere aus seinen Gedanken gelöscht.
Sie stand an der Tür zum Tanzsaal. Neben ihr eine große Frau, die bereits in einen schweren Pelzmantel gehüllt war.
Aber natürlich! Sie war ohnmächtig geworden oder hatte es zumindest vorgegeben — sie hatte ihm geholfen. Er ging auf sie zu.
Das Mädchen war fast abfahrbereit. Sie trug jetzt einen kurzen grauen Mantel aus irgendeinem seidigen Material mit einem Samtkragen und großen samtbezogenen Knöpfen. Als Ernesto auf sie zuging, nahm sie gerade die Blume aus dem Haar und heftete sie an eine graue Filzmelone. Alles an ihr war gepflegt, hübsch und anspruchsvoll.
Sie sah ihn und lächelte ein schnelles, geheimes Lächeln.
Sich nach allen Seiten entschuldigend, um sich den Weg zu ihr zu bahnen, war Ernesto fast bei ihr angekommen, als ihm einfiel, dass er gar nicht wusste, was er ihr sagen sollte. Jemand stieß gegen ihn, er taumelte nach vorn und sein Gesicht landete in der üppigen Vorderseite des Mantels der großen Frau.
»Vorsichtig, Master Ernesto«, sagte sie mit rauchiger Stimme. »Ich erwarte ein Kind.« Sie half ihm, sich wieder aufzurichten, und hielt ihn am Arm. Er wusste, dass er sich entschuldigen sollte, aber er konnte nicht sprechen.
»Mach dir keine Sorgen«, sagte die Frau heiter. Er schwankte ein wenig auf den Beinen und fragte sich, ob jetzt auch er ohnmächtig werden würde. Sie griff erneut nach seinem Arm und stützte ihn. Ihre Stimme war warm und vertraut — wo hatte er sie schon gehört?
»Mein Name ist Ernesto«, sagte er.
»Das wissen wir«, kicherte das Mädchen. »Ich bin Frankie Brown. Und das ist meine Mutter. Sie schreibt Manuskripte für Radio Excelsior. Wir brechen jede Minute auf.«
»Bitte danke doch deinem Onkel für die Einladung«, sagte die Frau, wobei sie Ernesto immer noch genau beobachtete.
»Ja«, sagte Ernesto.
»Happy Birthday, Mr. Ernesto«, rief der Saxofonspieler der Band und hob seinen grünen Filzhut in seine Richtung. »Bis später, Rose. Und du, werd nicht wieder ohnmächtig, kleine Frankie.«
»Geht es dir wieder gut?«, fragte Ernesto.
Frankie grinste. »Was denkst du wohl?«
»Ich habe versucht, etwas zu sagen, aber mein Onkel … mein Onkel ...« Ernesto bemerkte mit Schrecken, dass sich seine Augen mit Tränen füllten.
»Ihr Wagen ist hier, Miss Brown«, sagte ein Mann in weinroter Uniform.
»Keine Sorge«, flüsterte Frankie. »Ich hab nur so getan. Ich dachte, du wüsstest das. Ich mag es nur nicht, wenn jemand in der Klemme steckt, das ist alles. Mum sagt, ich bin wie ihre Detektivin, nur dass sie älter ist als ich. Dinah Dibbs, kennst du sie?«
Ernesto nickte. Seine Kehle war wie zugeschnürt. Alles um ihn herum schien zu
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